Relativ harmlose Mikroben, die Wasseraufbereitungsanlagen passieren, könnten es ungefährlichen Bakterien wie den Legionellen erlauben, sich in der Trinkwasserversorgung zu vermehren, warnten Forscher in einer internationalen Studie.
Jacquie Thomas, eine Doktorandin für Umwelttechnik am Water Research Centre der University of New South Wales und Nicholas Ashbolt vom National Exposure Research Laboratory der US-Umweltschutzbehörde fanden heraus, dass die Mikroben – bekannt als „frei lebende Amöben“ – regelmäßig die kommunalen Wasserversorgungssysteme weltweit durchqueren und sich in den Endstellen, beispielsweise Wasserhähnen, Duschköpfen oder Wassertanks, vermehren.
Manche Arten frei lebender Amöben können gelegentlich ernsthafte Krankheiten auslösen.
Viel beunruhigender ist die Tatsache, dass Amöben Bakterien wie Legionellen oder Mykobakterien tragen können, die eine potenziell tödliche Erkrankung der Atemwege verursachen, welche als Community-aquired Pneumonia (CAP) bezeichnet wird. Junge Kinder und ältere Menschen sind am anfälligsten für CAP.
In 26 australischen und internationalen Studien fanden die Wissenschaftler heraus, dass frei lebende Amöben in 45 Prozent aller nachbehandelten Wasserproben vorhanden waren.
„Diese Amöben wurden in aufbereitenden Wasserversorgungssystemen auf der ganzen Welt gefunden und stellen ein wachsendes Gesundheitsrisiko dar, auch wenn dieses noch nicht bewertet wurde“, sagte Thomas.
Über die im Journal Enviromental Science and Technology veröffentlichte Arbeit wurde im Sydney Morning Herald berichtet.
Amöben und die Bakterien, welche sie tragen, sind in der Lage, Infektionen durch das Einatmen von schwebenden Wassertröpfchen zu verursachen und lösen wachsende Besorgnis bei internationalen Gesundheitsbehörden aus, insbesondere in entwickelten Ländern, in denen die Bevölkerung überaltert. Legionellen wurden seit 2001 als dritthäufigste Ursache für wasserbedingte Krankheitsausbrüche in den Vereinigten Staaten identifiziert.
Frau Thomas sagte, von frei lebende Amöben sei bekannt, dass die Wasseraufbereitungsanlagen durchqueren können und bei diesem Vorgang jedes potenzielle Legionellen- oder Mykobakterium in ihnen schützen. Diese Bakterien sind dann in der Lage, ihre Anzahl und ihre Ansteckungsfähigkeit drastisch zu erhöhen, was ein größeres Gesundheitsrisiko für die Wasserbenutzer bedeutet.
„Die Krankheitslast, die durch die Einwirkung von mit Amöben und Bakterien verunreinigtem Trinkwasser verursacht wird, könnte viel größer sein als wir erkennen, weil die Quellen von CAP-Infektionen nur selten gefunden werden“, erklärte Thomas.
„Es sind dringend mehr Untersuchungen erforderlich, bevor genaue Risikobewertungen vorgenommen werden können, um den Einfluss der bakterientragenden Amöben auf die menschliche Gesundheit – in Haushalten und Behörden – zu beurteilen.
„Die Studie wirft auch die Frage auf, wo die Aufbereitung des Trinkwassers stattfinden sollte – am Anfang des Verteilungssystems oder lokal vor Ort.“
Interessanterweise zeigte eine Probe von entsalztem Wasser keine Anzeichen von Amöben, was darauf hindeutet, dass die Entsalzung eine Rolle bei der zukünftigen Aufbereitung spielen könnte.
Quelle: http://www.unsw.edu.au/news/pad/articles/2011/feb/water_study.html
(SOM)
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