Anlässlich seines 15-jährigen Jubiläums im Mai 2013 haben Astronomen mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte in Chile diese spektakuläre Aufnahme der Sternentstehungsregion IC 2944 gemacht. Der Emissionsnebel liegt rund 6.500 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Centaurus (Zentaur).
Auf dem Bild leuchtet die Molekülwolke in rötlichen Wellenlängen. Die Ursache dafür liegt in der harten, ultravioletten Strahlung nahegelegener Sterne, die die Atome und Moleküle der Wolke in höhere Energiezustände versetzt – sie werden angeregt oder ionisiert. Fallen sie anschließend in ihre niedrigeren Energiezustände zurück, geben sie die überschüssige Energie als Strahlung in Form von Photonen mit charakteristischen Wellenlängen ab. Dieses einfache physikalische Prinzip verbirgt sich hinter der oben bereits erwähnten Bezeichnung „Emissionsnebel“.
Besonders auffällig sind die dunklen Gebilde, die sich vor dem hell leuchtenden Hintergrund abheben. Dabei handelt es sich um sogenannte Bok-Globulen, benannt nach dem US-amerikanisch-niederländischen Astronomen Bert Bok, der solche Nebelstrukturen Ende der 1940 Jahre näher untersuchte. Seiner Ansicht nach sollten diese Objekte ein Frühstadium des Sternentstehungsprozesses repräsentieren: Demnach würden sich im Inneren dieser Globulen Protosterne immer weiter verdichten, bis sie heiß genug sind und die Wasserstofffusion einsetzt. Diese Annahme konnte durch zahlreiche Beobachtungen bestätigt werden und die Erkenntnisse über Bok-Globulen als Geburtskokons von Sternen sind weitestgehend gesichert.
Die Bok-Globulen auf diesem Bild sind jedoch eine Ausnahme. Der englische Astronom David Thackaray entdeckte sie im Jahr 1950 und mittlerweile weiß man, dass sie sich von anderen Bok-Globulen unterscheiden. Im Gegensatz zu ihren sternbildenden Namensvettern finden in diesen Thackaray-Globulen offenbar keine Sternentstehungsprozesse statt. Die starken stellaren Winde der nahen Sterne und deren ultraviolette Strahlung lassen die Globulen sehr schnell erodieren. Die Erosion verläuft in kosmischen Maßstäben betrachtet so schnell und massiv, dass die Globulen keine Zeit haben zu kollabieren und in ihrem Inneren Protosterne zu bilden.
Da die Globulen die Wellenlängen von sichtbarem Licht äußerst effektiv blockieren, ist die Bestätigung für die fehlenden Sternentstehungsprozesse in diesem Bereich des elektromagnetischen Spektrums nahezu unmöglich. Vielversprechender sind Beobachtungen in längerwelligen Bereichen, beispielsweise mit Infrarotstrahlung, die durch die dichten Globulen nach außen dringen kann und Astronomen die nötigen Informationen liefert. Die durchgeführten Infrarot- und Submillimeter-Beobachtungen konnten tatsächlich keine Belege für derzeit stattfindende Sternentstehungsprozesse im Innern dieser Thackaray-Globulen feststellen.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso1322a.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: war das letzte Astro-Bild der Woche: Die Sternentstehungsregion NGC 6559 im Sternbild Schütze
Bild 3: Panorama des Lagunennebels
Bild 4: Die HII-Region N44 in der Großen Magellanschen Wolke
(THK)
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