Filamentartige Hirngespinste in der australischen „Apex Chert“-Felsformation

Felsformation am Apex Chert. (Hiroshi Ohmoto, Yumiko Watanabe/ Pennsylvania State University)
Felsformation am Apex Chert. (Hiroshi Ohmoto, Yumiko Watanabe/ Pennsylvania State University)

Vor 20 Jahren japste die paläontologische Forschungsgemeinde nach Luft, als Geowissenschaftler die Beweise für die ältesten Fossile von Bakterien auf dem Planeten enthüllten. Nun zeigt ein in Nature Geoscience veröffentlichter Artikel, dass die Filamentstrukturen, die so wichtig für die Beschreibungen der Fossilien waren, keine Relikte von urzeitlichem Leben waren, sondern stattdessen aus anorganischem Material bestehen.

Die in der 3,5 Milliarden Jahre alten „Apex Chert“-Felsformation im Westen Australiens gefundenen Fossilien wurden gemeinhin als sauerstoffproduzierende Cyanobakterien angesehen, aber es gab und gibt Debatten darüber, ob es tatsächlich Fossilien sind. Ein Kernargument dagegen ist, dass die Felsformation, welche einstmals ein Stück flachen Meeresbodens war, jetzt für ein ehemals hydrothermal aktives Gebiet gehalten wird. Hydrothermal aktive Regionen weisen oft komplexe anorganische chemische Wechselwirkungen auf und die Überreste dieser Prozesse wurden manchmal als biologische Fossilien missinterpretiert.

„Unglücklicherweise befinden sich die propagierten Cyanobakterien in manchen der chaotischsten Gesteinsschichten, die ich in meinem Leben gesehen habe. Mit basaltischer Lava reich an Zinn, Zink und Kupfer, durchzogen von Eisenoxid und Quarz, ist der Fels ein Kuddelmuddel“, sagte Paläobiologe Martin Brasier von der University of Oxford (Großbritannien). Die Studien zur Untersuchung der Fossilien variierten in ihren Ergebnissen. Manche argumentierten, dass die Verzweigungen und filamentartigen Mikrostrukturen aus nicht-biologischem Kohlenstoff in der Form von Graphit bestehen. Andere sagen, sie seien Kerogene, eine Komponente die biologisch erzeugt werden kann.

Um das Problem zu ergründen, sammelten Alison Olcott Marshall und ihr Team von der University of Kansas in Lawrence neue Proben der „Apex Chert“-Formation und führten tiefgreifende Analysen durch.

Die Forscher schnitten 300 Mikrometer große Teile aus den Filamenten heraus, genau wie die Teams vor ihnen auch, um sie unter dem Mikroskop zu studieren. Aber sie schnitten auch 30 Mikrometer große Teile heraus, um der Probe mehr Licht zukommen lassen zu können. Dies offenbarte, dass die Filamente Brüche in der Matrix des Gesteins waren und dass sie mit einem hellen, klaren Mineral und einem dunklen plattenartigen Mineral gefüllt waren. Dann wendeten die Forscher sich der Raman Spektroskopie zu, einem Prozess, der einen Laser benutzt, um die Mineralien zu identifizieren: das dunkle Mineral war Hämatit und das leichte war Quarz. Keines davon ist biologischen Ursprungs.

Ihre Ergebnisse lösen keine Jubelgefühle aus. „Nach fast 30 Jahre andauernden Anstrengungen, den Beweis für Leben auf 3,5 Milliarden Jahre oder darüber hinaus zu datieren, werden wir daran erinnert, dass der Altersrekord mehr mit Komplikationen verbunden ist als wir jemals gedacht haben“, sagte Geologe Stephen Mojzsis an der Univerity of Colorado in Boulder.

Brasier, der eine Schlüsselrolle dabei hatte, zu zeigen, dass der Apex Chert von einem hydrothermalen Schlot stammt, sagte, dass er von dem Ergebnis nicht überrascht sei. „Wir fanden im Jahre 2002 ein Fossil namens ‚Rote Banane‘, das uns zu der Argumentation brachte, nach der viele der mikrofossilen Strukturen aus Hämatit bestehen“, meinte Brasier.

Obwohl die filamentartigen Strukturen jetzt nicht biologischen Ursprungs zu sein scheinen, fand die Studie ein faszinierendes Detail in der Felsmatrix, welche die Filamente umgibt: Es enthielt kohlenstoffhaltiges Material, das möglicherweise von lebenden Dingen erzeugt worden sein könnte.

Olcott Marshall zufolge könnte dieses kohlenstoffhaltige Material versehentlich von anderen Forschungsteams untersucht worden sein, und eine Rolle dabei gespielt haben, die Filamente als biologischen Ursprungs zu identifizieren. Brasier stimmt dem nicht zu und vertritt die Ansicht, dass die Beteiligten Leben so sehr finden wollten, dass sie das Offensichtliche ignorierten. „Es gibt eine vorsätzliche Blindheit, was diese Strukturen betrifft, die manchmal mehr mit lokaler Politik als mit der globalen Wahrheit zu tun hat“, sagte er.

Auch wenn das kohlenstoffhaltige Material in der Vergangenheit Probleme verursacht hat, so gibt es doch einen Funken Hoffnung, dass die „Apex Chert“-Felsformation Beweise für urzeitliches Leben enthält. „Ich bleibe optimistisch wie immer, aber wir müssen daran denken, die höchsten Standards einzuhalten“, sagte Brasier.

Olcott Marshall stimmt zu. „Die Frage, ob diese Felsen Leben enthalten oder nicht, ist noch viel schwieriger geworden.“

Quelle: http://www.nature.com/news/2011/110220/full/news.2011.110.html

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*