„Trojanisches Pferd“ schleust Chemotherapie direkt in Eierstock-Krebszellen ein um diese zu vernichten

Krebszelle (rot mit blauem Nukleus) verschluckt zwei große Mikropartikel (grün) (Dr Davidson Ateh, BioMoti Limited)
Krebszelle (rot mit blauem Nukleus) verschluckt zwei große Mikropartikel (grün) (Dr Davidson Ateh, BioMoti Limited)

Ein gängiges Medikament für Chemotherapie wurde in winzigen Mikropartikeln erfolgreich direkt in Krebszellen eingebracht, indem man eine Methode verwendet hat, die auf unserem Wissen über die Art, wie das Immunsystem arbeitet, basiert. Wenn das Medikament auf diese Weise verabreicht wurde, reduzierte es in Tierversuchen Eierstockkrebs 65 mal besser als bei der Standardmethode. Die Methode wird jetzt für die klinische Verwendung weiterentwickelt.

Finanziert wurde die Studie – neben anderen – vom Biotechnology and Biological Sciences Research Council (BBSRC) als Folgestudie für die Finanzierung eines „Konzeptbeweises“ zu einem sehr frühen Stadium der Umsetzung von Forschungsergebnissen zur kommerziellen Nutzung – und durchgeführt wurde sie am Queen Mary College der University of London. Die Ergebnisse werden nächste Woche in der Zeitschrift Biomaterials veröffentlicht.

Dr. Davidson Ateh, der am Queen Mary College der University of London an der Studie geforscht hat und auch das Start-up-Unternehmen BioMoti gegründet hat, welches die Technologie für den klinischen Einsatz entwickeln wird, sagte: „Das ist, als hätten wir eine Neuinszenierung des Trojanischen Krieges gemacht, allerdings auf niedrigster Stufe. In Troja tricksten die Griechen die Trojaner aus, so dass diese ein Holzpferd voller Soldaten annahmen – wir haben es geschafft, dass Krebszellen Mikropartikel voll mit Medikamenten annehmen.“

Dr. Ateh und seine Kollegen haben herausgefunden, dass sie Krebszellen dazu bringen konnten, Mikropartikel in ihr Inneres aufzunehmen, indem sie die Mikropartikel mit der Größe des Hundertsten Teils des Durchmessers eines Haares mit einem speziellen Protein namens CD95 umhüllten. Doch nicht nur das, die Partikel konnten sogar eine Dosis des Chemotherapie-Medikaments Paclitaxel dort hinein schmuggeln.

Der Schlüssel ihres Erfolges ist, dass sich das CD95 an ein anderes Protein namens CD95L anheftet, welches viel häufiger auf der Oberfläche von Krebszellen vorkommt, als auf normalen, gesunden Zellen. Einmal daran gebunden, nimmt die Krebszelle das CD95 in sich auf und damit auch die Mikropartikel.

Im Inneren der Zelle kann der Mikropartikel seine Chemotherapie-Ladung ausschütten, die die Zelle dann abtötet und damit die Größe des Tumors verringert.

Dr. Ateh fügte hinzu: „Andere Wissenschaftler haben bereits beobachtet, dass Krebszellen diese CD95-CD95L-Anordnung möglicherweise nutzen, um zu verhindern, dass sie vom Immunsystem zerstört werden, weshalb sie mehr CD95L aufweisen, als normale Zellen. Wir haben es geschafft, dies zu unserem Vorteil zu nutzen und die zelleigene ‚Handelstäuschung‘ zu kidnappen, um unser ‚Trojanisches Pferd‘ durch das Tor zu bekommen.“

Iain McNeish, Co-Autor und Professor für Gynäkologische Onkologie am Queen Mary College der University of London, kommentierte: „Chemotherapie ist immer noch der wichtigste Weg, wie wir Eierstockkrebs behandeln, der ja besonders bösartig sein kann und deswegen schwierig zu heilen ist. Alles, was wir tun können, um die Konzentration des Medikaments in den Tumorzellen zu erhöhen und gleichzeitig die gesunden Zellen zu schützen, ist eine gute Sache. Das ist eine elegante Methode und es wirkt in klinischer Umgebung genauso gut, wie es hoffentlich bei Patienten wirken wird, damit diese eine wirkungsvollere Therapie mit weniger Nebenwirkungen erfahren können.“

Joanne Martin, leitende Wissenschaftlerin und Professorin für Pathologie am Queen Mary College der University of London, fügte hinzu: „Es gibt viele Medikamente, die wir so in Zellen einbringen möchten – nicht nur Chemotherapie – und die Methode könnte auch bei diesen funktionieren. Es gibt zum Beispiel neuartige Behandlungsmethoden für Tumore, wie etwa Biologicals. Wenn wir solche Biologicals in die selben CD95-beschichteten Partikel einbringen können, gibt es keinen Grund, weshalb diese nicht ebenfalls auf diese Weise eingeschleust werden könnten.“

Die Forscher arbeiten weiter an diesen Studien und BioMoti versucht, größere und bekanntere Pharmafirmen dafür zu interessieren, Partner zu werden für diese, in Anlehnung an das Trojanische Pferd OncoJanTM genannte Technologie, um damit die klinische Entwicklung neuer Behandlungen für bestimmte Krebsarten voranzutreiben.

Professor Douglas Kell, Geschäftsführer des BBSRC, sagte: „Die BBSRC finanziert eine großartige Forschungsarbeit, die unser fundamentales Verständnis biologischer Prozesse verbessern wird. Wenn es die Möglichkeit gibt, dieses Verständnis zum Wohl der Menschheit zu nutzen, muss man die Gelegenheit wahrnehmen und das Beste daraus machen. Das hier ist ein gutes Beispiels dafür, wie die Forschung am menschlichen Immunsystem zu einer neuartigen Technologie geführt hat, die das Potential hat, Gesundheit und Wohlbefinden im weiteren Leben zu unterstützen.“

Quelle: http://www.bbsrc.ac.uk/news/health/2011/110912-pr-trojan-horse-particle.aspx

(SOM)

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