Freak Waves können ohne Vorwarnung zuschlagen

Eine Freak Wave in der französischen Biskaya, aufgenommen um das Jahr 1940 herum. (NOAA)
Eine Freak Wave in der französischen Biskaya, aufgenommen um das Jahr 1940 herum. (NOAA)

Seit langer Zeit berichten Seefahrer von „Wasserwänden“, die auf dem offenen Meer wie aus dem Nichts auftauchen. Aber Ozeanografen haben solche Geschichten im Allgemeinen nicht beachtet und vermutet, dass sich Freak Waves – riesige Oberflächenwellen, die im Laufe der Jahrhunderte einen nahezu mythischen Status erlangt haben – langsam aufbauen und relativ schmale Kronen haben.

Eine neue Forschungsarbeit der University of Oxford in Kooperation mit der University of Western Australia zeigt allerdings, dass die mündlichen Überlieferungen möglicherweise nicht so weit von der Wahrheit entfernt sind. Anstatt am Ende einer Reihe stetig anwachsender großer Wellen zu kommen, tauchen die sogenannten Freak Waves plötzlich auf, wobei ihnen viel kleinere Wellen vorangehen.

Die mathematische Modellierung demonstriert außerdem, dass die Kronen dieser Freak Waves länger sind als die kleineren Wellen, die sie umgeben. Die Forschungsarbeit wird im Journal Proceedings of the Royal Society A veröffentlicht.

Professor Thomas Adcock vom Department of Engineering Science an der University of Oxford sagte: „Die Wellen, mit denen wir uns hier beschäftigen, treten in den tiefen Gewässern des offenen Meeres auf. Sie unterscheiden sich sehr von den Wellen, die man sieht, wenn man an den Strand geht – jenen Wellen, mit denen die meisten Menschen vertraut sind.“

„In tiefen Gewässern, wo Wellen viel unregelmäßiger vorkommen, erwartet man von Zeit zu Zeit eine größere Welle. Im Gegensatz zu früheren Annahmen zeigt unsere Abhandlung, dass man als Beobachter auf einem Schiff kein langsames Aufbauen von Wellen sieht, sondern die Freak Wave wird scheinbar aus dem Nichts kommen. Das geschieht, weil große Wellen dazu tendieren, sich an den Anfang der Wellengruppe zu bewegen.“

Die Forschungsarbeit machte Gebrauch von mathematischen Modellen, die auf nichtlinearer Physik basieren. Die Wissenschaftler führten hunderte Simulationen von zufälligen Wellen durch, um die Unterschiede zwischen der linearen und der nichtlinearen Wellendynamik zu analysieren.

„Diese Ergebnisse passen zu den mündlichen Überlieferungen, die man von Seefahrern hört. Sie beschreiben oft ‚Wände aus Wasser‘, die auf dem offenen Meer auf sie zukommen und denen man unmöglich ausweichen kann. Das ist eine Beobachtung, die von unseren Modellen unterstützt wird. Sie belegt, dass Freak Waves dazu tendieren, eine deutlich breitere Krone zu besitzen, als von der linearen Theorie vorausgesagt wird“, ergänzte Adcock.

„All das bedeutet, dass man in einem sehr schweren Sturm nicht einfach davon ausgehen kann, dass man vor dem Auftreffen einer Freak Wave gewarnt wird. Seefahrer müssen sich bewusst sein, dass eine große Welle aus dem Nichts erscheinen könnte.“

Abhandlung: „Non-linear dynamics of wave-groups in random seas: Unexpected walls of water in the open ocean

Quelle: http://www.ox.ac.uk/news/2015-12-16-freak-ocean-waves-hit-without-warning-new-research-shows

(THK)

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