Vor einem Jahrhundert veröffentlichte Albert Einstein seine berühmte Relativitätstheorie. Er schlug darin vor, dass alle Objekte das Gefüge des Raums physikalisch krümmen. Größere Massen rufen einen stärkeren Krümmungseffekt hervor, und sehr massereiche Objekte wie die Sonne lassen das Licht entlang gekrümmter Bahnen durch den Weltraum reisen. Solch ein Effekt wurde erstmals während der Sonnenfinsternis im Jahr 1919 von dem englischen Astronomen Arthur Eddington beobachtet.
Wissenschaftler mussten allerdings ein Jahrhundert warten, um ein Teleskop zu bekommen, das leistungsfähig genug ist, um diesen Mikrogravitationslinseneffekt bei einem Stern außerhalb des Sonnensystems nachzuweisen. Sogar um Objekte mit sehr großen Massen (wie etwa Sternen) ist dieser Effekt sehr klein, was derartige Nachweise für bodengestützte Teleskope extrem anspruchsvoll macht. Ein solcher Nachweis liegt jedoch im Rahmen der Möglichkeiten des von der National Aeronautics and Space Administration (NASA) und der European Space Agency (ESA) betriebenen Weltraumteleskops Hubble, das die Daten für dieses Bild der Woche sammelte.
Der helle Stern in der Bildmitte ist der nahe Weiße Zwerg Stein 2051B, der nur 17 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Der kleinere Stern darunter liegt in einer Distanz von 5.000 Lichtjahren. Astronomen beobachteten Stein 2051B achtmal innerhalb von zwei Jahren, als der Weiße Zwerg vor dem fernen Hintergrundstern vorbeilief. Während dieser engen Begegnung beugte die Gravitation des Weißen Zwergs das Licht des fernen Sterns, wodurch er ungefähr zwei Millibogensekunden von seiner tatsächlichen Position versetzt erschien. Diese Abweichung ist so klein, dass sie der Beobachtung einer Ameise entspricht, die auf der Oberfläche einer 1-Euro-Münze in 2.300 Kilometern Entfernung krabbelt.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
https://cdn.spacetelescope.org/archives/images/large/potw1724a.jpg
(THK)
Antworten