Diese Aufnahme des Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) zeigt gewissermaßen eine royale Zusammenkunft am Himmel: die Sternbilder Cassiopeia und Cepheus. Cepheus und Cassiopeia sind bekannte Figuren aus der griechischen Mythologie, derzufolge sie König und Königin von Äthiopien waren. In den Überlieferungen und auch am Himmel haben sie die Jahrhunderte überdauert und faszinieren zumindest Mythologie-Fans und Hobby-Sterngucker noch immer. Die beiden Sternbilder sind am Himmel über der Nordhalbkugel ganzjährig sichtbar und enthalten einige interessante Objekte.
Cassiopeia, das sogenannte „Himmels-W“, ist wegen der charakteristischen Anordnung der fünf Hauptsterne besonders markant und kann als hervorragender Orientierungspunkt am Nachthimmel dienen – jedenfalls im sichtbaren Licht. In anderen Wellenlängenbereichen des elektromagnetischen Spektrums ist das schon nicht mehr ganz so einfach, wie diese Infrarotaufnahme des Spitzer-Weltraumteleskops belegt. Das Infrarotlicht offenbart ein völlig anderes Erscheinungsbild des Himmels. Die so prägnanten Sterne der Cassiopeia treten hier vollkommen in den Hintergrund und sind ohne genauere Kenntnisse des nächtlichen Himmels und anderer Orientierungspunkte nicht mehr auffindbar.
Infrarotaufnahmen machen deutlich, dass der Himmel keineswegs „sternklar“ ist – auch dann nicht, wenn keine Lichtverschmutzung vorhanden ist und man zahlreiche Sterne sehen kann. Gigantische Nebelkomplexe aus Gas und Staub ziehen sich durch ausgedehnte Regionen unserer Milchstraßen-Galaxie. Im sichtbaren Wellenlängenbereich, also dem Bereich, den wir mit unseren Augen wahrnehmen, können dichte Gas- und Staubwolken das Licht von hinter ihnen liegenden Objekten abschwächen oder komplett blockieren. Infrarotstrahlung liefert dagegen ein „Wärmebild“ des Himmels, auf dem die sonst praktisch unsichtbaren Gas- und Staubfilamente der Milchstraßen-Galaxie hervortreten.
Der erfasste Himmelsausschnitt ist recht groß, daher sind auf dem Bild mehrere interessante Objekte auszumachen. Die auffallenden beiden Nebelstrukturen am linken Bildrand sind der Seelennebel (links) und der Herznebel (rechts daneben). Dabei handelt es sich um zwei Emissionsnebel, die durch die ultraviolette Strahlung vieler junger, massereicher Sterne zum Leuchten angeregt werden. Die beiden Nebel liegen rund 7.500 Lichtjahre von der Erde entfernt, das ist mehr als die fünffache Distanz des berühmten Orionnebels, welcher ebenfalls als Emissionsnebel klassifiziert ist.
Besonders erwähnenswert ist auch der Tycho-Supernova-Überrest, benannt nach dem dänischen Astronomen Tycho Brahe, der die Supernova im Jahr 1572 beobachtete. Man muss allerdings genau wissen, wo das Relikt der Typ-Ia-Supernova zu finden ist. Die räumliche Ausdehnung des Objekts ist – verglichen mit dem dargestellten Himmelsausschnitt – sehr klein, deswegen kann man es leicht übersehen. Im oberen Teil der Aufnahme, etwas links von der Bildmitte, befindet sich eine relativ helle Nebelstruktur, genauer gesagt ist es ein erodierter Hohlraum innerhalb einer Nebelwolke. Davon ausgehend wandert man schräg nach unten links (etwa 7-Uhr-Position) und trifft irgendwann auf ein winziges, rötlich leuchtendes, kreisförmiges Objekt: Das ist der Überrest von Tychos Supernova, welche als SN 1572 katalogisiert ist.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA15256.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die „Kaulquappe“ IRAS 20324+4057
Bild 2: Die Zwerggalaxie NGC 4395
Bild 3: Der Galaxienhaufen ISCS J1434.7+3519
(THK)
Antworten