Vor 5.000 bis 8.000 Jahren ereignete sich im Sternbild Cygnus (Schwan) eine gewaltige Explosion: Ein massereicher Stern hatte seiner Existenz auf spektakuläre Weise ein Ende gesetzt. Die Spuren dieses Ereignisses sind noch heute am Himmel sichtbar. Der Cirrusnebel stellt die Überreste der Supernova dar, die vor mehreren tausend Jahren den Himmel erhellte und wahrscheinlich mit bloßem Auge beobachtet werden konnte.
Aufgrund seiner relativen Nähe von nur rund 1.500 Lichtjahren und seiner weiten Ausdehnung von etwa 100 Lichtjahren nimmt der Nebel eine große Fläche am Himmel ein. Seine scheinbare Größe am Himmel misst etwa 230 mal 160 Winkelminuten – der scheinbare Durchmesser des Vollmonds beträgt dagegen nur ungefähr 30 Winkelminuten. Amateurastronomen können den Nebel daher nur schwierig als Ganzes beobachten, weil ihre Beobachtungsinstrumente gewöhnlich für viel kleinere Himmelsausschnitte konstruiert wurden. Das nebenstehende Bild stammt vom Galaxy Evolution Explorer (GALEX) der NASA, einem Weltraumteleskop, das unter anderem auch ultraviolette Wellenlängen registriert und den kompletten Nebel beobachten kann.
Die große Ausdehnung des Objekts am Himmel, die für Amateurastronomen eher hinderlich ist, entpuppt sich für ihre professionellen Kollegen jedoch als Glücksfall. Sie können Detailstudien an den einzelnen Gas- und Staubfilamenten durchführen, was bei weiter entfernten und kleineren Supernova-Überresten so nicht möglich wäre. Der Cirrusnebel ist so groß, dass die verschiedenen Filamente sogar individuelle Katalognummern und teilweise auch separate Eigennamen besitzen. Beispielsweise wird das auffallend helle Filament am rechten Rand des Nebels auch als Witch’s Broom („Hexenbesen“) bezeichnet.
Bei den Nebelstrukturen handelt es sich um Emissions- und Reflexionsnebel, die durch Strahlung und Schockwellen aufgeheizt und zum Leuchten angeregt werden, beziehungsweise das einfallende Licht reflektieren. Astronomen messen die Expansionsgeschwindigkeiten der einzelnen Filamente, um mehr über die Schockwellen zu erfahren, die von der Supernova-Explosion erzeugt wurden und sich nach wie vor sehr schnell durch den Raum bewegen. Außerdem suchen die Wissenschaftler fieberhaft nach einem Objekt, das bei derart heftigen Supernovae normalerweise zurückbleibt: ein Neutronenstern, Pulsar oder ein stellares Schwarzes Loch. Obwohl innerhalb des Nebels mehrere Röntgenquellen registriert wurden, verlief die Suche bislang aber nicht erfolgreich.
Video-Link: https://youtu.be/uxl45FGLqQE
Computersimulation der Supernova, die den Cirrusnebel hinterließ. (ESA / Hubble (M. Kornmesser & L. L. Christensen))
Supernova-Explosionen spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung neuer Sterngenerationen und Planetensysteme. Durch die Explosionen werden einerseits große Mengen schwerer Elemente in den Raum geschleudert, die von den nachfolgenden Sterngenerationen gewissermaßen recycled werden. Andererseits können die starken Schockwellen auch Gas- und Staubwolken in der Umgebung destabilisieren und zum Kollabieren bringen, was wiederum zur Entstehung der nachfolgenden Sterngeneration beiträgt.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA15415.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Eine ungewöhnliche geologische Struktur auf dem Mond
Bild 2: Der Irisnebel im Sternbild Kepheus
Bild 3: Eine der entferntesten Galaxien
(THK)
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