Anthropologen entdecken ältesten Friedhof des Mittleren Ostens

Freigelegte Skelette (isa A. Maher, Jay T. Stock, Sarah Finney, James J. N. Heywood, Preston T. Miracle, Edward B. Banning. A Unique Human-Fox Burial from a Pre-Natufian Cemetery in the Levant (Jordan). PLoS ONE, 2011; 6 (1): e15815 DOI: 10.1371/journal.pone.0015815))
Freigelegte Skelette (isa A. Maher, Jay T. Stock, Sarah Finney, James J. N. Heywood, Preston T. Miracle, Edward B. Banning. A Unique Human-Fox Burial from a Pre-Natufian Cemetery in the Levant (Jordan). PLoS ONE, 2011; 6 (1): e15815 DOI: 10.1371/journal.pone.0015815))

Anthropologen der Universität von Toronto und der Universität von Cambridge haben im Norden Jordaniens den ältesten Friedhof des Mittleren Ostens entdeckt. Er umfasst Gräber, welche menschliche Überreste und die eines Rotfuchses enthalten, was darauf hindeutet, dass Rotfüchse möglicherweise lange vor Hunden von Menschen als Haustier gehalten wurden.

Die 16.500 Jahre alte Ausgrabungsstätte in Uyun al-Hammam wurde im Jahr 2000 während einer Expedition der Universität von Toronto von Professor Edward (Ted) Banning und Lisa Maher, einer Dozentin für Anthropologie an der Universität von Toronto und außerdem wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität von Cambridge, entdeckt. „Kürzliche archäologische Ausgrabungen haben die Überreste von mindestens elf Individuen freigelegt – das sind mehr als von allen anderen Stätten dieser Art zusammengezählt“, sagte Banning vom Institut für Anthropologie der Universität von Toronto.

Vorangegangene Untersuchungen hatten die ältesten Friedhöfe der Region auf eine etwas spätere Zeitperiode datiert (das Natufien vor rund 15.000 bis 12.000 Jahren). Diese waren für mehrere Begräbnisse von Menschen mit Hunden bekannt. In einem Fall wurde eine Frau mit ihrer Hand auf einem Hund begraben, in einem anderen wurden drei Menschen mit zwei Hunden und Schildkrötenpanzern bestattet. Die neue Studie zeigt, dass manche dieser Praktiken und Rituale schon früher auftraten.

Die meisten Individuen der Ausgrabungsstätte in Jordanien wurden mit so genannten Grabbeigaben gefunden, darunter Steinwerkzeuge, ein Löffel aus Knochen, Teile von Tieren und Roter Ocker, ein eisenhaltiges Mineral. Ein Grab enthielt den Schädel und den rechten Oberarmknochen eines Rotfuchses, wobei Roter Ocker an den Schädel gelehnt war. Außerdem fand man Knochen von Hirschen, Gazellen und wilden Rindern. Ein in der Nähe befindliches Grab beinhaltete das nahezu komplette Skelett eines Rotfuchses mit Ausnahme des Schädels und rechten Oberarmknochens. Dies spricht dafür, dass Teile desselben Tieres in prähistorischen Zeiten von einem Grab in das andere gelegt wurden.

„Was wir hier gefunden zu haben scheinen, ist ein Fall, in dem ein Fuchs getötet und neben seinem Besitzer begraben wurde“, sagte Maher, die die Ausgrabungen vor Ort leitet. „Später wurde das Grab aus irgendeinem Grund erneut geöffnet und die menschlichen Überreste wurde an einen anderen Ort gebracht. Aber weil die Verbindung zwischen dem Fuchs und dem Menschen so stark war, hat man den Fuchs ebenfalls mitgenommen.

Die Wissenschaftler denken, dass Füchse zu dieser Zeit ähnlich wie Hunde behandelt wurden. Es könnten frühe Versuche gewesen sein, Füchse zu zähmen, aber es war keine erfolgreiche Domestizierung. Studien haben gezeigt, dass Füchse zwar unter menschliche Kontrolle gebracht werden können, jedoch ist dies aufgrund ihrer schüchternen Natur nicht einfach. Das würde erklären, warum stattdessen der Hund den Status als „bester Freund des Menschen“ bekam.

„Es ist auch erwähnenswert, dass die Gräber andere tierische Überreste enthielten, deswegen können wir bis jetzt nur die Fuchs-Hund-Analogie anwenden“, sagte Banning. „Wir sollten uns daran erinnern dass prähistorische Jäger und Sammler oftmals soziale Beziehungen zu vielen wilden Tieren unterhielten, darunter auch Tiere, die sie jagten. Dies führte zu mehreren Wegen, die Überreste der toten Tiere zu behandeln, insbesondere die Beziehungen zwischen bestimmten Menschen und bestimmten Tieren. Banning sagte, dass die „Haustier“-Hypothese nur eine von vielen sei, die mit modernen Meinungen über die Beziehungen zwischen Menschen und Hunden zusammenpasst.

So oder so gibt der Fund wichtige Hinweise auf Bestattungsrituale in der prähistorischen Vergangenheit, weil dasselbe Grab, welches die Fuchsüberreste enthielt, auch andere Knochen beherbergte.

Banning hob die ungewöhnlich hohe Anzahl und Vielfalt der Knochen hervor und sagte, dass dies die Ausübung sehr frühzeitiger Bestattungsrituale vermuten lasse, bei denen ausgewählte Tiere mit Menschen begraben wurden. Die Ausgrabungsstätte könne sowohl unser Verständnis von der Entwicklung von Begräbnisritualen erweitern, als auch unser Verständnis vom Beginn der Domestizierung von hundeartigen Tieren, erläuterte Banning.

(SOM)

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