Ein fast durchgehend wolkenloses und sonniges Wochenende war in letzter Zeit recht selten. Umso mehr freut man sich als interessierter Himmelsbeobachter, wenn man nicht nur nachts die Sterne sehen kann, sondern auch tagsüber unser Zentralgestirn, die Sonne. Das nebenstehende Bild zeigt die momentan größten Sonnenfleckengruppen. Es wurde heute Mittag mit dem üblichen Setup erstellt, einem kleinen Maksutov-Teleskop und einer Planetenkamera. Zum Bild auf Flickr.
Dank der 1.250 Millimeter Brennweite sind an den Sonnenflecken selbst bereits einige Details erkennbar. Die 90 Millimeter Öffnung des Teleskops reichen aus, um die Granulation der Sonnenoberfläche hier ansatzweise sichtbar zu machen. Bei besseren Beobachtungsbedingungen tritt sie sogar deutlich hervor. Die Granulation ist ein Phänomen, das durch aufsteigendes und absinkendes Plasma erzeugt wird: Durch Konvektion steigt heißes, heller leuchtendes Plasma aus einer tieferen Schicht nach oben, kühlt dort ein wenig ab und sinkt am Rand der sogenannten Granulen als kühleres, schwächer leuchtendes (also dunkleres) Plasma wieder nach unten. Die Granulen können einen Durchmesser bis zu 1.000 Kilometern erreichen. Auf den Bildern erscheint die Granulation dann als „körnige“ Sonnenoberfläche.
Als Größenvergleich kann man die dargestellten Sonnenflecken heranziehen. Die beiden auffälligen Sonnenflecken im linken Bildteil sind jeweils etwa doppelt so groß wie unser Heimatplanet. Im Gegensatz zur Granulation haben die Sonnenflecken aber einen ganz anderen Ursprung. Es handelt sich um kühlere Gebiete auf der Sonnenoberfläche, in denen starke Magnetfelder miteinander wechselwirken. Sie beeinflussen den mittels Konvektion stattfindenden Hitzetransport aus dem Sonneninneren an die Oberfläche, weshalb die Sonnenflecken in ihrem dunklen Zentralbereich rund 1.500 Grad Celsius kühler sind als ihre normale Umgebung. Die Folge sind lokal begrenzte aber aktive Regionen, in denen Sonneneruptionen stattfinden können.
Oben: Dieses Bild zeigt dieselben Sonnenfleckengruppen fast genau einen Tag früher. Man bemerkt im direkten Vergleich mehrere Unterschiede im Erscheinungsbild – die Sonnenflecken haben sich in den vergangenen fast 24 Stunden weiterentwickelt und ihr Aussehen verändert. Bei der linken Gruppe haben sich die beiden linken Flecken etwas vergrößert. Auch die rechte Gruppe sieht jetzt anders aus als einen Tag zuvor. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie dynamisch unsere Sonne ist, und dass es sich immer lohnt, die Sonnenfleckenaktivität zu verfolgen (sofern das Wetter es zulässt). Zum Bild auf Flickr.
Oben: Dieses Bild ist ebenfalls von gestern Mittag. Es zeigt zwei kleinere Sonnenfleckengruppen, die aber in den nächsten Tagen weiter zum Sonnenrand wandern und dann aus dem Blickfeld herausrotieren werden. Bei genauerer Betrachtung wird man feststellen, dass die Beobachtungsbedingungen gestern ein bisschen schlechter waren als heute – das heutige Bild ist etwas schärfer geworden. Zum Bild auf Flickr.
(THK)
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