Das Astro-Bild der Woche zeigt den Kometen ISON einige Tage vor seiner engsten Annäherung an die Sonne. Zwei Amateurastronomen aus Russland und Weißrussland entdeckten ihn am 21. September 2012 auf Bildern, die mit einem 40-Zentimeter-Teleskop gemacht wurden. Da das Teleskop vom International Scientific Optical Network (ISON) verwendet wird, erhielt der Komet dieses Akronym als Namen. Seine Katalogbezeichnung lautet C/2012 S1 (ISON).
Vermutlich hatte der Komet seinen Ursprung in der Oortschen Wolke weit jenseits der Umlaufbahn des Neptun. Kometen werden mit abnehmender Entfernung zur Sonne aktiver, weil die Sonnenstrahlung den Kern erwärmt. Die freigesetzten Gase reißen Staub- und Eisteilchen mit sich, die zur Bildung von mehr oder weniger ausgeprägten Schweifen führen. Gut ein Jahr nach seiner Entdeckung, am 1. Oktober 2013, hatte sich ISON bereits dem Mars genähert, wobei der Begriff „Nähe“ relativ ist: Die kleinste Distanz zwischen dem Mars und ISON betrug immerhin fast elf Millionen Kilometer.
Den Mars ließ er hinter sich und bewegte sich weiter in das innere Sonnensystem, wo er am 28. November 2013 den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreichte, das sogenannte Perihel. Zu dem Zeitpunkt war er nur ungefähr 1,8 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt – das entspricht etwas mehr als ihrem Durchmesser. Optimistische Voraussagen über seine Aktivität in Sonnennähe und die erwartete Helligkeit weckten Hoffnungen für die Beobachtung eines Jahrhundertkometen, allerdings war der tatsächliche Helligkeitsverlauf besonders für die Amateurastronomen enttäuschend.
Der Komet überstand die nahe Passage an der Sonne nicht. Die starken Gezeitenkräfte und die Strahlung und Hitze der Sonne setzen ihm derart zu, dass er offenbar auseinanderbrach. Natürlich wurde das Ereignis auch von zahlreichen professionellen Instrumenten beobachtet, unter anderem vom Weltraumteleskop SOHO (Solar and Heliospheric Observatory), das eigens für die Sonnenbeobachtung entwickelt wurde und seit 1995 im Einsatz ist.
Die Aufnahmen von SOHO ließen darauf schließen, dass ISON den nahen Vorbeiflug nicht in einem Stück überlebte, sondern in viele kleinere Stücke auseinandergebrochen war, die ihrerseits schnell in der Hitze der nahen Sonne verdampften. Auch das Weltraumteleskop Hubble konnte einige Tage später keine Belege mehr für die Existenz einer kometaren Trümmerwolke oder gar eines intakten Kometen nachweisen.
Das obige Bild stammt vom belgischen TRAPPIST (Transiting Planets and Planetesimals Small Telescope) Teleskop am La Silla Observatory in der chilenischen Atacama-Wüste und wurde am 15. November 2013 aufgenommen. Das Instrument verfolgte die Entwicklung des Kometen seit Mitte Oktober 2013 und nutzte verschiedene Filter, um die Emissionen der freigesetzten Gase zu untersuchen und Informationen über deren Zusammensetzung zu sammeln. Die Beobachtung von Kometen ist aber auch schon mit erschwinglichen Amateurteleskopen möglich, sowohl visuell als auch fotografisch. Nicht selten werden Kometen erst von Amateur- oder Hobbyastronomen entdeckt, bevor die Profis ihre Instrumente auf das neu gefundene Ziel ausrichten können.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://cdn.eso.org/images/large/potw1346a.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Der Himmel über dem La Silla Observatory
Bild 3: VLT-Aufnahme des Kraterrandes von Taruntius auf dem Mond
Bild 4: wird nächste Woche zum Astro-Bild
(THK)
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