Dass Einschlagkrater nicht immer eintönig und langweilig aussehen müssen, beweist die nebenstehende Aufnahme. Sie zeigt den Mondkrater Linné, der sich im westlichen Teil des Mare Serenitatis (Lat.: „Meer der Heiterkeit“) befindet. Er liegt damit auf der erdzugewandten Seite des Mondes und kann mit entsprechenden Hilfsmitteln beobachtet werden. Die entfernt an einen Regenbogen erinnernde Farbenpracht auf diesem Bild entsteht durch eine Farbcodierung. Die Grundlage dafür bilden in diesem Fall Daten der hochempfindlichen Instrumente an Bord der NASA-Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO).
Sie umkreist den Mond seit 2009 und verwendet mehrere leistungsfähige Geräte, um seine Oberfläche, seine innere Struktur, seine dünne Exosphäre und einige andere Sachverhalte zu untersuchen. Die Kameras und ein sehr exakter Laser-Höhenmesser tasten dabei die Oberfläche ab. Im nachfolgenden Datenverarbeitungsprozess lässt sich anschließend jeder Höhenangabe eine bestimmte Farbe zuordnen. Das Ergebnis ist ein farbiges (und deshalb gut zu analysierendes) Höhenprofil der fotografierten Oberflächenstrukturen. Der Krater Linné ist mit einem Durchmesser von etwa 2,2 Kilometern nicht besonders groß. Seine Tiefe beträgt knapp 600 Meter, was sich anhand der Farbcodierung und der Legende unten links recht einfach nachvollziehen lässt.
Durch die Farbcodierung (auch Falschfarbendarstellung genannt) ist es für die Wissenschaftler wesentlich leichter, ungewöhnliche Gesteinsformationen zu entdecken und Anhaltspunkte über deren Entstehung zu finden. Das Verfahren selbst wird seit vielen Jahren erfolgreich in den verschiedensten wissenschaftlichen Fachbereichen angewandt, von der Auswertung von Satellitenbildern bis zur farblichen Kennzeichnung der Gehirnaktivität. Zahlreiche wichtige Entdeckungen wären ohne diese sehr einfache aber höchst effektive Auswertungsmethode nicht möglich gewesen.
(THK)
Antworten