Invasive Pflanzenarten sind weltweit ein ernstes ökologisches, ökonomisches und soziales Problem, weil ihre Anwesenheit zum Verlust von biologischer Vielfalt führen und Funktionen des Ökosystems, etwa den Nährstoffkreislauf, beeinträchtigen kann. Trotz erheblicher Forschungsanstrengungen weiß man recht wenig darüber, warum manche Spezies in neuen Lebensräumen die Vormachtstellung über einheimische Pflanzenarten erlangen können, obwohl diese eigentlich im Vorteil sein sollten.
Eine bekannte aber wenig getestete Annahme ist, dass diese Pflanzen öfter in eingeführten als in einheimischen Gemeinschaften vorkommen, weil sie ein spezielles Verhalten an den Tag legen. Wenn das wahr ist und eingeschleppte Spezies sich tatsächlich anders verhalten, bedeutet dies, dass man mit Hilfe besonderer Screening-Verfahren darüber spekulieren muss, wie sich eine Spezies nach ihrer Einschleppung verhalten wird – eine sehr schwierige Aufgabe.
Eine weltumspannende Gemeinschaft, das „Nutrient Network“ hat diese Vermutung nun für 26 krautige Pflanzenarten an 39 Standorten auf vier Kontinenten getestet und die Ergebnisse im Fachmagazin Ecology Letters veröffentlicht. Die Hauptautorin, Jennifer Firn von der Queensland University of Technology (Australien), fand heraus, dass die Hypothese nicht für die Mehrheit der Spezies gilt. 20 der 26 untersuchten Arten waren an den Orten, an denen sie eingeschleppt wurden, in vergleichbarer oder sogar geringerer Anzahl vorhanden als an den Orten, wo sie heimisch sind.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass invasive Pflanzenarten in ähnlicher oder geringerer Anzahl an den eroberten und einheimischen Orten auftreten und dass Erhöhungen des Pflanzenaufkommens der Spezies eher ungewöhnlich sind. Stattdessen fanden wir heraus, dass das Aufkommen an einheimischen Orten das Aufkommen an den Orten vorhersagen kann, wo sie eingeführt wurden – ein Kriterium das von aktuellen Screening-Verfahren nicht berücksichtigt wird. Wir fanden außerdem Orte in Neuseeland und der Schweiz, welche in ihrer Artenvielfalt vergleichbar sind, in manchen Fällen mehr als zehn Arten, alle mit einem ähnlichen Aufkommen“, sagte Dr. Firn.
Diese Studie ist die erste, die vom Nutrient Network veröffentlicht wird. Das Nutrient Network wird an den Untersuchungsorten von eigenständigen Forschern geleitet und durch finanzielle Unterstützung vom NSF (Dr. Elizabeth Borer) und der University of Minnesota (Dr. Eric Seabloom) koordiniert.
„Das Nutrient Network ist die einzige Zusammenarbeit dieser Art, wo eigenständige Forscher dasselbe Experiment an Orten auf der ganzen Welt durchgeführt haben. Drei Jahre lang haben wir an über 60 Orten mittels standardisierter Protokolle Daten über Populationen, Vegetation und die Ökosysteme gesammelt, darunter spezifische Daten über Pflanzenaufkommen und -verbreitung. Das verwendete Konzept ist einfach, aber es liefert einen neuen, globalen Ansatz, um viele kritische ökologische Sachverhalte zu untersuchen, wie zum Beispiel invasive Arten oder Klimaveränderungen“, sagte Borer.
Quelle: http://www.alphagalileo.org/ViewItem.aspx?ItemId=94844&CultureCode=en
(THK)
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