
Detaillierte Beobachtungen des Saturnmondes Titan gibt es jetzt seit 30 Jahren, was einen vollständigen Sonnenumlauf dieser fernen Welt abdeckt. Dr. Athena Coustenis vom Paris-Meudon Observatory in Frankreich hat Daten analysiert, die während dieser Zeit gesammelt wurden, und hat herausgefunden, dass die sich verändernden Jahreszeiten Titan mehr beeinflussen als bislang gedacht. Dr. Coustenis präsentierte diese Ergebnisse am 28. September 2012 auf dem European Planetary Science Congress in Madrid (Spanien).
„Wie auf der Erde verändern sich die Bedingungen auf Titan mit seinen Jahreszeiten. Wir können Unterschiede bei der atmosphärischen Temperatur, der chemischen Zusammensetzung und bei Zirkulationsmustern erkennen, vor allem an den Polen. Beispielsweise bilden sich aufgrund der kälteren Temperaturen und Kondensation im Winter Kohlenwasserstoffseen um die Nordpolarregion. Außerdem wird ein Dunstschleier, der Titan am Nordpol bedeckt, durch atmosphärische Zirkulationsmuster während der Tagundnachtgleiche deutlich reduziert. Das ist alles sehr überraschend, weil wir nicht erwartet hatten, vor allem in den tieferen Schichten der Atmosphäre derart schnelle Veränderungen zu finden“, erklärt Dr. Coustenis.
Die Hauptursache dieser Zyklen ist Sonnenstrahlung. Sie ist die dominante Energiequelle für Titans Atmosphäre und spaltet den vorhandenen Stickstoff und das Methan, um komplexere Moleküle wie Ethan zu erzeugen, und agiert als die treibende Kraft für chemische Veränderungen. Titan ist um etwa 27 Grad geneigt, ähnlich wie die Erde, was bedeutet, dass die Ursache der Jahreszeiten – Sonnenlicht, das wegen der Neigung unterschiedliche Gebiete mit variierender Intensität erreicht – auf beiden Welten dieselbe ist. „Es ist erstaunlich, dass die Sonne auch noch so weit draußen bei Titan, mehr als 1,5 Milliarden Kilometer von uns entfernt, andere Energiequellen übertrifft“, sagt Dr. Coustenis.
Um diese Schlussfolgerungen zu ziehen, wurden Daten von mehreren verschiedenen Missionen analysiert, darunter Voyager 1 (1980), dem Infrared Space Observatory (1997) und Cassini (2004 bis heute), und mit erdgebundenen Beobachtungen ergänzt. Jede Jahreszeit auf Titan dauert etwa 7,5 Jahre, während Saturn 29,5 Jahre benötigt, um die Sonne zu umkreisen. Daher wurden jetzt Daten für ein vollständiges Jahr auf Titan gesammelt, was alle Jahreszeiten abdeckt.
Dr. Coustenis erklärt, warum es wichtig ist, diesen entfernten Mond zu untersuchen: „Titan ist die beste Möglichkeit, die wir haben, um Bedingungen zu studieren, die denen auf unserem eigenen Planeten in Bezug auf Klima, Meteorologie und Astrobiologie sehr ähnlich sind. Gleichzeitig ist Titan aber auch eine einzigartige Welt, ein Paradies, um neue geologische, atmosphärische und interne Prozesse zu erforschen.“
Quelle: http://www.europlanet-eu.org/demo/index.php?option=com_content&task=view&id=395&Itemid=41
(THK)
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