Eine neue Studie liefert detaillierte Informationen über den Karyotyp und das Fortpflanzungssystem der Spezies Lethocerus patruelis, sowie über ihre Verbreitung – darunter ein seltenes Video ihrer geschickten und brutalen Jagdmethoden.
Die Riesenwasserwanze Lethocerus patruelis ist der größte europäische Vertreter der Schnabelkerfen und das größte Wasserinsekt Europas. Die ausgewachsenen Wanzen erreichen eine Länge von beeindruckenden acht Zentimetern und die größten Vertreter der gleichen Familie sind sogar noch größer – bis zu zwölf Zentimeter. Ein neuer Artikel im frei zugänglichen Journal Zookeys liefert detaillierte Informationen über den Karyotyp und das Chromosomen-Verhalten, das männliche Fortpflanzungssystem der Spezies und gibt interessante Einblicke in die Angewohnheiten der Art und ihre Verbreitung auf dem Balkan.
Lethocerus patruelis ist ein Mitglied der Familie Belostomatidae (Riesenwanzen), auch bekannt als Schwimmwanzen. Diese Wanzen sind brutale Räuber, die wasserbewohnenden Krustentieren, Fischen und Amphibien auflauern, sie fangen und fressen. Wenn sie zuschlagen, injizieren sie einen stark verdauungsfördernden Speichel und saugen die verflüssigten Überreste aus, um sich zu ernähren. Dieses mächtige Jagdwerkzeug gab der Familie ihren Namen, der sich auf den extrem schmerzhaften Stich von Mitgliedern der Belostomatidae bezieht. Ihr Stich wird als einer der schmerzvollsten angesehen, der von einem Insekt zugefügt werden kann, hat aber keine medizinische Tragweite.
Video-Link: https://youtu.be/nqneXPdp4eA
Dieses Video zeigt, wie eine Larve einer Riesenwasserwanze einem kleinen Fisch auflauert und ihn erbeutet. (N. Simov / M. Langourov / CC-BY 3.0)
Im Rahmen ihrer Studie über die Riesenwasserwanze hatten die Teammitglieder N. Simov und M. Langourov die einmalige Gelegenheit, Zeugen der brutalen Jagdmethoden dieser Spezies zu werden und ein Video aufzuzeichnen. In dem aufgenommenen Material nutzt eine Larve den Halm einer Wasserpflanze um ihrer arglosen Beute aufzulauern und sie hinterrücks zu überfallen. Man kann erkennen, wie die Larve der Riesenwasserwanze aus ihrem Versteck hervorprescht und Speichel in einen kleinen Fisch injiziert.
Während der letzten zehn Jahre hat das Team viele Neuentdeckungen der Spezies Lethocerus patruelis im Süden Bulgariens gemacht, was dafür spricht, dass die Riesenwasserwanze ihren Lebensraum in Richtung Norden ausdehnt. So eine breite und häufige Verbreitung der Spezies in diesen Regionen wäre ein weiteres Anzeichen für die neuesten Veränderungen der europäischen Wanzenfauna aufgrund des Klimawandels und ein wichtiger Anhaltspunkt für die Auswirkungen der globalen Erwärmung.
Quelle: http://www.pensoft.net/news.php?n=284
(THK)
Antworten