Konkurrierte ein ausgestorbener Verwandter des Krokodils mit der weltgrößten Schlange?

Alex Hasting präsentiert einen Beckenknochen von Acherontisuchus guajiraensis. (Photo by Kristen Grace/ Florida Museum of Natural History)
Alex Hasting präsentiert einen Beckenknochen von Acherontisuchus guajiraensis. (Photo by Kristen Grace/ Florida Museum of Natural History)

In einer neuen Studie, die am 15. September im Journal Palaeontology erschien, beschreiben Wissenschaftler der University of Florida eine neue, sechs Meter lange, ausgestorbene Art, die in der selben kolumbianischen Kohlemine entdeckt wurde wie Titanoboa, die weltgrößte Schlange. Die Ergebnisse helfen Forschern, die Vielfalt der Tiere besser zu verstehen, die das älteste bekannte Regenwald-Ökosystem bewohnten, welches höhere Temperaturen aufwies als heute. Sie könnten auch nützlich sein, um den Einfluss eines wärmeren Klimas in der Zukunft zu verstehen.

Der 60 Millionen Jahre alte, Süßwasser bewohnende Verwandte moderner Krokodile ist das erste bekannte Landtier aus den Tropen des Paläozän, das darauf spezialisiert war, Fisch zu fressen, was bedeutet, dass es mit der Titanoboa um Nahrung konkurrierte. Aber die Forscher sagen, dass die Riesenschlange ihren Konkurrenten auch verspeist haben könnte.

„Die jüngeren Tiere waren definitiv nicht sicher vor der Titanoboa, aber die größten dieser Art wären für die knapp 13 Meter lange Schlange etwas zu viel gewesen“, sagte der leitende Autor Alex Hastings, ein Student am Florida Museum of Natural History und der Abteilung für geologische Wissenschaften der University of Florida.

Die neue Spezies ist ein Dyrosaurid, von denen man annimmt, dass sie hauptsächlich wasserbewohnende Küstenreptilien sind. Das neue erwachsene Exemplar fordert bestehende Theorien heraus, nach denen die Tiere nur als Jungtiere Süßwasserumgebungen betreten haben dürften, bevor sie in den Ozean zurückkehrten.

Künstlerische Darstellung von Acherontisuchus guajiraensis in seinem natürlichen Lebensraum (Illustration by Danielle Byerley, Florida Museum of Natural History)
Künstlerische Darstellung von Acherontisuchus guajiraensis in seinem natürlichen Lebensraum (Illustration by Danielle Byerley, Florida Museum of Natural History)

Fossilien eines unvollständigen Skeletts der Spezies Acherontisuchus guajiraensis zeigen, dass Dyrosauriden eine Schlüsselrolle im Nordosten Kolumbiens spielten und dass die Vielfalt innerhalb der Familie sich mit Veränderungen der Umgebung entwickelte, beispielsweise ein Asteroideneinschlag oder das Auftreten von Konkurrenten aus anderen Tiergruppen, sagte Christopher Brochu, ein Dozent für Wirbeltier-Paläontologie an der Abteilung für Geowissenschaft an der University of Iowa, der nicht an der Studie beteiligt war.

„Wir stehen einigen ernsten ökologischen Veränderungen gegenüber“, sagte Brochu. „Viele davon haben mit dem Klima zu tun und wenn wir verstehen wollen, wie Lebewesen auf die Klimaveränderungen reagieren, müssen wir verstehen, wie sie in der Vergangenheit reagiert haben. Dies ist wirklich eine großartige Gruppe dafür, weil sie es geschafft haben, einige Katastrophen zu überleben, aber andere haben sie anscheinend nicht überlebt und ihre Vielfalt scheint sich zusammen mit diesen ökologischen Signalen zu verändern.“

Die Art ist der zweite urzeitliche Krokodilartige, den man in der Cerrejon-Mine im Norden Kolumbiens – einer der weltgrößten offenen Kohleminen – gefunden hat. Die Ausgrabungen wurden von den Co-Autoren der Studie geleitet, Jonathan Bloch, Assistenzkurator für Wirbeltier-Paläontologie am Florida Museum und dem Paläontologen Carlos Jaramillo vom Smithsonian Tropical Research Institute.

„Dieses hier ist verwandt mit einer Gruppe, welche die charakteristischen langen Schnauzen besaß“, sagte Hastings. „Es hätte sich ähnlich wie die anderen (Küstenbewohnenden) Arten ernährt, aber dieses lebte überraschenderweise in einer Süßwasserumgebung.“

Größenunterschied der Kieferknochen von Acherontisuchus guajiraensis (oben) und Cerrejonisuchus improcerus, dem ersten in der Kohlemine gefundenen Krokodilartigen (Photo by Kristen Grace/ Florida Museum of Natural History)
Größenunterschied der Kieferknochen von Acherontisuchus guajiraensis (oben) und Cerrejonisuchus improcerus, dem ersten in der Kohlemine gefundenen Krokodilartigen (Photo by Kristen Grace/ Florida Museum of Natural History)

Die Gattung ist nach dem Fluss Acheron aus der griechischen Mythologie benannt, dem „Fluss des Leids“, weil die Tiere in einem großen Fluss lebten, der in die Karibik mündete. Im Gegensatz zu dem ersten in dieser Region gefundenen Verwandten der Krokodile, die eine unspezialisierte Ernährungsweise besaßen, hatte die neue Spezies eine lange schmale Schnauze voller spitzer Zähne. Sie zeigt eine Spezialisierung für die Jagd nach dem Lungenfisch und Verwandten von Knochenfischen, die das Wasser bevölkerten.

„Der allgemeine Kenntnisstand war, dass alle urzeitlichen Krokodilartigen wie ein moderner Alligator aussahen und dass all diese seltsamen Formen aus einem mehr unspezialisierten Vorfahren hervorgingen, aber diese Funde zeigen, dass sich ein spezialisiertes Tier manchmal aus einem ganz anders spezialisierten Tier entwickelt hat und nicht aus einem unspezialisierten“, sagte Brochu. „Es zeigt uns wirklich eine Komplexität der Vergangenheit, an das man vor zehn Jahren nicht gedacht hatte.“

Während des Paläozäns wurde die Umgebung Südamerikas von Reptilien dominiert, darunter Riesenschlangen, Schildkröten und Krokodile. Die Familie der Dyrosauridae hat ihren Ursprung in Afrika vor 75 Millionen Jahren, gegen Ende des Dinosaurier-Zeitalters, und erreichte Südamerika über den Atlantik.

„Dasselbe, was die Dinosaurier ausgerottet hat, tötete die meisten zur der Zeit lebenden Krokodile“, sagte Hastings. „Die Dyrosauriden sind eine der wenigen Gruppen, die das Massensterben überlebten und später erfolgreicher wurden.“

Quelle: http://news.ufl.edu/2011/09/14/ancient-crocodile/

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*