Antike Pollen und Holzkohle, die in tiefen Sedimenten im ägyptischen Nildelta konserviert wurden, dokumentieren die Dürreperioden und Brände der Region im Altertum, darunter auch eine große Dürre vor 4.200 Jahren, die mit dem Untergang des ägyptischen Alten Königreiches in Verbindung gebracht wird – der Ära, die als Pyramidenbau-Epoche bekannt ist.
„Der Mensch hat eine lange Geschichte, was die Bewältigung von Klimaveränderungen betrifft“, sagte Christopher Bernhardt, ein Wissenschaftler des U.S. Geological Survey. „Zusammen mit anderen Untersuchungen zeigt diese Studie geologisch auf, dass die Entwicklung von Gesellschaften manchmal in allen Größenordnungen an Klimaschwankungen gebunden ist – über Dekaden oder Jahrtausende hinweg.“
Bernhardt führte diese Untersuchungen als Teil seiner Promotion an der University of Pennsylvania durch, zusammen mit Benjamin Horton, einem außerordentlichen Professor am Department of Earth and Environmental Science der University of Pennsylvania. Jean-Daniel Stanley von der Smithsonian Institution wirkte ebenfalls an der Studie mit, die in der Juli-Ausgabe der Magazins Geology veröffentlicht wurde.
„Selbst die mächtigen Erbauer der alten Pyramiden fielen ihnen vor mehr als 4.000 Jahren zum Opfer, als sie sich nicht an eine Klimaveränderung anpassen konnten“, so die Direktorin des USGS, Marcia McNutt. „Diese Studie zeigt auf, dass die Verfügbarkeit von Wasser schon damals die Klimawechsel-Achillesferse für Ägypten war, wie sie es auch jetzt für einen Planeten sein könnte, der sieben Milliarden durstige Menschen beherbergt.“
Die Wissenschaftler benutzten Pollen und Holzkohle, die in einem Sedimentkern aus dem Nildelta konserviert waren, der von vor 7.000 Jahren bis in die heutige Zeit datiert, um die physikalischen Mechanismen zu entschlüsseln, die krisenhaften Ereignissen in der Geschichte des Alten Ägypten zugrunde lagen.
Sie wollten überprüfen, ob die Veränderungen der Pollenablagerungen die antiken Dürreperioden Ägyptens und des Mittleren Ostens widerspiegelten, die in archäologischen und historischen Aufzeichnungen erwähnt wurden. Die Forscher untersuchten auch die Anwesenheit und Menge von Holzkohle, weil die Feuerhäufigkeit oft während Trockenzeiten zunimmt und Feuer als Holzkohle in den geologischen Daten registriert wird. Die Wissenschaftler vermuteten, dass das Verhältnis von Pollen aus Sumpfgebieten während Dürreperioden abnehmen und im Gegensatz dazu die Menge von Holzkohle zunehmen würde. Und ihre Annahmen waren richtig.
Während vier Zeiträume von vor 3.000 bis 6.000 Jahren traten in dem Bohrkern große Abnahmen von Sumpfpflanzen-Pollen und Zunahmen von mikroskopischen Holzkohle-Partikeln auf. Eines dieser Ereignisse war die plötzliche und globale Mega-Dürre vor ungefähr 4.200 Jahren, einer Dürreperiode, die starke soziale Auswirkungen hatte, wie zum Beispiel Hungersnöte, und die vermutlich eine Rolle beim Untergang des ägyptischen Alten Reiches spielte und auch andere Mittelmeer-Kulturen beeinflusste.
„Unsere Pollen-Daten scheinen in Bezug auf die Abnahme der Niederschläge während der Mega-Dürre von vor 4.200 Jahren sehr aussagekräftig zu sein“, so Bernhardt. „Die Reaktion der Vegetation dauerte im Verhältnis zu anderen indirekten geologischen Daten für diese Dürreperiode viel länger an, was möglicherweise auf einen ununterbrochenen Effekt auf die Vegetation des Deltas und des Nilbeckens hinweist.“
Ähnlich verhielt es sich mit Pollen- und Holzkohledaten während zweier weiterer Trockenzeiten: eine, die vor ungefähr 5.000 bis 5.500 Jahren auftrat und eine weitere, die vor ca. 3.000 Jahren stattfand.
Diese Ereignisse sind ebenfalls in der Geschichte der Menschheit vermerkt: Das Erste begann vor etwa 5.000 Jahren, als die Vereinigung des Oberen und Unteren Königreiches stattfand und das Königreich Uruk im heutigen Irak zusammenbrach. Das zweite Ereignis fand vor etwa 3.000 Jahren im östlichen Mittelmeerraum statt und ist verbunden mit dem Fall des Königreichs von Ugarit und Hungersnöten in den Königreichen von Babylonien und Syrien.
„Die Studie demonstriert geologisch, dass Pollen und andere Mikroorganismen, sowie Holzkohle bei der Entschlüsselung vergangener Klimata archäologische Aufzeichnungen ergänzen oder beweisen können, oder selbst als Datengrundlage dienen können, wenn es keine anderen Informationen gibt oder diese nicht fortlaufend sind“, so Horton.
Die Studie „Nile delta response to Holocene climate variability“ wurde in der Juli-Ausgabe von Geology veröffentlicht. Autoren sind Christopher Bernhardt vom USGS, Benjamin Horton von der University of Pennsylvania und Jean-Daniel Stanley von der Smithsonian Institution. Die Arbeit wurde von der University of Pennsylvania, dem U.S. Geological Survey und der Smithsonian Institution unterstützt.
Quelle: http://www.usgs.gov/newsroom/article.asp?ID=3359
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