In der Paarungszeit sind manche weibliche Milben mächtiger als ihre Verehrer, darauf deutet eine neue Studie von der University of Michigan und der Russischen Akademie der Wissenschaften hin. Der Beweis dafür kommt – in Teilen – von 40 Millionen Jahre alten, sich paarenden Milben, die in baltischem Bernstein konserviert wurden.
In einer am 1. März im Biological Journal of the Linnean Society veröffentlichten Studie beschreiben die Wissenschaftler Pavel Klimov und Ekaterina Sidorchuk eine ausgestorbene Milbenspezies, bei der die traditionellen Geschlechterrollen vertauscht waren.
„Bei dieser Spezies ist es das Weibchen, das die teilweise oder vollständige Kontrolle über die Paarung hat“, sagte Klimov, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum of Zoology der University of Michigan. „Das steht im Gegensatz zum heutigen Fortpflanzungsverhalten vieler Milbenspezies, bei denen fast alle Aspekte der Kopulation von Männchen kontrolliert werden.“
Bei Milben – wie auch bei anderen Tieren, Menschen eingeschlossen – hat der Kampf der Geschlechter während der gesamten Evolutionsgeschichte gewütet. Jedes Geschlecht kämpft, um die Oberhand zu bekommen, damit ihre Interessen gewahrt bleiben. Im Fall von Milben profitieren Männchen davon, die Weibchen zur Paarung zu nötigen und sicherzustellen, dass sich keine anderen Männchen mit ihnen paaren. Das Belästigen widerwilliger Weibchen, das Bewachen von Weibchen vor und nach der Paarung und das Kämpfen gegen Konkurrenten sind typische Verhaltensweisen.
Auf der anderen Seite erlangen Weibchen einen evolutionären Vorteil, wenn sie etwas Kontrolle über Paarungsaspekte haben. Es erlaubt ihnen, bessere überlegene Männchen für die Paarung auszuwählen, während sie „Loser“ (die allerdings sehr geschickt bei der Nötigung von Weibchen sind) zurückweisen und es erspart ihnen die Anstrengung, ständigen Belästigungen, Bewachung und häufigen Paarungen ausgesetzt zu sein.
Bei der ausgestorbenen Milbenspezies Glaesacarus rhombeus fehlen den Männchen die spezialisierten Organe, um die Weibchen zu umklammern, was bei vielen heute lebenden Milben beobachtet werden kann. Das Weibchen hat allerdings eine kissenförmige Ausbuchtung an ihrem Hinterleib, welche es ihr erlaubt, das Klammern zu kontrollieren. Ein bemerkenswert gut erhaltenes kopulierendes Milbenpaar, welches in Bernstein konserviert wurde, gab Klimov und Sidorchuk einen Einblick in die Funktionsweise des Mechanismus.
Strukturen, die in lebenden Milben gefunden wurden, würden ebenfalls Beweise für weibliche Kontrolle über die Paarung liefern, sagte Klimov. „Bei einige Linien haben die Weibchen Kopulationsröhren entwickelt, die wie ein Penis funktionieren.“
Klimovs Co-Autorin, Ekaterina Sidorchuk, ist Wissenschaftlerin am Paläontologischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Quelle: http://ns.umich.edu/htdocs/releases/story.php?id=8286
(THK)
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