
Das Astro-Bild der Woche zeigt einen Ausschnitt des einzigen Sterns, den wir in allen Einzelheiten untersuchen können: die Sonne. Normalerweise folgt an dieser Stelle meist eine Entfernungsangabe in Lichtjahren und eine Information darüber, in welchem Sternbild das Objekt zu finden ist. Aus verständlichen Gründen ist das in diesem Fall nicht sehr sinnvoll. Die Sonne ist durchschnittlich etwa 149,6 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, was einer Astronomischen Einheit entspricht. (Aber der Vollständigkeit halber: Das sind knapp 1,6 * 10 -5 Lichtjahre.)
Obwohl sie einen Durchmesser von fast 1,4 Millionen Kilometern besitzt, ist sie – verglichen mit anderen Sternen – nur ein Zwerg. Allerdings ist sie auch der einzige Stern, auf dem die ablaufenden Interaktionen und physikalischen Prozesse detailliert untersucht werden können. Jeden Tag richten sich unzählige Teleskope auf unser Zentralgestirn. Profis und Amateurastronomen beobachten die Sonne zum Beispiel im Weißlicht, was die Sonnenflecken zeigt, und in vielen anderen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums. Den Profis stehen dabei auch mehrere Weltraumteleskope und Satelliten zur Verfügung, die die Sonne rund um die Uhr beobachten und ihre Aktivitäten aufzeichnen.
Das obige Astro-Bild der Woche basiert auf Beobachtungsdaten zweier Weltraumteleskope: dem Nuclear Spectroscopic Telescope Array (NuSTAR) und dem Solar Dynamics Observatory (SDO), die beide von der NASA betrieben werden. Das Solar Dynamics Observatory wurde speziell für die Sonnenbeobachtung entwickelt und startete bereits im Februar 2010. In den letzten knapp fünf Jahren haben seine Daten zu bahnbrechenden neuen Erkenntnissen über die Sonnenaktivität, ihren Ursprung und ihre zeitliche Entwicklung geführt. Die Hauptmission des im Juni 2012 gestarteten NuSTAR-Teleskops ist die Untersuchung aktiver Galaxien und Schwarzer Löcher im Röntgenbereich des elektromagnetischen Spektrums.
Viele Prozesse auf der Sonne lassen sich im gewöhnlichen, sichtbaren Licht nicht verfolgen. Tiefe Einblicke in die Dynamik der Sonnenoberfläche und der Korona sind aber beispielsweise im Röntgenlicht und im ultravioletten Licht möglich. Die NuSTAR-Daten sind auf dem Bild in grünen und blauen Farbtönen dargestellt. Grüne Bereiche markieren Bereiche mit hochenergetischen Emissionen, deren Energien zwischen zwei und drei Kiloelektronenvolt liegen. Blau lässt auf noch höhere Energien zwischen drei und fünf Kiloelektronenvolt schließen. Die roten Bilddaten stammen vom SDO und wurden im Ultraviolettbereich bei einer Wellenlänge von 171 Ångström gesammelt.
Das Bild zeigt den westlichen Rand der Sonne. Anhand der NuSTAR-Daten können Astronomen erkennen, dass ein Teil der heißeren Emissionen aus anderen Bereichen in den aktiven Regionen und koronalen Bögen stammt als die kühleren Emissionen, die vom SDO aufgezeichnet wurden. Die langfristige Aufzeichnung und Auswertung der Sonnenaktivität kann dabei helfen, die aktuellen Theorien und Modelle zu verfeinern. Ein Ziel dieser Forschung ist es, die Position und Stärke von Sonneneruptionen besser vorauszusagen, die auch große Auswirkungen auf den erdnahen Weltraum haben können. Im Extremfall können Satelliten und sogar Stromnetze auf der Erde beschädigt werden.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA18906.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Die interagierenden Galaxien NGC 2207 und IC 2163
Bild 3: Gasströme zwischen NGC 3226 und NGC 3227
Bild 4: Der Herzschlag eines toten Sterns
(THK)
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