Biologen messen den „Urknall“ der Evolution

Ein lebender Arthropode (ein Hundertfüßer der Gattung Cormocephalus) krabbelt über seinen 515 Millionen Jahre alten Verwandten (einen Trilobiten der Gattung Estaingia), der während der Kambrischen Explosion lebte. (Michael Lee / University of Adelaide)
Ein lebender Arthropode (ein Hundertfüßer der Gattung Cormocephalus) krabbelt über seinen 515 Millionen Jahre alten Verwandten (einen Trilobiten der Gattung Estaingia), der während der Kambrischen Explosion lebte. (Michael Lee / University of Adelaide)

Eine neue Studie unter Leitung von Wissenschaftlern der University of Adelaide hat erstmals die Evolutionsraten während der „Kambrischen Explosion“ geschätzt, als vor 540-520 Millionen Jahren die meisten heutigen Tiergruppen erschienen. Die Ergebnisse wurden im Journal Current Biology veröffentlicht und lösen „Darwins Dilemma“: Das plötzliche Auftreten einer Vielzahl heutiger Tiergruppen in den fossilen Aufzeichnungen während des frühen Kambriums.

„Das plötzliche Auftreten von dutzenden neuen Tiergruppen während dieser Zeit ist wohl das wichtigste evolutionäre Ereignis nach dem Beginn des Lebens“, sagte der leitende Autor Michael Lee vom South Australian Museum. Lee ist zudem noch außerordentlicher Professor an der School of Earth and Environmental Sciences der University of Adelaide. „Diese scheinbar unmöglich schnellen Entwicklungsraten während der Kambrischen Explosion wurden lange von Gegnern der Evolutionstheorie angeführt. Darwin selbst zog in Betracht, dass dies in Widerspruch zu dem normalen Evolutionsprozess steht.

„Aufgrund der starken Unvollkommenheit der urzeitlichen, fossilen Aufzeichnungen war niemand in der Lage, die Entwicklungsraten während dieser entscheidenden Zeitspanne, welche oft als der Urknall der Evolution bezeichnet wird, zu messen. In dieser Studie haben wir geschätzt, dass die Raten für die morphologische und die genetische Evolution während der Kambrischen Explosion fünfmal höher waren als heute – recht schnell, aber in perfekter Übereinstimmung mit Darwins Evolutionstheorie“, ergänzte Lee.

Das Team, zu dem auch Forscher des Natural History Museum in London gehörten, bestimmte die anatomischen und genetischen Unterschiede zwischen lebenden Tieren und stellte einen Zeitrahmen auf, in dem sich diese Unterschiede ausbildeten. Dazu verwendeten sie fossile Aufzeichnungen und komplexe mathematische Modelle. Ihre Modelle zeigten, dass eine mäßig beschleunigte Evolution ausreichend war, um das scheinbar plötzliche Auftreten vieler fortgeschrittener Tiergruppen in den fossilen Aufzeichnungen während der Kambrischen Explosion zu erklären. Die Forschungsarbeit konzentrierte sich auf Arthropoden (Insekten, Krustentiere, Spinnentiere und ihre Verwandten) – der artenreichste Tierstamm, sowohl im Kambrium als auch in der Gegenwart.

„Es war im Kambrium, als sich viele der heute vertrauten Merkmale dieser Tierklassen entwickelten, beispielsweise ein hartes Exoskelett, gegliederte Beine und Komplexaugen mit mehreren Facetten, die alle Arthropoden gemeinsam haben. In den fossilen Aufzeichnungen fanden wir sogar das erste Auftreten von Antennen, die alle Insekten, Tausendfüßler und Hummer besitzen, und die ersten Beißwerkzeuge“, sagte Co-Autor Dr. Greg Edgecombe vom Natural History Museum.

Quelle: http://www.adelaide.edu.au/news/news64664.html

(THK)

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