Schwarzweiß- und Farbfotos der Erde, die am 19. Juli 2013 von zwei interplanetaren NASA-Raumsonden aufgenommen wurden, zeigen unseren Planeten und seinen Mond aus einer Entfernung von vielen Millionen Kilometern als helle Leuchtfeuer im Weltraum. Die NASA-Raumsonde Cassini machte ihre Farbfotos des Erde-Mond-Systems von ihrem Standort im Saturnsystem aus einer Entfernung von fast 1,5 Milliarden Kilometern. MESSENGER, die erste Sonde in einer Umlaufbahn um Merkur, nahm im Rahmen einer Suchkampagne nach natürlichen Trabanten des Planeten ein Schwarzweiß-Foto aus einer Distanz von 98 Millionen Kilometern auf.
Auf den Cassini-Bildern erscheinen Erde und Mond als kleine Punkte – die Erde in blassblau und der Mond in kräftigem Weiß, erkennbar zwischen den Saturnringen. Es war das erste Mal, dass Cassinis Kamera mit der besten Auflösung die Erde und ihren Mond als zwei unterscheidbare Objekte aufgenommen hat. Es war auch das erste Mal, dass man die Menschen auf der Erde vorher darüber informierte, dass das Portrait ihres Planeten aus interplanetaren Distanzen aufgenommen wird. Die NASA lud die Öffentlichkeit ein mitzufeiern, indem man Saturn am Himmel finden, ihm zuwinken und Fotos über das Internet teilen sollte. Mehr als 20.000 Menschen weltweit nahmen daran teil.
„Wir können keine einzelnen Kontinente oder Menschen auf diesem Portrait der Erde sehen, aber der blassblaue Punkt ist eine prägnante Zusammenfassung dessen, wer wir am 19. Juli waren“, sagte Linda Spilker, Cassini-Projektwissenschaftlerin am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien). „Cassinis Bild erinnert uns daran, wie winzig unser Heimatplanet in der unermesslichen Weite des Weltraums ist und es bekundet auch den Einfallsreichtum der Bewohner dieses winzigen Planeten, eine automatische Sonde so weit von zuhause wegzuschicken, um den Saturn zu untersuchen und einen Blick zurück zur Erde zu fotografieren.“
Bilder der Erde aus dem äußeren Sonnensystem sind selten, weil die Erde aus der Distanz sehr nah bei der Sonne steht. Die empfindlichen Detektoren einer Kamera können beschädigt werden, wenn sie direkt in die Sonne blickt, genau wie ein Mensch seine Retina schädigen kann, wenn er dasselbe tut. Cassini war in der Lage, dieses Bild zu machen, weil sich die Sonne aus der Perspektive der Sonde vorübergehend hinter Saturn bewegte hatte und der Großteil des Lichts blockiert wurde.
Ein Weitwinkelbild der Erde wird Teil eines Mosaiks der Saturnringe werden, das Wissenschaftler derzeit zusammensetzen. Wegen der zeitraubenden Anforderungen, die mit dem Zusammensetzen von Bildern einhergehen, welche mit sich verändernder Geometrie und bei sehr unterschiedlichen Lichtverhältnissen gemacht wurden (schwache und außergewöhnlich helle Ziele werden nebeneinander platziert), wird das Mosaik erwartungsgemäß frühestens in ein paar Wochen verfügbar sein.
„Es begeistert mich ohne Ende, dass Menschen auf der ganzen Welt ihre normalen Aktivitäten unterbrochen haben, um rauszugehen und den interplanetaren Salut zwischen Sonde und Schöpfer zu zelebrieren, den diese Bilder repräsentieren“, sagte Carolyn Porco, Leiterin des Cassini-Bildverarbeitungsteams am Space Science Institute in Boulder (Colorado). „Das ganze Ereignis unterstreicht in meinen Augen unser ‚kommendes Zeitalter‘ als planetare Erforscher.“
Auf dem MESSENGER-Bild messen Erde und Mond weniger als ein Pixel, aber sie erscheinen sehr groß, weil sie überbelichtet sind. Lange Belichtungen sind erforderlich, um so viel Licht wie möglich von potenziell schwachen Objekten einzufangen. Infolgedessen werden helle Objekte im Blickfeld gesättigt und erscheinen künstlich vergrößert.
„Dass Bilder unseres Planeten an einem einzigen Tag von zwei entfernten Außenposten im Sonnensystem aufgenommen wurden, erinnert uns an die erstaunlichen technischen Leistungen dieser Nation bei der planetaren Erforschung“, sagte Sean Solomon vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University in Palisades (New York), der leitende Wissenschaftler der MESSENGER-Mission. „Und weil Merkur und Saturn so unterschiedliche Ergebnisse der Planetenentstehung und -entwicklung sind, heben diese beiden Bilder auch hervor, was an der Erde besonders ist. Es gibt keinen Ort wie das Zuhause.“
Die Cassini-Huygens-Mission ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA, der European Space Agency (ESA) und der Italian Space Agency. Das Jet Propulsion Laboratory (JPL) entwickelte und konstruierte den Cassini-Orbiter und seine beiden Bordkameras. Das Applied Physics Laboratory (APL) der Johns Hopkins University in Laurel (Maryland) entwarf und baute MESSENGER, eine Sonde, die unter dem Discovery-Programm der NASA entwickelt wurde. Das Marshall Space Flight Center in Huntsville (Alabama) leitet das Programm für das Science Mission Directorate in Washington. Das JPL und das APL betreiben ihre jeweiligen Missionen für die NASA. Das California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena betreibt das JPL für die NASA.
Quelle: http://www.nasa.gov/mission_pages/cassini/whycassini/cassini20130722.html
(THK)
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