In Utah (USA) hat man eine neue Dinosaurierart – Brontomerus mcintoshi, oder „Donnerschenkel“ nach ihren enorm kräftigen Beinmuskeln – entdeckt. Die neue Spezies wird in einer Studie beschrieben, die von einem internationalen Forschungsteam aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten kürzlich im Journal Palaeontologica Polonica veröffentlicht wurde.
Als Mitglied der langhalsigen Sauropoden, zu denen auch Diplodocus und Brachiosaurus gehören, könnte Brontomerus seine kräftigen Beine als Waffe benutzt haben, um Raubsaurier zu treten, oder um raues, hügeliges Gelände zu überwinden. Brontomerus lebte vor rund 110 Millionen Jahren während der frühen Kreidezeit und hatte wahrscheinlich mit heftigen Raubsauriern wie dem Deinonychus und dem Utahraptor zu kämpfen.
Die versteinerten Knochen zweier Exemplare von Brontomerus mcintoshi – ein erwachsenes und ein jugendliches – wurden zuvor Wissenschaftlern des Sam Noble Museums aus einem geplünderten und beschädigten Steinbruch im Osten Utahs gerettet. Paläontologen spekulieren, dass das größere Exemplar die Mutter des jüngeren ist, ungefähr sechs Tonnen wog und ihr Rumpf die Ausmaße eines großen Elefanten hatte, bei einer Gesamtlänge von 14 Metern. Das kleinere Exemplar besaß mit 4,5 Metern Länge etwa ein Drittel der Größe und hätte um die 200 Kilogramm gewogen.
Die Autoren klassifizierten die neue Gattung auf Basis eines unvollständigen Skeletts, welches Schulterknochen, Hüfte, Rippen, Wirbel und ein paar unidentifizierbare Fragmente umfasste. Sie benutzten die Knochen, um die einzigartigen Merkmale von Brontomerus zu identifizieren, hauptsächlich die Form des Ilium (Hüftknochen), das im Fall von Brontomerus ungewöhnlich groß im Vergleich zu denen von vergleichbaren Dinosauriern ist.
Die ausgedehnte, klingenförmige Knochen schließt sich nach vorne der Hüftpfanne an und bietet eine dementsprechend umfangreiche Fläche für die Befestigung von Muskeln. Die Gestalt des Knochens deutet darauf hin, dass das Tier die wahrscheinlich größten Beinmuskeln aller Dinosaurier aus der Familie der Sauropoden hatte. Das spiegelt sich im Namen Brontomerus wider, der übersetzt soviel wie „Donnerschenkel“ bedeutet. Der Name der Art, „mcintoshi“, wurde zu Ehren von John „Jack“ Mcintosh gewählt, einem pensionierten Physiker der Wesleyan University in Connecticut und nebenberuflichen Paläontologen.
„Brontomerus mcintoshi ist ein charismatischer Dinosaurier und eine aufregende Entdeckung für uns“, sagt Hauptautor Dr. Mike Taylor, ein Forscher am Department of Earth Sciences des University College London. „Als wir die eigenartige Form der Hüfte erkannten, fragten wir uns, was ihre Bedeutung sein konnte, aber wir schlussfolgerten, dass Treten die wahrscheinlichste Möglichkeit ist.“ Der Tritt wurde wahrscheinlich benutzt, wenn zwei Männchen um ein Weibchen kämpften, aber bei den mechanischen Eigenschaften wäre es ungewöhnlich, wenn sie nicht auch bei der Verteidigung gegen Raubsaurier eingesetzt worden wären.“
Andere Spuren auf den Knochen geben weitere Hinweise auf die Lebensweise und die Umwelt von Brontomerus. Co-Autor Dr. Matt Wedel, Assistenzprofessor für Anatomie an der Western University of Health Sciences in Pomona (Kalifornien), erklärte: „Das Schulterblatt von Brontomerus hat ungewöhnliche Beulen, die vermutlich die Grenzen der befestigten Muskeln markieren, was dafür spricht, dass Brontomerus ebenfalls starke Muskeln an den Vordergliedmaßen besaß. Möglicherweise war Brontomerus mcintoshi athletischer als die meisten anderen Sauropoden. Es ist bekannt, dass Sauropoden weit entfernt von sumpfbewohnenden nilpferdartigen Tieren trockenere Hochländer bevorzugten. Also lebte er vielleicht in schroffen, hügeligen Gebieten und die kraftvollen Beinmuskeln waren eine Art von ‚Dinosaurier-Allrad-Antrieb‘.“
Während die eigenartige Hüftstruktur und die enormen Beinmuskeln von Brontomerus ihn auf die Liste der außergewöhnlichsten Dinosaurier bringen, ist er auch aus einem anderen Grund eine wichtige Entdeckung. Der Fund ist ein weiterer in einer Anzahl von Funden der letzten 20 Jahre, welche die gängige Theorie herausfordern, nach der Sauropoden in der frühen Kreidezeit zu verschwinden begannen.
„Weil Sauropoden die häufigsten Dinosaurier im Jura und die seltensten während der frühen Kreidezeit, gab es lange die Auffassung, dass sie im Jura erfolgreich waren und dann in der Kreidezeit durch Entenschnabel- und Horndinosaurier ersetzt wurden“, erläuterte Dr Wedel. „Seit den letzten 20 Jahren finden wir allerdings mehr Sauropoden aus der frühen Kreidezeit und das Bild wandelt sich. Jetzt scheint es, als seien die Sauropoden genauso vielfältig gewesen wie im Jura, aber nicht mehr so reichlich vorhanden und daher schwieriger zu finden.“
Quelle: http://www.ucl.ac.uk/news/news-articles/1102/23021101
(THK)
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