Winziger Primat kommuniziert mit reinem Ultraschall

Der philippinische Koboldmaki Tarsius syrichta steht im Mittelpunkt einer Studie über seine Kommunikation per Ultraschall (Photo courtesy of Nathaniel Dominy)
Der philippinische Koboldmaki Tarsius syrichta steht im Mittelpunkt einer Studie über seine Kommunikation per Ultraschall (Photo courtesy of Nathaniel Dominy)

Koboldmakis sind winzige Primaten aus Südostasien, die einige der extremsten Ultraschalllaute im Tierreich erzeugen, weit jenseits der menschlichen Hörschwelle.

Sie gehören zu einer alten Primatenlinie, die vor rund 60 Millionen Jahren Affen und Menschenaffen hervorbrachte und in den letzten 45 Millionen Jahren blieben Koboldmakis weitgehend unverändert. Obwohl Koboldmakis wichtige „lebende Fossilien“ sind, sind sie in freier Wildbahn schwer zu untersuchen. Kaum zwölf Zentimeter lang, sind sie nachtaktiv und ernähren sich hauptsächlich von Insekten, zusammen mit ein paar kleinen Wirbeltieren wie Eidechsen und Schlangen.

Nathaniel Dominy, ein außerordentlicher Professor für Anthropologie am Dartmouth College in Hanover (USA), beschreibt die Ultraschalllaute des Koboldmakis als „extrem und vergleichbar mit den hochspezialisierten Lauten von Fledermäusen und Delphinen, die primär der Echoortung dienen.“

Dominy und einige Kollegen haben das Hören und die Laute einer Koboldmakiart auf den Philippinen – Tarsius syrichta – untersucht. Die Ergebnisse ihrer Forschung erschienen am 8. Februar 2012 online im Royal Society Journal Biology Letters.

Einige Koboldmakiarten scheinen ziemlich gesprächig zu sein und eine große Auswahl an Rufen zu beherrschen, die für Menschen hörbar sind und „Alarme übermitteln, Rivalen einschüchtern und soziale Interaktionen ermöglichen“, betonen die Autoren. Im Gegensatz dazu werden Koboldmakis aus Borneo und den Philippinen im Allgemeinen als „gewöhnlich ruhig“ beschrieben. Dieser scheinbare Mangel an Lauten führte Forscher zu der Vermutung, dass die Tiere diese entscheidenden Kommunikationsformen in der Tat verwenden. Wir konnten sie nur nicht hören.

Kürzliche technische Fortschritte erlaubten den Wissenschaftlern, die Hörfähigkeit von sechs wilden Koboldmakis auf der Insel Mindanao zu testen. Sie fanden „einen Hörbereich, der sich im Wesentlichen in den Ultraschallbereich erstreckt“ und einen Maximalwert von 91 Kilohertz (kHz) erzielt, „ein Wert, der den bekannten Hörbereich aller anderen Primaten übertrifft und nur von wenigen Tieren erreicht wird.“

Sie benutzten auch ein Mikrofon und Aufzeichnungsgeräte, die fähig sind, Töne über 96 kHz zu registrieren. Das obere Limit der menschlichen Hörfähigkeit liegt normalerweise bei 20 kHz und Frequenzen über dieser Grenze werden als Ultraschall klassifiziert. Mit dieser Ausrüstung zeichnete das Team in freier Wildbahn die Geräusche von 35 Koboldmakis von den Inseln Bohol und Leyte auf und dokumentierte acht Individuen, die einen reinen Ultraschallruf bei etwa 70 kHz ausstießen. Die Klangstruktur des Rufes ähnelt der von anderen Koboldmakiarten, aber keine davon lag im reinen Ultraschallbereich.

Die Forscher beobachteten, dass Koboldmakis ihre Ultraschallrufe ausstießen, wenn Menschen in der Nähe waren, was darauf hindeutet, dass sie Alarm gaben. „Ultraschall-Alarmrufe können für den Sender und den Empfänger von Vorteil sein, weil sie für Räuber möglicherweise schwer zu registrieren und zu lokalisieren sind“, schreiben sie.

Dominy und seine Gruppe schlussfolgern, dass es für Laute im reinen Ultraschallbereich selektive Vorteile geben könnte. Sie nennen sie „private Kommunikationskanäle mit dem Potenzial, die Entdeckung durch Räuber, Beute und Rivalen zu vermeiden.“

„Unsere Ergebnisse bestätigen nicht nur, dass Koboldmakis empfänglich für Ultraschall sind, sondern auch, dass Tarsius syrichta Signale im reinen Ultraschall senden und empfangen kann“, sagt Dominy.

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Video-Link: https://youtu.be/Qin9ZS951c4

Ultraschallruf von Tarsius syrichta – verlangsamt, damit er vom menschlichen Gehör wahrgenommen werden kann.
WARNUNG: Das Geräusch kann als sehr unangenehm empfunden werden!
Auf keinen Fall mit voller Lautstärke anhören!

Quelle: http://now.dartmouth.edu/2012/02/tiny-primate-is-ultrasonic-communicator-dartmouth-professor-finds/

(THK)

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