Astro-Bild der Woche: Herbig-Haro-Objekte um den jungen Stern V633 Cassiopeiae

Der sehr junge Stern V633 Cassiopeiae schleudert Materie in den interstellaren Weltraum, die mit bereits vorhandenen Gas- und Staubwolken kollidiert und Herbig-Haro-Objekte bildet. (ESA / Hubble & NASA; Acknowledgement: Gilles Chapdelaine)
Der sehr junge Stern V633 Cassiopeiae schleudert Materie in den interstellaren Weltraum, die mit bereits vorhandenen Gas- und Staubwolken kollidiert und Herbig-Haro-Objekte bildet. (ESA / Hubble & NASA; Acknowledgement: Gilles Chapdelaine)

Bei astronomischen Beobachtungen von weiter entfernten Himmelsobjekten wie Nebeln oder Galaxien sind die Zeitskalen normalerweise so groß, dass man kaum Veränderungen wahrnimmt – eine Ausnahme sind die sogenannten Herbig-Haro-Objekte. Dabei handelt es sich um die Folgen von komplexen Wechselwirkungen zwischen jungen Sternen und der interstellaren Materie in ihrer Umgebung.

In den Anfangsstadien ihrer Entwicklung ziehen sehr junge Sterne noch große Mengen Materie aus den sie umgebenden Gas- und Staubwolken an. Die Materie sammelt sich in Form einer Akkretionsscheibe um den (Proto-)Stern. Da mag es auf den ersten Blick etwas widersprüchlich erscheinen, dass solche neu geborenen Sterne nicht nur Materie ansammeln, um an Masse zu gewinnen, sondern auch Materie abstoßen. Der Grund dafür liegt in den physikalischen Vorgängen, die in den Akkretionsscheiben ablaufen, insbesondere in den sehr schnell rotierenden inneren Bereichen. Die hohe Rotationsgeschwindigkeit bewirkt, dass ein Teil der einfallenden Materie beschleunigt und senkrecht zur Rotationsachse der Scheibe wieder abgestoßen wird. Auf diese Weise entstehen zwei schmale Materiejets aus ionisiertem Plasma, die sich mit hohen Geschwindigkeiten in entgegengesetzten Richtungen von dem Stern entfernen.

Treffen die energiereichen Materiejets auf interstellare Gas- und Staubwolken, die sich in der näheren Umgebung des neu entstehenden Sterns befinden, kann sich ein Herbig-Haro-Objekt bilden. Die Materiejets prallen mit Überschallgeschwindigkeit auf das vorhandene Gas und erzeugen dadurch starke Schockwellen, die sich weiter ausbreiten. Das Gas wird zum Leuchten angeregt und kann dadurch von Astronomen beobachtet werden. Im Gegensatz zu anderen kosmischen Objekten zeigen sich hier schon in relativ kurzen Zeitspannen von wenigen Monaten deutliche Veränderungen. Die Objekte wurden nach George Herbig und Guillermo Haro benannt, den beiden Astronomen, die sie in den 1960er Jahren zuerst eingehender untersucht haben. Heute beschäftigen sich viele Astronomen mit Herbig-Haro-Objekten, um mehr über die Anfangsstadien der Sternentstehung zu erfahren.

Das Bild des Weltraumteleskops Hubble zeigt gleich mehrere Herbig-Haro-Objekte, die sich im Sternbild Cassiopeia befinden. Sie liegen in der Umgebung des sehr jungen Sterns V633 Cassiopeiae, der hier als heller Fleck ungefähr in der Bildmitte zu sehen ist. Die Herbig-Haro-Objekte HH 161 und HH 164 bilden Teile einer hufeisenförmigen Struktur aus Gas und Staub, die dem Betrachter sofort ins Auge fällt. V633 Cassiopeiae ist ein veränderlicher Stern, der als sonnenähnlicher Stern erstrahlen wird, nachdem er die ersten Phasen seines Lebens hinter sich gelassen und sich im wahrsten Sinne des Wortes Platz geschaffen hat. Nicht sehr weit von dem Stern entfernt liegt ein anderer junger Stern mit der Bezeichnung V376 Cassiopeiae; es ist der diffuse, helle Fleck im linken Teil der Aufnahme. Auch er hat durch seine Materiejets ein Herbig-Haro-Objekt (HH 162) entstehen lassen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://spacetelescope.org/static/archives/images/large/potw1350a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Protoplanetare Scheibe im Orionnebel
Bild 3: Der Große Wagen
Bild 4: Die Nova T Pyxidis

(THK)

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