Gut erhaltenes Fossil gibt Einblick in die Anatomie der Terrorvögel

Künstlerische Darstellung eines Terrorvogels, der zur selben Tiergruppe wie die neu entdeckte Spezies gehört. (Wikipedia / John Conway, CC BY-SA 3.0)
Künstlerische Darstellung eines Terrorvogels, der zur selben Tiergruppe wie die neu entdeckte Spezies gehört. (Wikipedia / John Conway, CC BY-SA 3.0)

Eine neue Spezies südamerikanischer fossiler „Terrorvögel“ namens Llallawavis scagliai („Scaglias prachtvoller Vogel“) wirft Licht auf die Vielfalt der Gruppe und darauf, wie diese riesigen, ausgestorbenen Jäger mit ihrer Umgebung interagierten. Die neue Spezies wird in der neuesten Ausgabe des Journal of Vertebrate Paleontology beschrieben und ist der vollständigste Terrorvogel, der bislang entdeckt wurde: Mehr als 90 Prozent des Skeletts sind hervorragend erhalten.

Das neue Exemplar offenbart auch Details der Anatomie, die in den fossilen Aufzeichnungen nur selten erhalten bleiben, darunter die Gehörregion des Schädels, der Kehlkopf, die komplette Luftröhre, Knochen zur Fokussierung des Auges und der gesamte Gaumen. Das ermöglicht beispiellose Erkenntnisse über die sensorischen Fähigkeiten dieser ausgestorbenen Raubvögel.

„Der bei diesem Terrorvogel vermutete Hörsinn lag unter dem Durchschnitt des Hörsinns von heute lebenden Vögeln“, sagte Dr. Federico „Dino“ Degrange, der Hauptautor der Studie vom Centro de Investigaciones en Ciencias de la Tierra (CICTERRA), CONICET und der Universidad Nacional de Córdoba in Argentinien. „Das scheint darauf hinzudeuten, dass Llallawavis einen schmalen, niedrigen Stimmlautfrequenzbereich gehabt haben könnte, der vermutlich für die innerartliche, akustische Kommunikation oder das Aufspüren von Beute benutzt wurde.“

Dies ist das erste Mal, dass die Strukturen, welche auf die Hörempfindlichkeit eines Terrorvogels hinweisen, rekonstruiert wurden. Es könnte dabei helfen, die Entwicklung, das Verhalten und die Ökologie dieser fossilen Vogelgruppe zu erklären.

Die Terrorvögel oder Phorusrhacidae, wie sie in der Wissenschaft bezeichnet werden, waren fleischfressende, flugunfähige Vögel von bis zu drei Metern Höhe mit Hakenschnäbeln. Diese Vögel waren während des Känozoikums die vorherrschenden Jäger in Südamerika und sicherlich eine der auffälligsten Tiergruppen, die zu der Zeit lebten. „Die Entdeckung dieser neuen Spezies gibt neue Einblicke in die Anatomie und Phylogenie der Phorusrhacidae und ein besseres Wissen über die Diversifizierung dieser Gruppe“, sagte Dr. Claudia Tambussi vom CICTERRA, die als Co-Autorin an der Studie mitwirkte. Die neue Spezies war etwa 1,2 Meter groß und lebte vor rund 3,5 Millionen Jahren während des Pliozän in Argentinien – das war gegen Ende der Herrschaft dieser Gruppe.

„Die Entdeckung dieser Spezies zeigt, dass Terrorvögel im Pliozän vielfältiger waren als bislang angenommen. Sie wird uns erlauben, die Hypothese über den Niedergang und das Aussterben dieser faszinierenden Vogelgruppe zu überprüfen“, sagte Degrange.

Abhandlung: „A new Mesembriornithinae (Aves, Phorusrhacidae) provides new insights into the phylogeny and sensory capabilities of terror birds“ von Federico J. Degrange, Claudia P. Tambussi, Matías L. Taglioretti, Alejandro Dondas, Fernando Scaglia, Journal of Vertebrate Paleontology, 2015; 35 (2): e912656 DOI: 10.1080/02724634.2014.912656

Quelle: http://vertpaleo.org/The-Society/SVP—Paleo-News/Society-News-and-Events/Exceptionally-preserved-fossil-gives-voice-to-anci.aspx

(THK)

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