Bei guten Wetterverhältnissen kann man zurzeit wieder die Überflüge der Internationalen Raumstation ISS beobachten. Letzte Nacht gegen 00:45 Uhr war es zwar bewölkt, so dass von guten Wetterverhältnissen nicht die Rede sein kann, aber die ISS war trotzdem teilweise sichtbar. Die ISS kommt immer aus Richtung Westen, wobei ihre Bahn am Himmel abhängig von Zeitpunkt und Standort in unterschiedliche Richtungen verlaufen kann: Sie kann den Beobachter direkt im Zenit überfliegen oder auch nur kurz am Horizont zu sehen sein.
Für die Vorausberechnung der Zeitpunkte und des genauen Bahnverlaufs der Überflüge gibt es mehrere Webseiten, beispielsweise Calsky.com oder den Astroviewer. Für Smartphones sind außerdem entsprechende Apps erhältlich. Um den Überflug fotografisch festzuhalten, genügt schon eine gewöhnliche digitale Spiegelreflexkamera mit Standardobjektiv. Stativ und Fernauslöser sind unbedingt zu empfehlen, um Wackler zu vermeiden, da die Bilder mehrere Sekunden lang belichtet werden müssen.
Das nebenstehende Bild zeigt die ISS kurz nach Beginn des Überflugs. Die ISS wird von der Sonne angestrahlt und reflektiert das Sonnenlicht zum Beobachter. Aufgrund des relativ flachen Winkels ist die Strichspur hier noch nicht so lang. Die Kameraeinstellungen waren 30 Sekunden Belichtungszeit mit ISO 800 bei Blende f/3,5 und 18 Millimetern Brennweite. Zum Bild auf Flickr.
Oben: Kurze Zeit später befindet sich die ISS etwas höher am Himmel und die sichtbare Strichspur wird länger (sofern Wolken nicht die Sicht beeinträchtigen). Das Bild entstand mit denselben Einstellungen. Die Einstellungen können als grobe Richtlinie für eigene Versuche herangezogen werden, aber letztendlich sind sie immer von den jeweiligen Bedingungen am Standort abhängig. Wenn die ISS zum Beispiel bereits in der Dämmerung sichtbar wäre, würde das Bild mit diesen Einstellungen höchstwahrscheinlich zu hell werden. Um die richtigen Einstellungen zu bekommen, sollte man vorher ein paar Testaufnahmen machen. Fokussiert wird idealerweise per Liveview (und Zoom) an einem hellen Stern. Zum Bild auf Flickr.
Oben: Hier ist die ISS fast im Zenit zu sehen, also praktisch direkt über dem Beobachter. Der Abstand zum Beobachter ist somit am geringsten und er sieht den Bahnverlauf der ISS nahezu senkrecht von der Seite. Das führt dazu, dass die Raumstation vor dem Sternenhintergrund die längste Strecke pro Zeiteinheit zurücklegt und ihre Spur folglich am längsten ist. Zum Bild auf Flickr.
Solche Aufnahmen oder auch Bilder von Sternstrichspuren sind für Einsteiger oft die ersten Versuche, sich näher mit der Astrofotografie zu beschäftigen. Sie sind vergleichsweise leicht zu erstellen und erfordern kein sonderlich professionelles Equipment. Mit dem richtigen Motiv (was natürlich Geschmackssache ist) ergeben sich beeindruckende Bilder, die „Lust auf mehr“ machen, wie es so schön heißt.
(THK)
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