Astro-Bild der Woche: Die besondere Anatomie des Kometen 17/P Holmes

Der Komet 17/P Holmes in einer verbesserten Infrarotansicht des Weltraumteleskops Spitzer. (NASA / JPL-Caltech / W. Reach (SSC-Caltech))
Der Komet 17/P Holmes in einer verbesserten Infrarotansicht des Weltraumteleskops Spitzer. (NASA / JPL-Caltech / W. Reach (SSC-Caltech))

Das Astro-Bild der Woche erinnert an das Aussehen eines Supernova-Überrests oder an das eines planetarischen Nebels, aber tatsächlich handelt es sich hier um einen Kometen, genauer gesagt um den Kometen 17/P Holmes. Er umkreist die Sonne auf einer Umlaufbahn, die zwischen Mars und Jupiter liegt. Weil sich sein sonnenfernster Punkt in der Nähe der Umlaufbahn Jupiters befindet, gehört der Komet mit seinem mehr als drei Kilometer großen Kern zur sogenannten Jupiterfamilie.

Das Objekt wurde am 6. November 1892 von dem britischen Amateurastronomen Edwin Holmes entdeckt, weil es zu dem Zeitpunkt ungewöhnlich hell war. Die Helligkeit war so enorm, dass man den Kometen mehrere Wochen lang mit bloßem Auge sehen konnte. Einige Jahre später verlor man ihn aus den Augen, was höchstwahrscheinlich auf Störungen seiner Umlaufbahn durch die Gravitationskraft Jupiters zurückzuführen ist. Erst Anfang der 1960er konnte der Komet wieder aufgefunden werden. Bis ins Jahr 2007 wurde er regelmäßig beobachtet, wobei er allerdings immer recht unscheinbar blieb.

Zwischen Ende Oktober und Anfang November 2007 beobachteten Amateurastronomen dann erneut einen dramatischen Anstieg der Helligkeit, für den man eine Eruption des Kometen verantwortlich macht. Deren Ursache ist jedoch nicht vollständig geklärt: Möglicherweise kollidierte der Komet mit einem Asteroiden, oder innere Prozesse brachen seine Oberfläche auf. Interessant ist das Verhalten, dass der Komet im Verlauf des Helligkeitsausbruchs und danach zeigte.

Normale Infrarotansicht des Kometen 17/P Holmes (links) und eine verbesserte Aufnahme (rechts). (NASA / JPL-Caltech / W. Reach (SSC-Caltech))
Normale Infrarotansicht des Kometen 17/P Holmes (links) und eine verbesserte Aufnahme (rechts). (NASA / JPL-Caltech / W. Reach (SSC-Caltech))

Oben rechts ist das Astro-Bild der Woche zu sehen, ergänzt durch Beschriftungen wichtiger Strukturen. Die linke Aufnahme basiert ebenfalls auf Daten, die das Weltraumteleskop Spitzer im Infrarotbereich gesammelt hat. Der Kometenkern befindet sich innerhalb der hellen, weißlich leuchtenden Region in der Mitte. Die gelblichen Gebiete kennzeichnen das Vorhandensein fester Partikel, die der Komet während der Eruption ausgestoßen hat.

Die stark bearbeitete Aufnahme (rechts) vom März 2008 hat die Astronomen vor ein Rätsel gestellt. Neben der äußeren Hülle (Shell) des Kometen – auch als Koma bezeichnet – erkennt man mehrere Filamente aus Staub. Die Koma und diese Filamente besitzen völlig unerwartete Eigenschaften. Zuerst hatten die Forscher angenommen, dass die Filamente aus extrem feinem Staub bestehen, der während der Eruption aus dem Kometenkern oder aus aktiven Jets von seiner Oberfläche abgestoßen wurde. Dementsprechend sollte sich ihre Ausrichtung ändern, wenn der Komet weiterfliegt, weil sich der Winkel der Sonneneinstrahlung ändert. Der Strahlungsdruck sollte die Teilchen von dem Kometen weggedrückt haben.

Das war aber nicht der Fall. Die Filamente zeigten nicht von der Sonne weg, sondern folgten dem Kometen, was so bisher noch nie zuvor beobachtet worden war. Auch die Koma verblieb in ihrer ursprünglichen Ausrichtung. Nun nehmen die Astronomen an, dass die Teilchen, aus denen die Koma besteht, mit einem Durchmesser von bis zu einem Millimeter ungewöhnlich groß sind und der Strahlungsdruck sie daher nicht so leicht bewegen kann. Die Teilchen in den Filamenten könnten sogar noch größer sein.

Eine größere Version der Astro-Bild-Aufnahme gibt es unter:
http://www.spitzer.caltech.edu/uploaded_files/images/0008/0203/ssc2008-18a2.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die Sternentstehungsregion Cygnus X
Bild 2: Der Supernova-Überrest RCW 86
Bild 3: Der Nordamerikanebel

(THK)

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