LRO enthüllt „kürzliche“ geologische Aktivität auf dem Mond

Der größte der neu entdeckten Grabenbrüche in den Hochländern der erdabgewandten Seite des Mondes. Er ist rund 500 Meter breit und 20 Meter tief. (NASA / Goddard / Arizona State University / Smithsonian Institution)
Der größte der neu entdeckten Grabenbrüche in den Hochländern der erdabgewandten Seite des Mondes. Er ist rund 500 Meter breit und 20 Meter tief. (NASA / Goddard / Arizona State University / Smithsonian Institution)

Neue Aufnahmen der NASA-Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) zeigen, dass die Kruste des Mondes gedehnt wird und winzige Täler in ein paar kleinen Gebieten auf der Mondoberfläche bildet. Wissenschaftler vermuten, dass diese geologische Aktivität vor weniger als 50 Millionen Jahren stattfand, was verglichen mit dem Alter des Mondes von 4,5 Milliarden Jahren ausgesprochen jung ist.

Ein Forschungsteam analysierte hochaufgelöste Bilder der Lunar Reconnaissance Orbiter Camera (LROC) und zeigt kleine, schmale Gräben, die typischerweise viel länger als breit sind. Das deutet darauf hin, dass die Mondkruste an diesen Orten auseinander gezogen wird. Diese linearen Täler, bekannt als Grabenbrüche, entstehen, wenn sich die Mondkruste dehnt, bricht und entlang zweier begrenzender Klippen einstürzt. Auf der Mondoberfläche wurde eine Handvoll dieser Grabensysteme entdeckt.

„Wir denken, der Mond befindet sich in einem allgemeinen Zustand globaler Kontraktion, weil sein immer noch heißes Inneres abkühlt“, sagte Thomas Watters vom Center for Earth and Planetary Studies am National Air and Space Museum der Smithsonian Institution in Washington und leitender Autor einer Studie über diese Forschungsarbeit, die in der März-Ausgabe des Journals Nature Geoscience erscheint. „Die Grabenbrüche zeigen uns, dass die Kräfte, die den Mond schrumpfen lassen, teilweise von Kräften übertroffen wurden, die ihn auseinanderziehen. Das bedeutet, die kontrahierenden Kräfte, die den Mond schrumpfen lassen, können nicht groß sein, andernfalls hätte sich der kleine Grabenbruch nicht gebildet.“

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Video-Link: https://youtu.be/ZZMvEnl0ht4

Dr. Thomas Watters spricht über die Grabenbrüche und was sie über den Mond verraten (Goddard Space Flight Center, Dan Gallagher)

Die schwache Kontraktion spricht dafür, dass der Mond – im Gegensatz zu den terrestrischen Planeten – in den frühen Stadien seiner Entwicklung nicht vollständig geschmolzen war. Mehr noch, die Beobachtungen unterstützen eine alternative Ansicht, wonach anfangs nur die äußeren Gesteinsschichten des Mondes geschmolzen waren und einen Ozean aus geschmolzenem Gestein bildeten.

Im August 2010 verwendete das Team LROC-Aufnahmen, um auf der Mondoberfläche physikalische Anzeichen für eine Kontraktion zu identifizieren, so genannte „lobate scarps“ (etwa: lappenförmige Steilstufen; Anm. d. Red.). Die Steilstufen sind Belege dafür, dass der Mond in der jüngeren geologischen Vergangenheit global schrumpfte und auch heute noch schrumpfen könnte. Das Team sah diese Steilstufen weithin auf dem Mond verstreut und schlussfolgerte, dass er schrumpfte, als sein Inneres langsam abkühlte.

Basierend auf der Größe der Brüche wird geschätzt, dass die Distanz zwischen dem Mondzentrum und seiner Oberfläche um annähernd 90 Meter abnahm. Die Grabenbrüche waren eine unerwartete Entdeckung und die Bilder liefern widersprüchliche Belege dafür, dass die Regionen auf der Mondkruste auch auseinander gezogen werden.

„Das Auseinanderziehen sagt uns, dass der Mond immer noch aktiv ist“, sagte Richard Vondrak, Projektwissenschaftler für den LRO am Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt (Maryland). „Der LRO gibt uns einen detaillierten Einblick in diesen Prozess.“

Schematische Darstellung eines Grabenbruches und dessen Entstehung (Arizona State University / Smithsonian Institution)
Schematische Darstellung eines Grabenbruches und dessen Entstehung (Arizona State University / Smithsonian Institution)

Mit Voranschreiten der LRO-Mission und wachsender Erfassung des Mondes werden Wissenschaftler ein besseres Bild davon bekommen, wie häufig diese jungen Grabenbrüche sind und welche anderen tektonischen Strukturen in ihrer Nähe liegen. Die von dem Team gefundenen Grabensysteme könnten Wissenschaftlern helfen, den Belastungszustand der Mondkruste genauer zu untersuchen.

„Es war eine große Überraschung, als ich Grabenbrüche in den Hochländern der Mondrückseite fand“, sagte Co-Autor Mark Robinson von der School of Earth and Space Exploration der Arizona State University, der leitende Wissenschaftler des LROC-Projekts. „Ich wählte die Region sofort für hochauflösende Stereo-Bilder aus, deswegen konnten wir eine dreidimensionale Ansicht der Grabenbrüche erzeugen. Es ist aufregend, wenn man etwas völlig Unerwartetes entdeckt und nur die Hälfte der Mondoberfläche wurde mit hoher Auflösung fotografiert. Es gibt auf dem Mond noch viel zu erforschen.“

Die Forschungsarbeit wurde von der LRO-Mission finanziert, die derzeit vom Science Mission Directorate der NASA im Hauptquartier in Washington geleitet wird. Der LRO wird vom Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt (Maryland) betrieben.

Quelle: http://www.nasa.gov/mission_pages/LRO/news/lunar-graben.html

(THK)

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