Das Hubble Space Telescope der NASA/ESA hat ein sehr detailliertes Bild eines sich überdeckenden Galaxienpaares namens NGC 3314 gemacht. Obwohl die beiden Galaxien so aussehen, als würden sie sich inmitten einer Kollision befinden, ist das tatsächlich nur eine perspektivische Täuschung: die beiden Galaxien stehen von unserem Beobachtungspunkt aus gesehen nur zufällig in derselben Richtung.
NGC 3314A und NGC 3314B mögen so aussehen, als befänden sie sich mitten in einer galaktischen Karambolage, aber sie sind in der Tat durch zig Millionen Lichtjahre leeren Raum voneinander getrennt (genauer gesagt sind es etwa 20 Millionen Lichtjahre; Anm. d. Red.). Ihre scheinbare Nähe ist nur eine perspektivische Täuschung.
Woher wissen wir das? Die überzeugendsten Hinweise darauf, ob Galaxien miteinander interagieren, sind normalerweise ihre Formen. Die immensen Gravitationskräfte, die an galaktischen Verschmelzungen beteiligt sind, sind groß genug, um eine Galaxie zu verformen, lange bevor sie kollidiert. Die Deformierung einer Galaxie verzerrt nicht nur ihre Struktur, sondern kann auch neue Sternentstehungsprozesse auslösen, was sich im Normalfall durch helle blaue Sterne und leuchtende Nebel äußert.
Im Fall von NGC 3314 sehen wir tatsächlich Deformationen in der Vordergrund-Galaxie (NGC 3314A genannt, NGC 3314B liegt im Hintergrund), aber das ist fast sicher irreführend. Die deformierte Form von NGC 3314A – besonders gut sichtbar oberhalb des Kerns und rechts von ihm, wo sich Ströme aus heißen blau-weißen Sternen aus den Spiralarmen erstrecken – stammt nicht aus Wechselwirkungen mit der Galaxie im Hintergrund.
Video-Link: https://youtu.be/_u3hMnuqhcY
Zoom in NGC 3314 (NASA, ESA, Digitized Sky Survey 2, N. Risinger (skysurvey.org). Music: Disasterpeace (disasterpeace.com))
Untersuchungen der Bewegung der beiden Galaxien sprechen dafür, dass sie beide relativ ungestört sind und dass sie sich unabhängig voneinander bewegen. Das lässt wiederum darauf schließen, dass sie nicht auf Kollisionskurs sind und auch niemals auf Kollisionskurs waren. Für die verzerrte Form von NGC 3314A ist stattdessen wahrscheinlich die Begegnung mit einer anderen Galaxie verantwortlich, möglicherweise die nahe Galaxie NGC 3312 oder eine andere nahe Galaxie.
Die zufällige Ausrichtung der beiden Galaxien ist dennoch mehr als nur eine Kuriosität. Sie beeinflusst stark die Art und Weise, wie die beiden Galaxien für uns erscheinen. Beispielsweise erscheinen die Staubschleier von NGC 3314B viel heller als die von NGC 3314A. Das liegt nicht daran, dass es dieser Galaxie an Staub mangelt, sondern eher daran, dass sie von dem hellen Nebel aus Sternen im Vordergrund angestrahlt werden. Der Staub von NGC 3314A dagegen wird aus dem Hintergrund von den Sternen der Galaxie NGC 3314B angestrahlt, wodurch er sich als Silhouette vor dem hellen Hintergrund abhebt.
So eine Ausrichtung von Galaxien ist auch hilfreich für Astronomen, die Mikro-Gravitationslinsen studieren – ein Phänomen, das auftritt, wenn Sterne in einer Galaxie kleine Störungen im Licht einer weiter entfernten Galaxie hervorrufen. Die Beobachtungen von NGC 3314, die zu dieser Aufnahme führten, wurden gemacht, um dieses Phänomen zu untersuchen.
Dieses Mosaikbild umfasst ein großes Blickfeld (ein Vielfaches größer als die Einzelaufnahmen von der Advanced Camera for Surveys an Bord des Hubble-Teleskops). Dank einer langen Belichtungszeit von mehr als einer Stunde für jedes Teilbild zeigt die Aufnahme nicht nur NGC 3314, sondern auch viele andere entfernte Galaxien im Hintergrund. Das Farbkomposit wurde aus Einzelaufnahmen erstellt, die in blauem und rotem Licht gemacht wurden.
Video-Link: https://youtu.be/Xd0cqQ5oKsw
Detailaufnahmen von NGC 3314. Die beiden Galaxien sind etwa 20 Millionen Lichtjahre voneinander entfernt. (NASA, ESA, W. Keel (University of Alabama))
Quelle: http://www.spacetelescope.org/news/heic1208/
(THK)
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