Das Astro-Bild der Woche ist ein gutes Beispiel dafür, wie abwechslungsreich selbst ein kleiner Ausschnitt des Nachthimmels sein kann. Es sind gleich mehrere kosmische Objekte zu sehen, die sich im Grenzbereich der Sternbilder Perseus und Taurus (Stier) befinden. Dabei handelt es sich um Phänomene mit völlig unterschiedlichen Entstehungsgeschichten.
Beginnen wir mit einem Objekt, das die zugegebenermaßen etwas umständliche Katalogbezeichnung SSTC2D J033038.2+303212 trägt. Es ist der kleine, helle Fleck mit den zwei ausladenden und leicht bogenförmigen Strukturen oberhalb der Bildmitte. Dies ist ein sogenanntes junges stellares Objekt (young stellar object, YSO) – die Vorstufe eines Sterns. Eingerahmt von zwei Gasausbrüchen des entstehenden Sterns erstreckt sich eine Materiewolke von ihm nach unten rechts, die das Licht der dahinter liegenden Sterne merklich abschwächt. Er besitzt eine rotierende Scheibe aus Gas und Staub, aus der sich in ferner Zukunft ein Planetensystem entwickeln könnte.
In der Bildmitte findet sich ein viel größeres Objekt: der Reflexionsnebel mit der ebenfalls recht kryptischen Katalogbezeichnung [B77] 63. Er reflektiert das Licht der benachbarten Sterne nur, wodurch er sich von einem Emissionsnebel wie beispielsweise dem Orionnebel unterscheidet. Emissionsnebel leuchten von selbst, weil sie durch die energiereiche, ultraviolette Strahlung zahlreicher junger und massereicher Sterne ionisiert und zum Leuchten angeregt werden. Der Reflexionsnebel [B77] 63 enthält einige helle Sterne, deren reflektiertes Licht dafür verantwortlich ist, dass wir den Nebel überhaupt beobachten können.
Schließlich ist noch das dunkle, auffällige Objekt im rechten Teil der Aufnahme zu erwähnen. Die Dunkelwolke namens Dobashi 4173 hebt sich eindrucksvoll als Silhouette vor dem Reflexionsnebel und dem interstellaren Medium ab. Weil sie das sichtbare Licht der hinter ihr liegenden Sterne größtenteils blockiert, scheint sie eine gespenstisch wirkende Leere zu erschaffen, die wie ein Loch im Weltraum aussieht. Die vereinzelten Sterne, die sich scheinbar innerhalb der Dunkelwolke befinden, täuschen den Beobachter: Sie liegen in Wirklichkeit viel näher im Vordergrund zwischen Dobashi 4173 und der Erde.
Die Aufnahme wurde mit der Advanced Camera for Surveys (ACS) an Bord des Weltraumteleskops Hubble gemacht. Das Blickfeld umfasst eine Fläche von 3,35 * 3,38 Bogenminuten, die Kantenlänge entspricht damit ungefähr einem Zehntel des Vollmonddurchmessers am Himmel.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://cdn.spacetelescope.org/archives/images/large/potw1434a.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Sternhaufen Westerlund 2 und seine Umgebung
Bild 2: Der Spirographnebel IC 418 im Sternbild Hase
Bild 3: Das bizarre Objekt Hannys Voorwerp
(THK)
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