Astro-Bild der Woche: Der Einstein-Ring SDSS J073728.45+321618.5

Der Einstein-Ring SDSS J073728.45+321618.5 (NASA, ESA, A. Bolton (Harvard-Smithsonian CfA) and the SLACS Team)
Der Einstein-Ring SDSS J073728.45+321618.5 (NASA, ESA, A. Bolton (Harvard-Smithsonian CfA) and the SLACS Team)

Das Astro-Bild der Woche ist der sogenannte Einstein-Ring mit der kryptischen Bezeichnung SDSS J073728.45+321618.5. Das Kürzel SDSS steht dabei für Sloan Digital Sky Survey, ein wissenschaftliches Beobachtungsprojekt, das die Helligkeiten von über 100 Millionen Objekten erfasst, Aufnahmen anfertigt und sie zusammen mit anderen Daten archiviert. Die gesammelten Daten stehen weltweit für Nachfolgestudien zur Verfügung.

Einstein-Ringe wie das hier gezeigte Exemplar basieren auf einem physikalischen Phänomen, was von Astronomen als Gravitationslinse bezeichnet wird. Sie sind benannt nach Albert Einstein, der die Existenz derartiger Phänomene bereits vor fast 100 Jahren mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagt hatte. Demnach krümmen sehr große Massen den Raum so stark, dass sie das Licht von dahinter liegenden Objekten merklich ablenken. Sie fokussieren das Licht und agieren daher wie eine Linse. Trotz der brillanten Vorarbeit Einsteins und anderer theoretischer Physiker gelangen die ersten optischen Beobachtungen des Gravitationslinseneffektes erst Anfang der 1980er Jahre.

Seitdem ist die Bedeutung des Effektes für die wissenschaftliche Untersuchung weit entfernter Objekte, beispielsweise Galaxien und Quasare, jedoch deutlich angewachsen. Durch die extreme Fokussierung des Lichts lassen sich in den verzerrten aber verstärkten Abbildern der Objekte Einzelheiten studieren, die ohne den Effekt nur schwer zugänglich wären. Unglücklicherweise muss man immer auf den Astronom „Zufall“ vertrauen, denn solche Gelegenheiten ergeben sich nur, wenn das eigentliche Beobachtungsobjekt, die Gravitationslinse und die Erde in einer idealen Weise ausgerichtet sind, was Richtung und Entfernungen betrifft.

SDSS J073728.45+321618.5 ist so ein glücklicher Zufall. Als Gravitationslinse agiert hier eine elliptische Riesengalaxie (der gelbe Fleck in der Bildmitte), die zwischen zwei und vier Milliarden Lichtjahre entfernt ist. Sie befindet sich an der idealen Position am Himmel und in der richtigen Distanz, um das Licht mehrerer Galaxien abzulenken und zu bündeln, die etwa doppelt so weit von der Erde entfernt sind (hier zu sehen als die schmalen, bläulich-hellen Strukturen).

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.spacetelescope.org/static/archives/images/screen/opo0532b.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Eine protoplanetarische Scheibe im Orionnebel
Bild 2: Der Gammastrahlungsausbruch GRB 990123
Bild 4: Sternentstehung in der Antennengalaxie

(THK)

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