Eine neue Karte der Milchstraßen-Galaxie im Licht des atomaren Wasserstoffs

Eine neue Aufnahme des Lagunennebels im Licht des atomaren Wasserstoffs, basierend auf Daten des VPHAS+-Survey. (ESO / VPHAS+ Team)
Eine neue Aufnahme des Lagunennebels im Licht des atomaren Wasserstoffs, basierend auf Daten des VPHAS+-Survey. (ESO / VPHAS+ Team)

Atomarer Wasserstoff ist das leichteste und mit Abstand häufigste Element im Universum. Wenn es ultraviolettem Licht ausgesetzt wird, kann dem Atom sein einziges Elektron entrissen werden – eine Situation, die in der Nähe heißer Sterne eintritt. Wenn sich ein freies Elektron dann an ein Proton bindet, um ein neutrales Atom zu bilden, emittiert es Licht, darunter die sichtbare H-alpha-Emissionslinie. Eine Region mit H-alpha-Emissionen – ein Nebel – signalisiert daher das Vorhandensein von ionisiertem Gas in der Nähe eines heißen Sterns.

Normale Sterne sind heiß – entweder, weil sie jung und massereich sind, oder weil ihr nukleares Brennen in eine heißere Phase eingetreten ist. Sie umfassen O-Sterne, Be-Sterne, Überriesen, leuchtkräftige blaue Veränderliche, Wolf-Rayet-Sterne, sowie sehr junge Sterne aller Massen und kompakte, wechselwirkende Doppelsternsysteme. Himmelsdurchmusterungen, die Aufnahmen in H-alpha-Emissionen machen, sind deswegen exzellente Detektoren für heiße Sterne und die damit einhergehenden Phänomene. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Nebel größer und leichter zu entdecken sind als die punktförmigen Sterne, die sie aufheizen.

In der südlichen Hemisphäre wurde zuletzt 1971 eine systematische Himmelsdurchmusterung im H-alpha-Licht vorgenommen, und diese Studie war seitdem eine Standardquelle astronomischer Daten. Aber jetzt nicht mehr. Der Astronom Jeremy Drake vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) hat sich einem großen Forschungsteam angeschlossen, um eine neue H-alpha-Studie der südlichen galaktischen Ebene zu machen. Sie trägt die Bezeichnung VPHAS+ (VST Photometric H-alpha Survey), wobei das Pluszeichen darauf hinweist, dass zusätzlich zu der H-alpha-Wellenlänge noch vier weitere optische Wellenlängen beobachtet werden.

Der VPHAS+-Katalog, der bald vervollständigt werden wird, wird etwa 300 Millionen Sterne enthalten und Sterne und Nebel umfassen, die bis zu 1.500 Mal schwächer als jene in dem älteren Katalog sind; hinzu kommen verbesserte Aufnahmen aller Objekte. Weil Staub sichtbares Licht blockiert, wird die neue Studie auch Objekte finden können, die bislang zu verborgen waren, um entdeckt zu werden. Die ersten Abhandlungen, die diesen neuen Katalog nutzen, sind kürzlich erschienen und mit Fortschreiten der Datenweitergabe und der Kalibrierung geht die Gemeinschaft davon aus, dass dieser Katalog eine Standardreferenz und ein Hilfsmittel für die Erforschung der ultravioletten Milchstraßen-Galaxie werden wird.

Abhandlung: „The VST Photometric Hα Survey of the Southern Galactic Plane and Bulge (VPHAS+)“ von J. E. Drew et al. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 440, 2036, 2014.

Quelle: http://www.cfa.harvard.edu/news/su201416

(THK)

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