Erste Bilder des VLT Survey Telescope der Europäischen Südsternwarte

Der Omeganebel (Messier 17) im Sternbild Schütze (ESO/INAF-VST/OmegaCAM. Acknowledgement: OmegaCen / Astro-WISE / Kapteyn Institute)
Der Omeganebel (Messier 17) im Sternbild Schütze (ESO/INAF-VST/OmegaCAM. Acknowledgement: OmegaCen / Astro-WISE / Kapteyn Institute)

Das VLT Survey Telescope (VST), die neuste Ergänzung zum Paranal Observatory der Europäischen Südsternwarte (ESO) hat seine ersten beeindruckenden Bilder des südlichen Himmels gemacht. Das VST ist ein hochmodernes 2,6-Meter-Teleskop mit der großen 268-Megapixel-Kamera OmegaCAM in seinem Herzen, die dafür entwickelt wurde, den Himmel schnell und mit sehr guter Bildqualität zu erfassen. Das Teleskop arbeitet mit sichtbarem Licht und ergänzt damit perfekt das VISTA Infrared Survey Telescope der ESO. Neue Aufnahmen des Omeganebels und des Kugelsternhaufens Omega Centauri demonstrieren die Leistungsfähigkeit des VST.

Ein neues Teleskop und eine neue Kamera

Das VLT Survey Telescope (VST) ist das neuste Teleskop, das dem Paranal Observatory der ESO in der Atacama Wüste im Norden Chiles hinzugefügt wird. Es befindet sich in einem Schutzbau direkt neben den vier Einzelteleskopen auf dem Gipfel des Cerro Paranal dem klaren Himmel eines der besten Beobachtungsstandorte auf der Erde. Das VST besitzt ein besonders großes Blickfeld, das ungefähr doppelt so groß wie der Vollmond ist. Es ist das größte speziell für Himmelsdurchmusterungen im Bereich des sichtbaren Lichtspektrums konstruierte Teleskop. In den nächsten Jahren werden das VST und seine Kamera OmegaCAM verschiedene sehr detaillierte Durchmusterungen des südlichen Himmels durchführen. Alle Daten werden veröffentlicht.

„Ich bin sehr zufrieden, die beeindruckenden ersten Aufnahmen des VST und der OmegaCAM zu sehen. Die einzigartige Kombination des VST und des VISTA Infrared Surves Telescope wird es erlauben, viele interessante Objekte für detailliertere Nachfolgebeobachtungen mit den leistungsfähigen Teleskopen des VLT zu identifizieren“, sagt der Generaldirektor der ESO Tim de Zeeuw.

„Das VST Projekt musste viele Schwierigkeiten überstehen, aber jetzt zahlen sich die Anstrengungen der vielen an seinem Bau beteiligten INAF-Mitarbeiter aus. Seine exzellente Bildqualität erfüllt die Erwartungen der astronomischen Gemeinschaft bei Weitem. Ich bin begeistert, das VST in Aktion zu sehen“, ergänzte Tommaso Maccacaro, der Präsident des Italian National Institute for Astrophysics (INAF).

Das VST Programm ist ein Gemeinschaftsprojekt des INAF-Osservatorio Astronomico di Capodimonte in Neapel (Italien) und der ESO. Das INAF hat das Teleskop in Zusammenarbeit mit führenden italienischen Unternehmen entwickelt und gebaut und die ESO ist verantwortlich für den Schutzbau und die zivilen Ingenieursarbeiten an dem Standort. OmegaCAM, die Kamera des VST, wurde mit wichtigen Beiträgen der ESO von einem Konsortium entwickelt und gebaut, zu dem auch Institute in den Niederlanden, Deutschland und Italien gehören. Die neue Einrichtung wird von der ESO betrieben, die auch die Daten des Teleskops archivieren und verteilen wird.

Das VST ist ein 2,6-Meter-Teleskop der modernsten Art und verfügt über eine adaptive Optik, um die Spiegel jederzeit in der perfekten Position halten zu können. In seinem Inneren, hinter großen Linsen, welche die bestmögliche Bildqualität gewährleisten, befindet sich die 770 Kilogramm schwere OmegaCAM Kamera. Sie besteht aus 32 vakuumversiegelten CCD Detektoren, die zusammen Bilder mit einer Auflösung von 268 Megapixeln erzeugen.

Die ersten Bilder

Das Teleskop und die Kamera wurden entwickelt, um die hohe Qualität des Himmels über dem Beobachtungsstandort voll auszunutzen. „Die hervorragenden Aufnahmen sind ein Tribut an die langjährige harte Arbeit vieler Gruppen in ganz Europa. Wir freuen uns jetzt auf eine Fülle wissenschaftlicher Daten und unerwarteter Entdeckungen von den Himmelsdurchmusterungen des VST“, fügt der leitende Wissenschaftler des VST Projektes, Massimo Capaccioli, hinzu.

Die ersten veröffentlichten Aufnahmen zeigen die spektakuläre Sternentstehungsregion Messier 17 (M17), auch bekannt als der Omeganebel oder der Schwan-Nebel, wie er nie zuvor gesehen wurde. Diese chaotische Region aus Gas, Staub und heißen jungen Sternen liegt im Herzen der Milchstraße im Sternbild Sagittarius (Schütze). Das Blickfeld des VST ist so groß, dass der gesamte Nebel und dessen schwächere Außenbereiche aufgenommen wurden – und die prächtige Schärfe auf dem ganzen Bild zeigen.

Der Omeganebel in höchster Auflösung (663,9 MB):
http://www.eso.org/public/archives/images/original/eso1119a.tif

Kugelsternhaufen Omega Centauri (ESO/INAF-VST/OmegaCAM. Acknowledgement: A. Grado/INAF-Capodimonte Observatory)
Kugelsternhaufen Omega Centauri (ESO/INAF-VST/OmegaCAM. Acknowledgement: A. Grado/INAF-Capodimonte Observatory)

Die zweite Bildveröffentlichung ist wohl die beste Aufnahme des Kugelsternhaufens Omega Centauri, die bislang gemacht wurde. Dies ist der größte Kugelsternhaufen am Himmel, aber dank des sehr weiten Blickfeldes des VST und der OmegaCAM können sogar die schwachen Außenbereiche dieses spektakulären Objektes abgebildet werden. Diese Aufnahme mit über 300.000 Sternen demonstriert die exzellente Auflösung des VST.

Der Kugelsternhaufen Omega Centauri in höchster Auflösung (529,6 MB):
http://www.eso.org/public/archives/images/original/eso1119b.tif

Die Himmelsdurchmusterungen

Das VST wird während der nächsten fünf Jahre drei öffentliche Himmelsdurchmusterungen vornehmen. Die KIDS-Durchmusterung wird verschiedene, von der Milchstraße entfernte Regionen fotografieren. Sie wird die Studien über Dunkle Materie, Dunkle Energie und die Entwicklung von Galaxien weiterführen und viele neue Galaxienhaufen und Quasare mit hoher Rotverschiebung finden. Die VST ATLAS-Himmelsdurchmusterung wird ein großes Gebiet des Himmels abdecken und sich auf unser Verständnis von Dunkler Energie konzentrieren, wobei detailliertere Studien mit dem VLT und anderen Teleskopen zum Einsatz kommen. Die dritte Durchmusterung, VPHAS+, wird die zentrale Ebene der Milchstraße fotografieren, um die Struktur der galaktischen Scheibe und deren Sternentstehungsgeschichte zu erfassen. VPHAS+ wird einen Katalog mit etwa 500 Millionen Objekten erstellen und viele neue Beispiele ungewöhnlicher Sterne in allen Stadien ihrer Entwicklung entdecken.

Das von der OmegaCAM produzierte Datenvolumen wird groß sein. Pro Jahr werden rund 30 Terabyte an Rohdaten erzeugt und in den Datenzentren Europas weiterverarbeitet. Ein neues und ausgeklügeltes Softwaresystem wurde in Groningen und Neapel entwickelt, um den enormen Datenstrom zu verarbeiten. Die Endprodukte des Verarbeitungsprozesses werden eine umfassende Liste der entdeckten Objekte und Bilder sein – und diese werden Astronomen weltweit für wissenschaftliche Analysen zur Verfügung gestellt.

„Die Kombination aus großem Blickfeld, exzellenter Bildqualität und dem sehr effizienten Betriebsplan des VST wird eine Fülle von Informationen liefern, die Fortschritte in vielen Bereichen der Astrophysik nach sich ziehen werden“, schlussfolgert Konrad Kuijken, Kopf des OmegaCAM Konsortiums.

Quelle: http://www.eso.org/public/news/eso1119/

(THK)

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