Archäologen der University of Southampton, die eine Ausgrabungsstätte aus dem Neolithikum in Zentralgriechenland untersuchen, haben dabei geholfen, über 300 Tonfiguren freizulegen – eine der höchsten Dichten für derartige Funde in Südost-Europa.
Das Team aus Southampton arbeitet mit dem Greek Archaeological Service und der British School in Athen zusammen und untersucht die Ausgrabungsstätte Koutroulou Magoula in der Nähe des griechischen Dorfs Neo Monastiri, rund 260 Kilometer von Athen entfernt.
Koutroulou Magoula wurde während des mittleren Neolithikums (ca. 5800 bis 5300 v. Chr.) von einer Gemeinschaft aus einigen hundert Menschen bewohnt, die architektonisch fortschrittliche Häuser aus Stein- und Lehmziegeln bauten. Die Figuren wurden überall in der Stätte gefunden, manche befanden sich auf den Wandfundamenten. Man geht davon aus, dass der Zweck der Figuren nicht nur in ästhetischer Kunst lag, sondern auch darin, Theorien über die Kultur, Gesellschaft und Identität einer Gemeinschaft zu überliefern und zu reflektieren.
„Figuren stellen normalerweise die weibliche Form dar, aber unser Fund ist nicht nur außergewöhnlich, was die Anzahl betrifft, sondern auch recht vielfältig: Es wurden männliche, weibliche und geschlechtsunspezifische Figuren gefunden und manche zeigen einen Mensch-Vogel-Hybriden“, sagt Professor Yannis Hamilakis, Co-Direktor des Koutroulou Magoula Archaeology and Archaeological Ethnography Projekts.
„Wir haben noch eine Menge Arbeit mit der Untersuchung der Figuren vor uns, aber sie sollten in der Lage sein, uns eine enorme Menge an Informationen darüber zu liefern, wie die Menschen des Neolithikums den menschlichen Körper, ihr eigenes Geschlecht, sowie ihre soziale Identität und Erfahrung interpretierten“, ergänzte er.
Die Ausgrabungen in Koutroulou Magoula wurden 2001 von Dr. Nina Kyparissi (früher beim Greek Archaeological Service) begonnen und dieses neueste Projekt begann 2010. Die Stätte ist ungefähr viermal so groß wie ein Fußballplatz und besteht aus einem bis zu 5,5 Meter hohen Hügel, der über mindestens drei Terrassen verfügt und von Gräben umgeben ist. Die Menschen, die in der Siedlung lebten, scheinen ihre Häuser Generation für Generation auf denselben Grundflächen neu aufgebaut zu haben und es gibt auch Hinweise darauf, dass einige der Häuser eine ungewöhnliche Bauweise hatten.
Professor Hamilakis kommentiert: „Dieser Typ Haus hätte normalerweise Steinfundamente mit Lehmziegeln zuoberst gehabt, aber unsere Untersuchungen in Koutroulou Magoula haben einige konservierte Häuser mit bis zu einen Meter hohen Steinwänden aufgedeckt, was dafür spricht, dass die Wände möglicherweise komplett aus Stein gebaut wurden – etwas, das für diese Periode nicht typisch war.“
„Die Menschen wären Bauern gewesen, die domestizierte Tiere hielten, Werkzeuge aus Feuerstein oder Obsidian verwendeten und Beziehungen zu Siedlungen in der näheren Umgebung hatten. Die Konstruktion von Teilen der Siedlung lässt darauf schließen, dass sie gemeinschaftlich arbeiteten – etwa, um die konzentrischen Gräben um ihre Häuser zu ziehen. Es gibt bisher keinen Beleg für eine zentrale Autorität, trotzdem war eine große Zahl Menschen imstande zusammenzukommen und umfassende kommunale und möglicherweise sozial nützliche Projekte durchzuführen.“
In späteren Jahrhunderten wurde der Siedlungshügel ein wichtiger Erinnerungsort. Am Ende der Bronzezeit wurde zum Beispiel ein „Tholos“- oder bienenstockförmiges Grab auf der Spitze errichtet und im Mittelalter (12. bis 13. Jahrhundert n. Chr.) wurde mindestens eine Person (eine junge Frau) in den neolithischen Häusern begraben.
Neben der Ausgrabung wurden im Rahmen des Projekts ethnologische Untersuchungen an den lokalen Gemeinschaften durchgeführt und ihre Bräuche und Kulturen, sowie ihre Beziehungen zu der Stätte erforscht. Das Projekt hat sich an einer Reihe gemeinschaftlicher und öffentlicher archäologischer Veranstaltungen beteiligt, darunter an der Produktion und Inszenierung ortsspezifischer Theateraufführungen, die in kommunale Feierlichkeiten mit Essen, Trinken und Tanzen übergehen. In Teilen zielt dies darauf ab, die Bedeutung von Koutroulou Magoula für gegenwärtige Gemeinschaften zu untersuchen und aus der Stätte eine wichtige Besonderheit für das soziale und kulturelle Leben in dem Gebiet zu machen. Das Projektteam wird 2013 und 2014 zwei Grabungsvorhaben durchführen.
Quelle: http://www.southampton.ac.uk/mediacentre/news/2013/jan/13_04.shtml
(THK)
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