
Ein Expertenteam aus Großbritannien hat in West-Antarktika ein großes, subglaziales Tal entdeckt, das tiefer als der Grand Canyon ist. An der Forschungsarbeit waren Wissenschaftler der Newcastle University, des Glaciology Center (University of Bristol), des British Antarctic Survey und der Universitäten von Edinburgh, Exeter und York beteiligt. Sie untersuchten die Ellsworth Subglacial Highlands – eine alte Bergkette, die mehrere Kilometer tief unter dem Eis der Antarktis verborgen liegt. Dafür kombinierten sie Daten von Satelliten und Eis durchdringenden Radargeräten, die hinter Schneemobilen hergezogen wurden oder sich an Bord kleiner Flugzeuge befanden.
Die Wissenschaftler verbrachten drei Forschungsperioden mit der Untersuchung und Kartierung der Region in West-Antarktika, wobei sie ein großes, subglaziales Tal entdeckten, das bis zu drei Kilometer tief, über 300 Kilometer lang und bis zu 25 Kilometer breit ist. Stellenweise liegt der Boden dieses Tals mehr als 2.000 Meter unterhalb des Meeresspiegels. Die Bergkette und das tiefe Tal wurden vor Millionen Jahren durch ein kleines Eisfeld erodiert, das mit heutigen Eisfeldern auf der Antarktischen Halbinsel oder jenen im arktischen Kanada und Alaska vergleichbar ist.
Die Analyse des Teams lieferte einen beispiellosen Einblick in die Größe, Dicke und in das Verhalten dieses alten Eisfeldes, sowie in die Anordnung und in das Verhalten des frühen westantarktischen Eisschildes. Die subglaziale Landschaft zeigt, wo der westantarktische Eisschild seinen Ursprung hatte und wie er wuchs. Sie lieferte auch wichtige Anhaltspunkte über die Größe und Form des westantarktischen Eisschildes während wärmerer Klimaperioden.
Die Ergebnisse wurden in der neuesten Ausgabe der Geological Society of America Bulletin veröffentlicht. Der leitende Autor der Abhandlung, Dr. Neil Ross von der Newcastle University, sagte: „Die Entdeckung dieses riesigen Trogs und die Charakterisierung der umgebenden Berglandschaft war rein zufällig.“
Der Dozent für physikalische Geografie ergänzte: „Mittels Eis durchdringender Radargeräte hatten wir Daten von beiden Enden dieses riesigen, verborgenen Tals gesammelt, aber wir hatten keine Informationen darüber, was dazwischen lag.“ Um die Lücke zu schließen, wurden Satellitendaten verwendet. Obwohl es unter mehrere Kilometer dickem Eis verborgen liegt, ist das Tal so groß, dass es aus dem Weltraum beobachtet werden kann.
„Für mich demonstriert das nur, wie wenig wir immer noch über die Oberfläche unseres eigenen Planeten wissen. Die Entdeckung und Erforschung von verborgenen, bislang unbekannten Landschaften ist nach wie vor möglich und sogar jetzt noch unglaublich aufregend.“
Abhandlung: „The Ellsworth Subglacial Highlands: Inception and retreat of the West Antarctic Ice Sheet„
(THK)
Antworten