Seit Jahrhunderten haben Bibelgelehrte versucht, einzelne Schreibstile innerhalb der Bücher der Bibel zu identifizieren. Ihre Methoden wurden oft als subjektiv oder sogar impressionistisch kritisiert.
Jetzt hat ein Team aus Computerwissenschaftlern und Bibelgelehrten einen Weg gefunden, solche Autorenanalysen auf eine stabile, rechnerische Basis zu stellen. Das Team wurde von Professor Moshe Koppel (Computerwissenschaftler an der Bar-Ilan University in Ramat Gan, Israel) geleitet und umfasste seinen Studenten Navot Akiva, den Computerwissenschaftler Nachum Dershowitz von der Tel Aviv University und den Studenten Idan Dershowitz von der Hebrew University. Sie haben einen neuen Algorithmus entwickelt, der ein zusammengesetztes Dokument automatisch in die verschiedenen einzelnen Schreibstile teilt.
Er basiert auf der automatischen Identifizierung von kleinen Textclustern, die aufgrund der Auswahl unterschiedlicher verfügbarer Synonyme voneinander unterscheidbar sind. Beispielsweise wird ein Cluster durchweg den Begriff „makel“ verwenden (was auf englisch „staff“ bedeutet), während ein anderer Cluster ständig den Begriff „mateh“ (mit derselben Bedeutung) benutzt. Durch die Formalisierung und Verallgemeinerung dieses Phänomens waren die Forscher in der Lage zu zeigen, dass zwei zufällig durcheinander gemischte Bibelbücher – etwa Jeremiah und Ezekiel – automatisch und nahezu perfekt in ihre jeweiligen Komponenten getrennt werden konnten.
Das Ergebnis ist von potenziell überwältigender Bedeutung für die Bibellehre: wenn sie auf Bücher angewandt wird, deren zugrunde liegenden Komponenten unbekannt sind, kann die Methode automatisch die Wahrscheinlichsten durch die Trennung identifizieren.
Die Einzelheiten der Methode und der Beweis ihrer Wirksamkeit wurden erstmals auf dem jährlichen Treffen der Association for Computational Linguistics in Portland (Oregon, USA) präsentiert. Die Wissenschaftler arbeiten derzeit an einer Nachfolgestudie, in der sie die Bedeutung ihrer Arbeit für die Bibellehre behandeln.
Vor einigen Jahren entwickelten Prof. Koppel und seine Kollegen einen Computeralgorithmus, der einen anonymen Text untersuchen und mit einer Genauigkeit von über 80 Prozent bestimmen kann, ob der Autor männlich oder weiblich ist.
Quelle: http://www1.biu.ac.il/indexE.php?id=33&pt=20&pid=117&level=2&cPath=33&type=1&news=1450
(SOM)
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