Studie: Stonehenge war ein Zeugnis der Vereinigung Britanniens

Stonehenge (Wikipedia / User: Operarius / CC BY-SA 3.0 DE)
Stonehenge (Wikipedia / User: Operarius / CC BY-SA 3.0 DE)

Nach zehnjähriger archäologischer Forschung kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass Stonehenge als Denkmal erbaut wurde, um die Menschen in Britannien nach einer langen Periode von Konflikten und regionalen Differenzen zwischen Ost- und Westbritannien wieder zu vereinen.

Vermutlich symbolisierten seine Steine die Ahnen verschiedener Gruppen der frühesten landwirtschaftlichen Gruppierungen in Britannien, denn einige seiner Steine stammen aus Südengland und andere aus dem westlichen Wales.

Das Forschungsteam von den Universitäten Sheffield, Manchester, Southampton, Bournemouth und dem University College London, das zusammen am Stonehenge Riverside Project (SRP) arbeitet, forschte nicht nur in Stonehenge und seiner Umgebung, sondern untersuchte auch großräumige soziale und ökonomische Zusammenhänge während der Hauptbauphase des Monumentes zwischen 3000 und 2500 vor Christus.

„Als Stonehenge erbaut wurde“, so Professor Mike Parker Pearson von der University of Sheffield, „gab es eine blühende Kultur auf der ganzen Insel – dieselben Stile von Häusern, Töpferwaren und anderen grundlegenden Formen wurden von den Orkney-Inseln bis an die Südküste verwendet. Das war ein großer Unterschied zur Kleinstaaterei früherer Jahrhunderte. Stonehenge selbst war ein kolossales Unterfangen und benötigte die Arbeitskräfte von Tausenden, um die Steine aus so großer Entfernung wie Westwales herbeizuschaffen, sie zu behauen und aufzustellen. Schon die Arbeit selbst, die wortwörtlich alle zusammen am selben Strang ziehen ließ, wäre ein Akt der Einigung gewesen.“

Stonehenge ist vermutlich an einem Ort erbaut worden, der bereits für die prähistorischen Briten eine besondere Bedeutung hatte. Das SRP-Team fand heraus, dass seine nach der Sonnenwende ausgerichtete Allee auf einer Reihe von natürlich geformten Oberflächenformationen steht, die ganz zufällig eine Achse bildet zwischen der Richtung des Sonnenaufgangs an Mittsommer und der des Sonnenuntergangs bei der Wintersonnenwende.

Professor Parker Pearson fährt fort: „Als wir über diese außergewöhnliche natürliche Anordnung des Sonnenpfades stolperten, der auf der Oberfläche markiert ist, erkannten wir, dass die prähistorischen Menschen diesen Ort genau wegen seiner vorbestimmten Bedeutung zum Bau von Stonehenge ausgewählt hatten. Das könnte auch erklären, warum es in der Gegend von Stonehenge acht Monumente mit Ausrichtung nach der Sonnenwende gab, eine Zahl, die nirgendwo sonst übertroffen wurde. Vielleicht sahen sie diesen Ort als Zentrum der Welt an.“

Obwohl bei der diesjährigen Sommersonnenwende am 21. Juni viele Menschen in Stonehenge zusammenkamen, scheint es, dass die Wintersonnenwende der bedeutendere Zeitpunkt des Jahres war, als Stonehenge vor 5.000 bis 4.500 Jahren erbaut wurde.

Professor Parker Pearson sagt: „Wir können aus dem Altern von Schweinezähnen schließen, dass in der nahegelegenen Siedlung Durrington Walls während der Wintersonnenwende eine größere Menge Schweine gegessen wurde und die meisten Monumente in der Umgebung von Stonehenge sind eher nach Sonnenaufgang und Sonnenuntergang der Wintersonnenwende ausgerichtet, als nach der Sommersonnenwende. In Stonehenge selbst scheint die Hauptachse in entgegengesetzter Richtung des Mittsommer-Sonnenaufgangs, also in Richtung Mittsommer-Sonnenuntergang, ausgerichtet zu sein, eingerahmt von den größten Steingebilden, den Großen Trilithen.“

Parker Pearson und das SRP-Team weisen Vermutungen strikt zurück, dass Stonehenge von den alten Ägyptern oder Außerirdischen inspiriert war. Er sagt: „All die architektonischen Einflüsse für Stonehenge kann man bereits bei früheren Monumenten und Gebäuden in Britannien finden und ihre Ursprünge stammen aus Wales und Schottland. In Wahrheit waren die Menschen des Neolithikum auf der Britischen Insel für Jahrhunderte vom restlichen Europa isoliert. Britannien war vielleicht vereint, doch es bestand kein Interesse an einer Interaktion mit Menschen jenseits des Kanals. Stonehenge scheint der letzte Atemzug dieser Steinzeitkultur gewesen zu sein, die von Europa und damit von neuen Technologien wie Metallwerkzeugen und dem Rad isoliert war.“

Frühere Theorien haben vorgeschlagen, dass der große Steinkreis als prähistorisches Observatorium verwendet worden war, als Sonnentempel, als Heilstätte oder als Tempel der alten Druiden. Die Wissenschaftler des Stonehenge Riverside Projects haben nach dem längsten Forschungsprojekt, das diesem Kultmonument je gewidmet wurde, all diese Möglichkeiten zurückgewiesen. Ebenso, wie sie Häuser und in Durrington Walls ein großes Dorf gefunden haben, haben sie auch den Standort eines früheren Steinkreises – dem Bluestonehenge – entdeckt und die Datierung von Stonehenge selbst überarbeitet. All diese Entdeckungen werden jetzt in Parker Pearsons neuem Buch „Stonehenge: Exploring the greatest Stone Age mystery“, herausgegeben von Simon & Schuster, veröffentlicht. Die Studie wurde vom Arts and Humanities Research Council, National Geographic und vielen weiteren finanzierenden Stellen unterstützt.

Quelle: http://www.shef.ac.uk/news/nr/stonehenge-monument-unification-britain-1.188608

(SOM)

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