Springende Schabe hüpft auf die Top 10 Liste der neuen Arten

Saltoblattella montistabularis (Mike Picker / University of Cape Town)
Saltoblattella montistabularis (Mike Picker / University of Cape Town)

Wenn man wie Professor Mike Picker und der frühere Student Dr. Jonathan Colville von der University of Capetown die einzige bekannte springende Schabe der Welt entdeckt hat, verbringt man zwangsläufig viel Zeit damit, über einprägsame Schlagzeilen wie die obige nachzudenken, um auf das Ereignis aufmerksam zu machen.

Und es ist gut angelegte Zeit, wenn man bedenkt, wie viele Schlagzeilen diese kleine Schabe schon gemacht hat. Beispielsweise sprang sie erst diese Woche auf die Top 10 Liste der neuen Arten des Jahres 2011, eine viel gerühmte Liste, die vom International Institute for Species Exploration an der Arizona State University in den Vereinigten Staaten zusammengestellt wird.

Auf dieser Liste neuer Spezies ist die springende Schabe – oder ‚Springschabe‘, wie Picker und Colville sie genannt haben – in Gesellschaft von einem Blutegel mit gewaltigen Zähnen, einem Eisenoxid verzehrenden Bakterium, das auf einem „Rostzapfen“ an der RMS Titanic entdeckt wurde, einem pfannkuchenähnlichen Plattfisch, der über den Meeresboden zu hüpfen scheint, und einer 1,80 Meter langen, Obst fressenden Eidechse. Die Liste kennzeichnet die aufregendsten Spezies, die im vorhergehenden Jahr taxonomisch beschrieben wurden.

Picker vom Department of Zoology der University of Cape Town und Colville, jetzt am South African National Biodiversity Institute, entdeckten die Schabe im Jahr 2006 durch Zufall (wie sonst?), indem sie auf der Suche nach Raupenfliegen ein Netz durch die Graslandschaft des Silvermine Nature Reserve zogen.

Von dem Moment an, als sie ihre Augen auf das komisch aussehende Insekt in ihren Netzen richteten, wussten die zwei, dass sie etwas Besonderes gefunden hatten. Bei einer Länge von etwa einem Zentimeter schien die Kreatur eine Kreuzung zwischen einer Schabe, einer Grille und einem Grashüpfer zu sein.

„Oberflächlich sah es ein bisschen wie eine Grille aus, aber nicht ganz“, erinnert sich Colville.

Eine sorgfältige mikroskopische Untersuchung in ihrem Labor bestätigte, dass das Insekt tatsächlich eine Schabe war – es hatte einen breiten, flachen Körper, einen kleinen Kopf, der von einem Kopfschild bedeckt wurde und sehr lange Beine, die typisch für Schaben sind. Aber man erkennt leicht, warum ein untrainiertes Auge das Insekt für einen Grashüpfer halten könnte.

Die springende Schabe hat einzigartige, Grashüpferähnliche Merkmake, von denen viele Anpassungen an das Springen sind. Diese schließen die verlängerten und muskulösen Hinterbeine ein, die halbkugelförmig ausgebildeten Augen, die einen besseren Rundumblick erlauben, rauflächige „Zehen“ für besseren Halt vor und nach dem Springen und besonders die gestärkte Basis der Fühler, die sie während des Sprunges stabilisieren.

Überraschenderweise gehört sie zur selben Familie wie die gewöhnliche Deutsche Schabe – obwohl sie im Gegensatz zu der Deutschen Schabe tagaktiv ist, während dem sie Seite an Seite neben Grashüpfern auf Grashalmen lebt.

Saltoblattella montistabularis (Mike Picker / University of Cape Town)
Saltoblattella montistabularis (Mike Picker / University of Cape Town)

Vier Jahre nach ihrer ersten Entdeckung schrieben Picker und Colville 2010 ihren ersten Artikel über die springende Schabe im Journal Arthropod Systematics & Phylogeny. Darin bezeichneten sie sie offiziell als Saltoblattella montistabularis. Saltoblattella ist lateinisch für „springende kleine Schabe“, während montistabularis sich auf den Ort ihrer Erstentdeckung bezieht, nämlich den Table Mountain National Park, zu dem das Silvermine Reservat gehört.

„Bis jetzt ist sie nur aus diesem einen Gebiet bekannt und ergänzt die beeindruckende biologische Vielfalt dieses UNESCO Welterbes“, sagt Picker.

Die beiden haben zusammen mit dem Kollegen Malcolm Burrows von der Cambridge University eine zweite Studie eingereicht, welche die Sprungmechanik dieses erstaunlichen Hüpfers detailliert untersucht. Die Springschabe besitzt keine Ähnlichkeit mit der einzigen anderen vermuteten Springschabe, die jemals gefunden wurde, der Skok svaba aus der späten Jurazeit, deren 160 Millionen Jahre altes Fossil erstmals im Jahr 2007 beschrieben wurde. In ihrer Studie argumentieren Picker und Colville, dass die Anpassungen der beiden Insekten an das Springen sich höchstwahrscheinlich unabhängig voneinander entwickelten, vor allem weil Skok ein „Roachoid“ war – Insekten, die nicht klar mit Schaben verwandt sind und ein Schabenähnliches Erscheinungsbild haben und nicht auf der Hauptevolutionslinie liegen, auf der sich die modernen Schaben entwickelten.

Es ist gut möglich, dass es am Kap oder in anderen schlecht untersuchten Teilen der Erde noch andere springende Schaben gibt. Aber Picker und Colville stimmen überein, dass ihre Entdeckung zeigt, wie wenig über die Fauna des Kaps bekannt ist.

„Das Kap hat eine sehr spektakuläre und einzigartige Insektenfauna, die bis jetzt viel zu wenig geschätzt wurde“, sagt Picker.

Es ist nicht die erste Entdeckung des Duos. Sie entdeckten 2002 in Südafrika auch eine völlig neue Unterordnung der Insekten, bekannt als Mantophasmatodea.

Sie hoffen, dass es nicht die letzte bleiben wird.

Quelle: http://www.uct.ac.za/dailynews/?id=7815

(THK)

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