Astro-Bild der Woche: Die rätselhaften Spiralarme von NGC 4258

Die "Geisterarme" (blau) von NGC 4258 (X-ray: NASA / CXC / Univ. of Maryland / A.S. Wilson et al.; Optical: Pal.Obs. DSS; IR: NASA / JPL-Caltech; VLA: NRAO / AUI / NSF)
Die "Geisterarme" (blau) von NGC 4258 (X-ray: NASA / CXC / Univ. of Maryland / A.S. Wilson et al.; Optical: Pal.Obs. DSS; IR: NASA / JPL-Caltech; VLA: NRAO / AUI / NSF)

Das Objekt auf diesem Kompositbild des Chandra-Röntgenobservatoriums sieht aus wie ein Galaxienpaar, das im Begriff ist, miteinander zu verschmelzen. Tatsächlich handelt es sich aber um eine einzige Galaxie, NGC 4258 (oder auch als M106 bezeichnet), die rund 25 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt liegt. Der französische Astronom Pierre Méchain entdeckte die Galaxie Messier 106 bereits 1781 und sein Landsmann Charles Messier nahm sie später als 106. Objekt in seinen Katalog nebelartiger Objekte auf, den nach ihm benannten Messier-Katalog.

Der erste Eindruck einer Galaxienverschmelzung entsteht vor allem durch die vielen deutlich erkennbaren Spiralarme. Im sichtbaren Licht (gold) und im Infrarotlicht (rot) zeigen sich zwei sehr ausgeprägte Spiralarme, die der dichten Kernregion der Galaxie entwachsen. In diesen Spiralarmen finden sich hauptsächlich helle, junge Sterne, welche die ausgedehnten Gaswolken in den Spiralarmen zum Leuchten anregen. Im Bereich der Radiowellenlängen (violett) und im Röntgenspektrum (blau) sind allerdings zwei zusätzliche Spiralarme sichtbar. Diese „Geisterarme“ sind bereits seit vielen Jahren bekannt, jedoch blieb ihr Ursprung ein Rätsel.

Das Rätsel konnte gelöst werden, indem Wissenschaftler die Daten mehrerer (Weltraum-)Teleskope auswerteten, darunter Chandra, XMM-Newton, Spitzer und das Very Large Array. Sie fanden heraus, dass die „Geisterarme“ durch extrem starke Schockwellen entstehen. Die Schockwellen stammen von den energiereichen Jets in der Nähe der Scheibe von NGC 4258, welche von dem zentralen, supermassiven Schwarzen Loch abgestoßen werden. Sie komprimieren das Gas in ihren Ausbreitungsrichtungen und heizen es dadurch auf. Bei Temperaturen von einigen Millionen Grad Celsius emittieren die Moleküle Röntgenstrahlung und Strahlung anderer Wellenlängen – wie das obige Kompositbild eindrucksvoll beweist.

(THK)

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