Neuzeitliche Mumifizierung gibt Aufschluss über Ramses II

Yes, eine mumifizierte Katze, wird für einen CT-Scan am London Health Sciences Centre vorbereitet. (Photo courtesy of Andrew Nelson)
Yes, eine mumifizierte Katze, wird für einen CT-Scan am London Health Sciences Centre vorbereitet. (Photo courtesy of Andrew Nelson)

Vor ein paar tausend Jahren im alten Ägypten wäre Yes vielleicht ein Objekt der Verehrung gewesen. Heutzutage hilft Yes – eine moderne Hauskatze – uns dabei, Licht auf die Techniken der Mumifizierung und das Leben der Menschen in der Antike zu werfen, wie zum Beispiel dem vom Ramses II, dem bekanntesten Pharao von Ägypten.

Ausgehend von einer Untersuchung, durch die man feststellen wollte, ob Ramses II an Spondylitis ankylosans (SA) gelitten hatte (einer chronisch entzündlichen Erkrankung des Rückgrats, bei der die Wirbel in Röntgenaufnahmen verdichtet aussehen), begann die Untersuchung von Yes, als ein Doktorand an der University of Western Ontario (Kanada) Professor Andrew Nelson darum bat, seine Katze zu mumifizieren, die an einer Pankreatitis gestorben war.

Von da an leitete Nelson, stellvertretender Dekan für Forschung und Durchführung in der Abteilung für Anthropologie der University of Western Ontario und stellvertretender Dekan an der Fakultät für Sozialwissenschaften, die Akte Yes und versuchte herauszufinden, ob Gewebeveränderungen ein Teil des Krankheitsprozesses oder eine Folge der Mumifizierung sind.

Mit anderen Worten: Ist die Verdichtung der Wirbel, die auf Röntgenaufnahmen von Ramses II beobachtet wurden, ein Zeichen dafür, dass er an SA gelitten hatte? Oder ist die Verdichtung eine Folge des Mumifizierungsprozesses?

„Wir untersuchen die Osteobiographie (Anm. d. Red.: Rückschlüsse auf das Leben einer Person aufgrund von Merkmalen, die sich in und an Knochen manifestiert haben) einer Mumie. Wir versuchen, das Leben einer Person durch die Analyse von Knochen und Gewebe zu ergründen. Wir möchten ein so genaues Bild ihres Lebens erhalten, wie es uns möglich ist, so dass wir Krankheitsprozesse ordnungsgemäß diagnostizieren und vom Mumifizierungsprozess unterscheiden können“, erklärte Nelson.

Mit Yes als Bezug wurde letzte Woche eine interdisziplinäre Fallstudie in der Reihe „The Daily Planet“ auf dem Sender Discovery Channel ausgestrahlt. In dieser ersten Langzeitstudie für Gewebeveränderungen während einer Mumifizierung, bei der Nelson und sein Forschungsteam den Prozess der Mumifizierung von Yes im Jahr 2004 begangen, wurden verschiedenartige Bildtechniken verwendet. Das Ziel war es zu erkennen, welche Veränderungen in Geweben beobachtet werden können und wie lange es dauert, bis diese Veränderungen auftreten.

Als die eigentliche Mumifizierung abgeschlossen war, untersuchten die Wissenschaftler Yes mit Hilfe von Magnetresonanzscans (MR) und Computertomografie (CT), um unter die Umhüllung sehen zu können und die Gewebeveränderungen über die Zeit hinweg beobachten zu können. Die Verwendung eines MikroCT-Scanners gestattete Nelsons Forschungsteam die non-invasive Untersuchung der Überreste von Yes nach dem Tod.

Die Ergebnisse der Scans zeigten eine rapide Schrumpfung und eine Abnahme der Dichte des Gewebes, so Nelson, und merkt an, dass man eine Zunahme der Gewebedichte erwartet hatte, nicht dass es weicher werden würde.

Wenn man eine Zunahme der Gewebedichte bei einer Mumie findet, können die Wissenschaftler Nelson zufolge sicher sein, dass dies aufgrund von rein physiologischen Vorgängen passiert ist und nicht aufgrund des Mumifizierungsprozesses. „Wenn wir bei einer Mumie etwas finden, was merklich dichter ist, können wir sicher sein, dass es pathologisch ist“, erklärt er.

So hat Yes auf diese Weise dazu beigetragen, Aufschluss über das Leben von Ramses II zu geben. Auch wenn es schwer ist, das mit Sicherheit zu sagen, so ist es doch möglich, dass der Pharao an SA gelitten hatte. Doch das ist nicht der einzige Beitrag der Katze für die Forscher zum Verständnis des Mumifizierungsprozesses. Obwohl das Team Herz und Gehirn von Yes an Ort und Stelle beließ, war es auf den ersten Scans schwierig, eine Spur des Gehirns zu erkennen. Das Herz jedoch war sichtbar.

„Das Gehirn schrumpfte sehr stark und klebte an den Rändern der Schädelhöhle“, sagte Nelson und erklärt, dass es deswegen aussah, als wäre das Gehirn nicht vorhanden. „Wir interessierten uns deshalb dafür, weil die Entfernung des Gehirns etwas war, was die Ägypter (bei Menschen) durchführten, wenn auch nicht zu jeder Zeit. Die Ägypter mumifizierten viele verschiedene Tiere. Bei Scans (von Tieren, bei denen man kein Gehirn sieht) wäre es möglich, dass das Gehirn noch vorhanden ist und man genauere Abbildungsverfahren verwenden muss“, fügt er hinzu.

„Es gibt große Diskussionen darüber, ob die Ägypter Tiere anders behandelt haben. Es scheint so, als ob die Tiere nicht auf die selbe Weise ausgeweidet wurden – das Gehirn wurde nicht entfernt. Bei den wenigen Fällen, wo Tiere auf die selbe Weise behandelt wurden wie Menschen, ist es wichtig, diese genau zu untersuchen und zu fragen, ob es wirklich eine Ausnahme ist, oder ob wir nur die falschen Schlüsse gezogen haben.“

Quelle: http://communications.uwo.ca/western_news/stories/2013/January/modern_mummification_sheds_light_on_ramses_ii.html

(SOM)

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