
Der Rote Rechtecknebel gehört aufgrund seines ungewöhnlichen Erscheinungsbildes zu den Himmelsobjekten, die bei Astronomen ein besonderes Interesse wecken. Das Objekt mit der wissenschaftlichen Bezeichnung HD 44179 liegt rund 2.300 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Monoceros (Einhorn). Sein leiterähnliches Aussehen brachte ihm auch den Spitznamen „Stairway to Heaven“ („Treppe zum Himmel“) ein.
Der Rote Rechtecknebel gehört zur Klasse der sogenannten protoplanetarischen Nebel, einer Vorstufe der bekannteren planetarischen Nebel. Planetarische Nebel sind die Überreste eines sterbenden, sonnenähnlichen Sterns. Der Weiße Zwerg im Zentrum dieser Objekte regt die Gase seiner zuvor abgestoßenen, äußeren Schichten zum Leuchten an. Bekannte Beispiele sind der Ringnebel im Sternbild Leier (Astro-Bild der Woche: Der Ringnebel im Sternbild Leier (NGC 6720) oder NGC 6826 (Astro-Bild der Woche: Der planetarische Nebel NGC 6826).
Protoplanetarische Nebel wie der Rote Rechtecknebel stellen das Anfangsstadium dieser Objekte dar. Der Präfix „proto“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „erster“ oder „wichtigster“, analog zu Prototyp beispielsweise. Bei diesen Objekten ist der Prozess der Materieabstoßung noch im vollem Gange und der Zentralstern ist noch nicht heiß genug, um die bereits abgestoßenen Gashüllen selbst zum Leuchten anzuregen. In diesem Stadium reflektieren sie lediglich das einfallende Licht des Zentralsterns.
Das leiterähnliche Aussehen des Roten Rechtecknebels ist wahrscheinlich die Folge eines besonderen Blickwinkels: Astronomen vermuten, dass wir den Nebel direkt von der Seite sehen. Der Stern stößt seine äußeren Schichten in zwei entgegengesetzte Richtungen ab, wodurch die von ihm abgestoßene Materie nicht ringförmig erscheint, sondern als schmale Strukturen, die in ihrer Gesamtheit an die Stufen eine Leiter erinnern, wenn man sie von der Seite betrachtet (siehe das Video unten). Der Abstoßungsprozess begann vor rund 14.000 Jahren und wird noch ein paar tausend Jahre andauern. Dann wird der Zentralstern langsam so heiß werden, dass seine ultraviolette Strahlung die expandierenden Gashüllen zum Leuchten anregt: Ein neuer planetarischer Nebel wird geboren.
Vorerst rätselhaft bleibt dagegen die Ursache der bemerkenswert rötlichen Färbung des Nebels. Man nimmt an, dass Kohlenwasserstoffverbindungen dabei eine wichtige Rolle spielen, aber diese Hypothese muss durch weitere Beobachtungen bestätigt werden.
Video-Link: https://youtu.be/o71U20anBAY
Diese Simulation zeigt den Entstehungsprozess des Roten Rechtecknebels, wobei sie nur die obere Hälfte des Nebels einbezieht. Die untere Hälfte (hier nicht zu sehen) entsteht auf dieselbe Weise. (ESA and Vincent Icke (Leiden University, the Netherlands))
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.spacetelescope.org/static/archives/images/large/heic0408d.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Farbcodierte Höhenkarte des Asteroiden Vesta
Bild 2: Hubbles 100.000ste Aufnahme
Bild 3: Der Hantelnebel NGC 6853
(THK)
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