Dr. Michio Kaku spricht über Science-Fiction-Technologien und ihre mögliche Umsetzung

Dr. Michio Kaku / Science Channel
Dr. Michio Kaku / Science Channel

Dr. Michio Kaku gehört zu den bekanntesten Physikern in den USA. Neben seinem Hauptforschungsgebiet, der theoretischen Physik, verfasste er einige populär-wissenschaftliche Abhandlungen zu diversen Themen.

Als er aufwuchs, hatte der Physiker Michio Kaku zwei Helden. Der erste war Albert Einstein, was vorhersehbar ist, wenn man bedenkt, dass Kaku einen Ableger der Stringtheorie mitentwickelt hat.

„Der zweite?“, fragt er. „Ich pflegte ‚Flash Gordon‘ anzuschauen.“

Kaku, Autor des neuen Buches Physics of the Future: How Science Will Change Daily Life by 2100 kombiniert diese zwei Steckenpferde beim Science Channel, wo er „Sci Fi Science“ präsentiert und außerdem technologiebezogene Einleitungen zu Wiederholungen der Science-Fiction-Serie „Firefly“ moderiert, die sonntags um 22:00 Uhr gesendet werden.

„Ich war begeistert von den Ideen von Raumschiffen, Monstern aus dem Weltraum und Strahlenwaffen“, sagte er. „Nach einer Weile fand ich heraus, dass Physik Science Fiction wirklich möglich macht. Ich fand heraus, dass die zwei Leidenschaften meines Lebens die selbe Sache waren.“

CNN sprach mit Kaku über futuristische Technologien aus unseren Lieblings-Science-Fiction-Filmen und Serien. Er sagt voraus, dass vieles davon wirklich wahr werden könnte – sogar innerhalb unseres Lebens. Und während manches davon weit hergeholt scheint, sollte man ihm zufolge beachten, wie Smartphones, Laptops und Weltraummissionen vor 100 Jahren gesehen worden wären.

„Wenn man jemanden mit all dieser Magie gesehen hätte, dann hätte man ihn für einen Zauberer gehalten, der in der Lage ist, Bilder aus der ganzen Welt aufzubringen“, sagte er. „Aber wenn jemand aus dem 21. Jahrhundert zu uns kommen würde, was würden unsere Großengel von uns denken? Im 21. Jahrhundert werden sie die Kräfte von Göttern besitzen.“

Internet in unseren Augäpfeln
Wann: In den nächsten 20 bis 50 Jahren
Erinnert uns an: „Predator“, „Total Recall“, „Gamer“
„Das Internet wird in unseren Kontaktlinsen sein“, sagte Kaku. „Man blinzelt und geht online. Wenn man mit Leuten spricht, sieht man ihre Biographien. Wenn sie chinesisch sprechen, werden Untertitel unter ihren Namen erscheinen.“ Er sagt, der Zugriff auf das Internet könnte mit einem Augenblinzeln an- und ausgeschaltet werden.

Erweiterte und virtuelle Realität
Wann: In den nächsten 20 bis 50 Jahren
Erinnert uns an: „Star Trek“, „The Matrix“
Die ersten Schritte in diese Bereiche wurden bereits gemacht. Aber man werde in den nächsten Jahrzehnten einen gewaltigen Schritt nach vorne machen, sagte Kaku. „Das ist ‚The Matrix'“, sagte er. „Touristen werden es lieben, weil das Römische Imperium in unseren Kontaktlinsen auferstehen würde, wenn wir durch die Straßen Roms gehen.“ Überlappende Bilder auf der realen Welt werden noch praktischere Anwendungen bieten, sagte Kaku, und nicht alle davon werden friedlich sein. Zum Beispiel könnten Soldaten spezielle Linsen tragen, die ihnen dabei helfen würden, feindliche Stellungen über den realen Szenen einzublenden. „Man sieht das Internet, ausgerichtet auf ein Schlachtfeld – alles in einer Linse, die an dem eigenen Helm befestigt ist.“

Formwandeln
Wann: In den nächsten 50 Jahren
Erinnert uns an: Die „Terminator“-Reihe
Kaku sagt voraus, dass es uns die Nanotechnologie bis 2050 ermöglichen wird, die Welt um uns herum wortwörtlich zu verändern. Nein, nicht mit formwandelnden metallischen Menschen, aber mit Objekten, die wir mit ein paar Tastendrücken neu anordnen können. „Bis Mitte des Jahrhunderts wird es programmierbare Materie geben“, sagte er. „Man schreibt einfach ein Softwareprogramm und kann wortwörtlich einen Stuhl in einen Tisch verwandeln.“ An dieser Technologie werden Chips von der Größe eines Sandkorns beteiligt sein. „Sie werden eine Ladung besitzen und in der Lage sein, sich auf eine programmierbare Weise aneinander zu binden“, sagte Kaku. „Wenn man ‚Stuhl‘ eintippt, bekommt man einen Stuhl. Wenn man ‚Tisch‘ eintippt, bekommt man einen Tisch.“

(Hoffentlich) Hilfreiche Roboter
Wann: In den nächsten 100 Jahren
Erinnert uns an: „Blade Runner“, „Lost in Space“, „The Jetsons“
Wir haben schon Roboter, die einen Chef seine Angestellten sehen lassen, bei Operationen assistieren oder sogar bei Katastropheneinsätzen helfen. „Aber im Jahr 2100 werden sie Zhora und Pris aus ‚Blade Runner‘ oder sogar Rosie aus ‚The Jetsons‘ viel ähnlicher sein. Wir werden Roboter-Hausmädchen und Roboter-Butler haben. Es ist umstritten, wie klug sie sein werden, aber sie werden alle Arten von menschlichen Bewegungen nachahmen.“ „Japan leistet Pionierarbeit bei Robotern“, sagte Kaku und ergänzte, dass Roboter-Krankenschwestern auch Realität werden.

Ausgestorbene Tiere zum Leben erwecken
Wann: In den nächsten 100 Jahren
Erinnert uns an: „Jurassic Park“
Fortschritte in der Genforschung, kombiniert mit der (wegen der globalen Erwärmung) schnelleren Entdeckung von Fossilien aus der Eiszeit, könnten bedeuten, dass ein Tier – nur weil es ausgestorben ist – nicht doch wieder zurückgebracht werden kann, sagte Kaku. „Wir sind auf dem Gebiet des ‚Jurassic Park‘. Wenn wir in der Zukunft in den Zoo gehen, werden wir Zoos für ausgestorbene Tiere haben.“ Parks voller Velociraptoren und Tyrannosaurus Rex sind nicht genug? Wie wäre es, einen Schritt weiter zu gehen, und Höhlenmenschen wie den Neandertaler zurückzubringen? Wissenschaftler sagen, sie haben schon die genetischen Informationen rekonstruiert, die den Cousin des Homo sapiens zu dem machten was er war. Die Informationen zu benutzen, um sie zum Leben zu erwecken, ist Kaku zufolge der nächste Schritt. „Ein Professor sagte, für 30 Millionen Dollar sei es jetzt schon möglich.“

Viel längere Lebenszeiten
Wann: In den nächsten 100 Jahren
Erinnert uns an: „Cronos“, „Cocoon“
Wissenschaftler arbeiten bereits daran, die Handvoll Gene zu identifizieren, die Menschen und Schimpansen unterscheiden. (Die Gene sind zu 98,5 Prozent identisch.) „Wir besitzen die doppelte Lebenserwartung eines Schimpansen. Das bedeutet, dass unter der Handvoll Gene diejenigen sein müssen, die dafür verantwortlich sind, die Lebenszeit zu verlängern“, erklärte Kaku. „Das sind gute Nachrichten. Kombiniert mit der Zellforschung, die es Wissenschaftlern erlaubt, Herzklappen, Blasen oder andere Organe wieder wachsen zu lassen, hat man das Ticket für ein langes Leben. Das Altern ist nicht notwendigerweise unvermeidlich“, sagte Kaku. „Ich glaube, in der Zukunft altern wir bis 30 und ’schweben‘ dann.

Manche Sci-Fi-Tricks, die wir nicht sehen werden
Wann: Leider sehr lange, wenn überhaupt
Erinnert uns an: Heute
In der „Firefly“-Serie hat die Menschheit zahllose Planeten durch „Terra-Forming“ kolonisiert, wobei die Umwelt der Planeten grundsätzlich so verändert wird, dass sie die der Erde nachbildet. „Es ist machbar“, sagte Kaku, „aber nicht praxisnah. Es würde Jahrhunderte brauchen, um den Mars zu terra-formen und – neben anderen Dingen – eine Menge Wasser benötigen. Nach aktuellen Maßstäben müsste es für etwa eine Million Dollar pro Pfund dorthin transportiert werden. „Das ist unser Gewicht in Diamanten“, sagte Kaku.

Schiffe, die sich durch den Raum ‚warpen‘ und die Teleportation von Menschen sind ebenfalls ein bisschen viel verlangt. „Der Warp-Antrieb erfordert eine Theorie, die über Einstein hinaus geht“, sagte Kaku. „Vielleicht eines Tages … aber nicht in absehbarer Zeit.“

Quelle: http://www.cnn.com/2011/TECH/innovation/03/25/science.fiction.kaku/index.html?hpt=Sbin

(THK)

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