Der altägyptische Pharao Ramses III. wurde ermordet

Bild der Mumie von Pharao Ramses III. ((c) 2012 British Medical Journal Publishing Group / EURAC)
Bild der Mumie von Pharao Ramses III. ((c) 2012 British Medical Journal Publishing Group / EURAC)

Wissenschaftliche Untersuchungen werfen Licht auf die Folgen einer Harems-Verschwörung gegen den Pharao im Alten Ägypten.

Das Ägyptische Museum in Turin ist der Wächter über einen Papyrus, der von einem der schrecklichsten Verbrechen berichtet, das jemals im Alten Ägypten geschehen ist: In der Mitte des 12. Jahrhunderts vor Christus und innerhalb der Grenzen des Königlichen Frauenpalastes beabsichtigt eine der Gemahlinnen des Pharaos, Teje, ihren Gatten, den gottgleichen König Ramses III., zu ermorden. Ihr Ziel ist es, ihren Sohn Pentawer(e) auf den Thron zu setzen. Doch die Dinge laufen nicht glatt für sie: Die Verschwörung wird entdeckt und alle, die darin verwickelt sind, werden vor Gericht gestellt und verurteilt. Was bis jetzt allerdings nicht bekannt war, ist, was mit dem König selbst geschah.

Ein Team aus Wissenschaftlern um den Ägyptologen Zahi Hawass, den Genetiker Carsten Pusch von der Universität Tübingen und den Paläontologen Albert Zink von der European Academy of Bolzano/Bozen (EURAC) hat die Mumie des Pharaos nun computertomographischen Scans, molekular-genetischen Analysen und radiologischen Untersuchungen unterzogen. Die Analyse der CT-Bilder, die in Bozen und Kairo durchgeführt wurden, weisen darauf hin, dass der Hals des Pharaos durchgeschnitten wurde, als dieser noch am Leben war. „Die Wunde am Hals wurde nur durch die Verwendung der Computertomographie sichtbar“, berichtet Zahi Hawass, der als ehemaliger Generalsekretär des Supreme Council of Antiquities (dem Obersten Rat für Altertümer; Anm. d. Red.) bei zahlreichen Gelegenheiten Zugang zu der Mumie hatte. „Es war bekannt, dass Ramses im Jahr 1156 vor Christus, ungefähr im Alter von 65 Jahren, gestorben ist, doch der Grund für seinen Tod war nicht bekannt“, fährt er fort. Die Verletzung wird von Halsbandagen verborgen.

Ein Amulett für das Leben nach dem Tod

Auf den CT-Bildern konnten die Wissenschaftler auch ein Amulett in der Wunde ausmachen, das ein sogenanntes Auge des Horus darstellt, ein gängiges Schutzsymbol in Ägypten gegen Unfälle und zur Wiederherstellung der physischen Kraft. „Der aufgeschlitzte Hals und das Amulett beweisen klar, dass der Pharao wirklich ermordet wurde“, erklärt Albert Zink. „Das Amulett wurde nach seinem Tod in der Wunde platziert, damit er sich für das Leben im Jenseits komplett erholen kann.“
Doch wurde er wirklich als Folge der Harems-Verschwörung ermordet, wie es der Turiner Gerichts-Papyrus nahelegt?

Sohn von Ramses III. ist identifiziert

Das Forscherteam fand Beweise für diese Theorie bei einer anderen Mumie. Mit Hilfe von DNA-Analysen konnten die Wissenschaftler belegen, dass Ramses III. direkt mit einer Mumie verwandt war, die bisher als „Unbekannter Mann E“ bekannt war. Man hatte bereits vermutet, dass die Mumie des 18- bis 20-jährigen Mannes die von Ramses Sohn Pentawer sein könnte, der angeblich zusammen mit seiner Mutter zur Harems-Verschwörung angestiftet hat, um seinen Vater der Macht zu berauben. Das Forscherteam war jetzt imstande, mit Hilfe des genetischen Fingerabdrucks zu beweisen, dass eine 50-prozentige Übereinstimmung zwischen dem genetischen Material von Ramses und dem der unbekannten Mumie besteht. „Die Mumie ist daher aller Wahrscheinlichkeit nach ein Sohn von Ramses III. Um 100% Gewissheit zu erlangen, müsste man auch das Genom der Mutter sequenzieren“, erklärt Carsten Pusch, Molekulargenetiker an der Universität Tübingen. Unglücklicherweise wurde die Mumie von Teje, der Gemahlin von Ramses III. und Mutter von Pentawer, nie gefunden.

Hat der Sohn Selbstmord begangen?

Albert Zink und sein Team haben auch an dieser Mumie radiologische Untersuchungen durchgeführt. „Was unser Interesse weckte, war die Tatsache, dass der Körper sehr aufgebläht wirkte. Zusätzlich gab es eine merkwürdige Hautfalte an seinem Hals. Dies könnte die Folge eines Selbstmordes durch Erhängen sein. Zudem war seine einzige Bedeckung eine Ziegenhaut – was für Unreinheit steht – und er wurde ohne die Entfernung seiner Organe und seines Gehirns mumifiziert“, sagte der Wissenschaftler.

Die Tatsache, dass der Körper von Ramses Sohn auf eine Weise bestattet wurde, die eines Prinzen nicht würdig war, könnte ein Indiz dafür sein, dass er einer der Anstifter der Harems-Verschwörung war, dem man die Gelegenheit des Selbstmordes gegeben hatte, um schlimmeren Strafen im Leben nach dem Tode zu entgehen, wie es der Turiner Gerichts-Papyrus verbrieft.

Abhandlung: „Revisiting the harem conspiracy and death of Ramesses III: anthropological, forensic, radiological, and genetic study

Quelle: http://www.eurac.edu/en/newsevents/latest/NewsDetails.html?entryid=127021

(SOM)

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