Das Astro-Bild der Woche basiert auf Daten des WISE-Teleskops und vereint die vielen Infrarot-„Persönlichkeiten“ der Sculptor-Galaxie. Die Galaxie befindet sich ungefähr 10,5 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des Sternbildes Sculptor (Bildhauer) am Himmel der südlichen Hemisphäre. Caroline Herschel, eine Schwester und Mitarbeiterin des britischen Astronomen William Herschel, entdeckte sie bereits im Jahr 1783. Die Sculptor-Galaxie ist das namensgebende Mitglied der Sculptor-Galaxiengruppe, einer der nächstgelegenen Galaxiengruppen neben unserer eigenen Lokalen Gruppe.
Das Weltraumteleskop WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer) beobachtet seine Zielobjekte im infraroten Bereich des elektromagnetischen Wellenlängenspektrums. Dafür verfügte es über vier Infrarotdetektoren, die das Licht charakteristischer Wellenlängen registrierten. Auf diese Weise konnten Astronomen wertvolle Informationen über Objekte gewinnen, die sonst nicht so leicht zu untersuchen sind, beispielsweise weil sie hinter dichten Staubwolken verborgen liegen. WISE hat seine Primärmission längst erfüllt und sucht jetzt im Rahmen einer erweiterten Mission unter der Bezeichnung NeoWISE nach den Infrarotsignaturen erdnaher Asteroiden und Kometen.
Das Bild besteht aus mehreren Infrarotaufnahmen, deren Wellenlängen jeweils andere Lichtquellen in der Galaxie hervorheben. Unten rechts (auf dem rötlichen Bild) ist die aktive „Persönlichkeit“ der Galaxie zu sehen: NGC 253 ist als sogenannte Starburstgalaxie klassifiziert, was bedeutet, dass in ihr vergleichsweise viele Sternentstehungsprozesse stattfinden – viel mehr als in ruhigeren Galaxien wie zum Beispiel unserer Milchstraßen-Galaxie. Die jungen Sterne heizen ihre Geburtskokons aus Gas und Staub auf, und die empfindlichen Detektoren des Weltraumteleskops registrieren diese Wärmestrahlung. Im Zentrum von NGC 253 sind die Sternentstehungsprozesse so ausgeprägt und intensiv, dass sogar Beugungsspikes (die kreuzförmigen Lichtbündel) erkennbar werden, was normalerweise nur bei sehr hellen Sternen vorkommt.
Das kleine Bild rechts in der Mitte zeigt die Gebiete mit vielen jungen, massereichen Sternen, die sich größtenteils im Zentrum und in den Spiralarmen konzentrieren. Ihre energiereiche, ultraviolette Strahlung lässt den umgebenden Staub in infraroten Wellenlängen leuchten und ermöglicht Rückschlüsse auf die Intensität der Sternentstehungsprozesse und die Entwicklungsphasen der Sterne. Die grünlichen Farbtöne sind eine Folge der Bildbearbeitung. Die Wellenlängen sind für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar und müssen erst in sichtbare Wellenlängen umcodiert werden – hier in diesem Fall grün.
Auf dem blauen Bild oben rechts sind Sterne aller Altersgruppen gekennzeichnet. Sie beschränken sich nicht hauptsächlich auf den Kernbereich und die Spiralarme, sondern sind in der gesamten Galaxie verteilt.
Die Erstellung von Kompositaufnahmen aus den Daten mehrerer Wellenlängenbereiche ist ein Standardverfahren in der astronomischen Forschung. Jeder Wellenlängenbereich kann bestimmte Informationen über das beobachtete Objekt preisgeben. Die Kombination der Beobachtungsdaten erlaubt dann etwa die Überarbeitung bestehender Theorien und Computermodelle – oder solche Fotos, die als Begeisterung und Einstieg in die Welt der (Hobby-)Astronomie dienen können.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13440.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: „Coreshine“ in der Dunkelwolke L183
Bild 3: Der Emissionsnebel LBN 114.55+00.22
Bild 4: NGC 6744 – Eine Schwester der Milchstraßen-Galaxie
(THK)
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