Archäologen entdecken größten und ältesten herrschaftlichen Weinkeller

Andrew Koh und Nurith Goshen nehmen Proben von einem antiken Krug für die Analyse der organischen Überreste. (Eric H. Cline / The George Washington University)
Andrew Koh und Nurith Goshen nehmen Proben von einem antiken Krug für die Analyse der organischen Überreste. (Eric H. Cline / The George Washington University)

Würden Sie Wein trinken wollen, der mit Minze, Honig und einem Schuss psychotroper Harze aromatisiert wurde? Die alten Kanaaniter taten dies vor mehr als 3.000 Jahren. In dem 3.700 Jahre alten Vorratsraum wurden 2.000 Liter starker, süßer Wein gelagert.

Andrew Koh, außerordentlicher Professor für Altertumswissenschaften, war Teil eines Teams, das den ältesten und größten herrschaftlichen Weinkeller im Nahen Osten ausgrub. Er enthielt 40 Krüge, von denen jeder 50 Liter starken, süßen Wein fassen würde. Der Keller wurde in den Ruinen eines Palastes einer ausgedehnten kanaanitischen Stadt namens Tel Kabri im Norden Israels entdeckt. Die Fundstätte wurde auf ungefähr 1700 vor Christus datiert und liegt nicht weit entfernt von heutigen israelischen Weinbaugebieten.

Koh arbeitete mit Mitgliedern der Chemieabteilung an der Brandeis Universität zusammen, um die organischen Rückstände auf Fragmenten der Krüge zu analysieren. In Zusammenarbeit mit den Professoren Barry Snider, Christine Thomas, Casey Wade und Isaac Krauss fand Koh molekulare Spuren von Weinsäure und Syringasäure, die beide Schlüsselkomponenten von Wein sind. Sie identifizierten auch Bestandteile, die wohl gängig in der antiken Weinherstellung waren, wie zum Beispiel Honig, Minze, Zimtrinde, Wacholderbeeren und Harze. Das Rezept ähnelt denen medizinischer Weine, die seit 2.000 Jahren in Ägypten verwendet werden.

Die Ergebnisse des Forschungsteams wurden letzten Freitag in Baltimore beim jährlichen Treffen der American Schools of Oriental Research präsentiert. Eric Cline von der George Washington University und Assaf Yasur-Landau von der Universität Haifa waren Co-Direktoren der Ausgrabung. Koh war begleitender Leiter und mehrere Studenten der Brandeis nahmen ebenfalls an der Grabung teil.

Koh untersuchte die Verhältnisse jeder gefundenen Komponente und entdeckte eine bemerkenswerte Konstanz zwischen den einzelnen Krügen. „Das war kein Schwarzbrand, den irgendwer in seinem Keller mit Rezept nach Augenmaß zusammengemixt hat“, so Koh. „Die Weinrezeptur wurde in jedem der Krüge genau gleich befolgt.“

Vermutlich tranken wichtige Gäste diesen Wein, merkt Koh an. „Der Weinkeller lag nahe einer Halle, in der Bankette stattfanden, einem Ort, an dem die Elite von Kabri und vermutlich fremde Gäste Ziegenfleisch und Wein konsumierten“, meinte er.

Trotzdem bleibt es ein Geheimnis, wer diese Bankette veranstaltete. Die Archäologen haben keine schriftlichen Hinweise oder Siegel an der Ausgrabungsstätte gefunden, die darauf hinweisen, wer an diesem Ort lebte. Der Palast wurde um 1500 vor Christus aus unbekannten Gründen verlassen.

Am Ende der Grabungssaison entdeckte das Team zwei Türen, die aus dem Weinkeller hinausführen – eine nach Süden und die andere nach Westen. Möglicherweise führen beide zu weiteren Vorratsräumen. Jedoch müssen sie bis 2015 warten, um dies sicher herauszufinden.

Quelle: http://www.brandeis.edu/now/2013/November/winestory.html

(SOM)

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