Das Astro-Bild der Woche zeigt einen markanten Einschlagkrater. Sein ungewöhnliches Erscheinungsbild gründet sich darauf, dass er sich nicht auf dem Mond oder auf dem Mars befindet, sondern auf der Venus, die oft als Zwillingsplanet der Erde bezeichnet wird. Die Bezeichnung ist allerdings nur korrekt, was die Größe und die Masse des Planeten betrifft.
Im Gegensatz zum Mars und vielen anderen Himmelskörpern in unserem Sonnensystem kann man die Oberfläche der Venus nicht optisch untersuchen, da sie ständig von sehr dichten Wolken eingehüllt wird. Dementsprechend muss man auf andere Beobachtungstechniken zurückgreifen, um die verschiedenen Strukturen auf der Venusoberfläche untersuchen zu können. Sehr gute Dienste lieferte dabei die Radartechnologie. Die vorliegende Aufnahme wurde von der Raumsonde Magellan gemacht, die den zweitinnersten Planeten zwischen 1990 und 1994 als Orbiter umkreiste und zahlreiche wertvolle Daten sammeln konnte. An Bord von Magellan befand sich ein leistungsfähiges Radarsystem, mit dem man die Oberfläche abtastete und in der Lage war, die dichten Wolkenschleier mühelos zu durchdringen.
Das Bild zeigt den Krater Aurelia, der mit einem Durchmesser von 31,9 Kilometern schon zu den größeren seiner Art zählt. Man erkennt deutlich den kreisförmigen Krater mit einem gewaltigen Zentralberg in seinem Zentrum. Außerdem sind mehrere terrassierte Kraterwände und immense Mengen von ausgeworfenem Material zu sehen. Aber wie kommt es nun zu dem seltsamen Aussehen des Kraters, das so gar nicht an die vertrauten Kraterformen auf dem Mond oder auf dem Mars erinnert? Der Grund dafür ist die extrem dichte Kohlendioxid-Atmosphäre der Venus. Auf ihrer Oberfläche herrscht ein 92 Mal höherer atmosphärischer Druck als auf der Erdoberfläche.
Wenn ein Gesteinsbrocken in die tieferen Atmosphärenschichten der Venus eindringt und auf dem Boden einschlägt, dann verhält sich das beim Aufprall hochgeschleuderte Material (Ejekta genannt) in der dichten Atmosphäre ähnlich wie eine Flüssigkeit. Es „schwappt“ gewissermaßen in die Umgebung, wodurch die kranzförmigen Ejekta-Strukturen entstehen, wie man sie auf dem Bild sehen kann. Oben links sind so gut wie keine Ejekta vorhanden, deswegen ist anzunehmen, dass der Gesteinsbrocken aus dieser Richtung kam und in einem verhältnismäßig flachen Winkel auf die Oberfläche traf. Neben Aurelia offenbarten die Radardaten von Magellan noch einige weitere Krater, die sehr ähnlich aussehen.
(THK)
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