Astro-Bild der Woche: Der spektakuläre Komet West

Der Komet West am 10. August 1975. (P. Stättmayer / ESO)
Der Komet West am 10. August 1975. (P. Stättmayer / ESO)

Der Komet West gilt wegen seiner Helligkeit und seiner Sichtbarkeitsdauer als einer der spektakulärsten Kometen des 20. Jahrhunderts. Der dänische Astronom Richard Martin West entdeckte das Objekt am 5. November 1975, als er an der Europäischen Südsternwarte arbeitete und fotografische Daten eines 1-Meter-Teleskops auswertete. Der Komet war bereits auf Fotoplatten zu sehen, die am 10. August 1975 aufgenommen wurden. Der Komet erhielt daraufhin mehrere offizielle Bezeichnungen, die jedoch einem anderen Benennungssystem folgten, als es heute der Fall ist. Die heutige offizielle Bezeichnung des Kometen lautet C/1975 V1. Gerade bei derart aufsehenerregenden Kometen wird jedoch viel häufiger der Name des Entdeckers verwendet.

Zu unseren Lebzeiten wird der Komet West leider nicht mehr zurückkehren, um ein weiteres Mal die Blicke von Hobby-, Amateur- und Profiastronomen auf sich zu ziehen. Mit einer geschätzten Umlaufperiode von mindestens 250.000 Jahren fällt er in die Kategorie der langperiodischen Kometen. Dies ist allerdings nur ein grober Schätzwert, da die fast parabolische Bahn des Kometen sehr chaotisch verläuft. Andere Berechnungen gehen von mindestens 558.000 Jahren oder sogar von 6,5 Millionen Jahren Umlaufzeit aus. Zusätzlich erschwert werden die Bahnberechnungen dadurch, dass der Kometenkern bei seiner Annäherung an die Sonne in vier Fragmente auseinanderbrach. Die resultierenden Bahnstörungen aufgrund des Auseinanderbrechens müssen in die ohnehin schon komplexen Berechnungen miteinbezogen werden.

Der Komet West erreichte den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, das sogenannte Perihel, am 25. Februar 1976. Zu dem Zeitpunkt befand er sich ungefähr 0,197 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt, das entspricht etwa 30 Millionen Kilometern. Durch die Nähe zur Sonne erwärmte sich der Kometenkern rasch und sublimierendes Eis riss große Mengen Staub mit sich, die sich entlang seiner Bahn zu einem ausgeprägten, gekrümmten Staubschweif verteilten. Die maximale Helligkeit des Kometen war fast mit der Helligkeit der Venus vergleichbar.

Trotz seines beeindruckenden Erscheinungsbildes wurde in den damaligen Medien kaum über den Kometen berichtet. Der Grund dafür war, dass die Forscher mit ihren Voraussagen extrem zurückhaltend waren, nachdem sie sich 1973 bei dem Kometen Kohoutek geirrt hatten. Dieser Komet sollte den Annahmen zufolge sehr hell werden, war in der Realität aber enttäuschend, insbesondere für die erwartungsvolle Öffentlichkeit.

Die Beobachtung von Kometen ist wichtig, um den Ursprung und die Entwicklung unseres eigenen Sonnensystems zu verstehen. Sie stellen quasi unberührte Relikte aus der Frühzeit unseres Sonnensystems dar, als sich die Planeten noch in ihren ersten Entwicklungsstadien befanden. Mit modernen Analysemethoden, beispielsweise Spektralanalysen, lassen sich viele Informationen über diese wichtigen Phasen des Sonnensystems ableiten. Die neu gewonnenen Erkenntnisse tragen unter anderem dazu bei, die aktuellen Modelle über die Entstehung von Planetensystemen zu verbessern.

 

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/c-west-mar1976-ps.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Die Spiralgalaxie NGC 4565
Bild 3: „Darth Vaders“ Galaxie NGC 936
Bild 4: Die Ringgalaxie NGC 4650A

(THK)

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