Das Weltraumobservatorium Herschel hat die Beobachtungen eingestellt, nachdem es erwartungsgemäß sein Kühlmittel aufgebraucht hat. Die NASA half bei der Konstruktion der Instrumente und bei der Datenverarbeitung für das europäische Weltraumteleskop. Die Mission der European Space Agency (ESA) wurde vor fast vier Jahren gestartet und enthüllte die „kältesten“ Geheimnisse des Universums, indem es die kühle Seite der Planeten-, Stern-, und Galaxienbildung beobachtete.
„Herschel gab uns die Möglichkeit, in die dunklen und kalten Regionen des Universums zu blicken, die für andere Teleskope unsichtbar sind“, sagte John Grunsfeld, Associate Administrator des Science Mission Directorate am NASA-Hauptquartier in Washington. „Diese erfolgreiche Mission demonstriert, wie die NASA und die ESA zusammenarbeiten können, um ungelöste Rätsel der Astronomie anzugehen.“
Die Bestätigung dafür, dass das Helium aufgebraucht ist, wurde am 29. April 2013 zu Beginn der täglichen Kommunikationssession Herschels mit seiner Bodenstation in Western Australia gegeben. In allen Instrumenten Herschels wurde ein deutlicher Anstieg der Temperaturen gemessen. Herschel startete im Mai 2009 an Bord einer Ariane-5-Rakete von Französisch-Guayana aus ins All. Das Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien) baute Komponenten für zwei der drei wissenschaftlichen Instrumente Herschels. Die NASA unterstützt mit dem Herschel Science Center am Infrared Processing and Analysis Center des California Institute of Technology in Pasadena auch die astronomische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten.
Herschels Detektoren wurden entwickelt, um das Leuchten von Objekten in infraroten Wellenlängen von bis zu 625 Mikrometern zu registrieren, was 1.000 Mal länger ist, als wir mit unseren Augen sehen können. Weil Wärme diese Geräte beeinträchtigt, wurden sie mit flüssigem Helium auf Temperaturen von zwei Kelvin (circa -271 Grad Celsius) heruntergekühlt. Die Detektoren wurden ebenfalls durch die Position des Weltraumobservatoriums kühl gehalten, das sich rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt am zweiten stabilen Lagrange-Punkt befindet. Dieser Standort ermöglichte Herschel einen besseren Blick auf das Universum.
„Herschel hat unser Verständnis darüber verbessert, wie neue Sterne und Planeten entstehen, aber es hat auch viele neue Fragen aufgeworfen“, sagte Paul Goldsmith, Herschel-Projektwissenschaftler der NASA am Jet Propulsion Laboratory. „Astronomen werden Herschels Entdeckungen mit bodenbasierten und zukünftigen, weltraumbasierten Observatorien viele Jahre lang weiterverfolgen.“ Die Mission wird keine Beobachtungen mehr durchführen, aber die Entdeckungen werden fortgeführt. Astrononen schauen sich noch die Daten an, von denen viele bereits öffentlich gemacht wurden und am Herschel Science Center der NASA verfügbar sind. Die letzten Daten werden in etwa sechs Monaten veröffentlicht. „Unser Ziel ist es, der Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten dabei zu helfen, die ‚Goldnuggets‘ freizulegen, die in dem Datenarchiv verborgen sind“, sagte Phil Appleton, Projektwissenschaftler am Herschel Science Center.
Die Highlights der Mission umfassen:
- Die Entdeckung langer Filamentstrukturen im Weltraum, die von sternbildenden Materieknoten durchsetzt sind.
- Der erstmalige definitive Nachweis von Sauerstoff-Molekülen und anderen, nie zuvor beobachteten Molekülen im Weltraum. Durch die Kartierung der Moleküle in verschiedenen Regionen erfahren die Forscher mehr über die Lebenskreisläufe von Sternen und Planeten, sowie über die Ursprünge des Lebens.
- Die Entdeckung von Hochgeschwindigkeitsjets um zentrale Schwarze Löcher in aktiven Galaxien, die möglicherweise die umgebenden Regionen säubern und zukünftige Sternentstehungsprozesse unterdrücken.
- Neue Ansichten von extrem weit entfernten Galaxien, die nur mit Herschel beobachtet werden konnten und die neue Informationen über ihre hohen Sternentstehungsraten liefern.
- Die Verfolgung von Wassermolekülen aus entfernten Galaxien über die Gaswolken zwischen Sternen bis hin zu planetenbildenden Sonnensystemen.
- Die Untersuchung eines Kometen in unserem eigenen Sonnensystem und das Erbringen von Hinweisen dafür, dass Kometen einen grundlegenden Teil des Wassers auf die Erde gebracht haben könnten.
- Die Entdeckung eines großen Asteroidengürtels um den hellen Stern Vega, zusammen mit dem Spitzer Space Telescope der NASA.
Weitere Ergebnisse der Mission umfassen die Entdeckung einiger der jüngsten Sterne, die bislang in der Orion-„Wiege“ beobachtet wurden und eine planetenbildende Materiescheibe um den Stern TW Hydra, was dafür spricht, dass die Bildung von Planeten möglicherweise über längere Zeiträume abläuft als erwartet. Herschel hat auch gezeigt, wie Sterne auf viele überraschende Weisen mit ihren Umgebungen wechselwirken, zum Beispiel indem sie Schweife zurücklassen, wenn sie sich durch Gas- und Staubwolken bewegen.
Quelle: http://www.nasa.gov/mission_pages/herschel/news/herschel20130429.html
(THK)
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