Zwei Singvogelarten, die einst auf den Bahamas heimisch waren, starben auf den Inseln wahrscheinlich wegen des angestiegenen Meeresspiegels und eines wärmeren, feuchteren Klimas aus. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von Forschern der University of California in Riverside (UCR) und der University of Florida in Gainesville. Die Studie, die am 28. August 2017 in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde, präsentiert einen historischen Blick auf die Art und Weise, wie der Klimawandel und der resultierende Verlust an Lebensraum die biologische Vielfalt auf der Erde beeinflussen kann.
Die Autoren der Studie mit dem Titel „ Origin, Paleoecology and Extirpation of Bluebirds and Crossbills in the Bahamas Across the Last Glacial-Interglacial Transition“ sind Janet Franklin, angesehene Professorin für Biogeografie am College of Natural and Agricultural Sciences der UCR, und David Steadman, Kurator für Ornithologie am Florida Museum of Natural History der University of Florida.
Der Rotkehl-Hüttensänger (Sialia sialis) und der Hispaniola-Kreuzschnabel (Loxia megaplaga) gehörten zu 17 Vogelarten, die während der letzten Eiszeit auf der Insel Abaco auf den Bahamas lebten, aber heute dort nicht mehr heimisch sind. Beide Arten existieren heute noch anderswo – der Rotkehl-Hüttensänger kommt im kontinentalen Nordamerika vor und der Hispaniola-Kreuzschnabel auf Hispaniola. Fossile Aufzeichnungen aus Abaco sprechen dafür, dass diese Vögel das ganze Jahr über dort lebten und nicht nur im Winter dorthin zogen.
„Die Häufigkeit von Fossilien, das Vorkommen junger Vögel unter den Fossilien und die Entwicklung einer kleineren Flügelspannweite beim Rotkehl-Hüttensänger lassen darauf schließen, dass diese Vögel nicht auf die Insel migrierten, sondern eine heimische Population waren. Aber dann verschwanden sie“, sagte Franklin.
Im Gegensatz zu vielen Vogelarten, die auf den kleinen Inseln der Erde jetzt ausgestorben sind, verschwanden der Rotkehl-Hüttensänger und der Hispaniola-Kreuzschnabel lange vor der Ankunft der ersten Menschen. Daher ist ihr Verschwinden unabhängig von menschlicher Einwirkung wie etwa dem Einschleppen neuer Raubtiere und Lebensraumverlust aufgrund landwirtschaftlicher Nutzung. Stattdessen weisen die fossilen Aufzeichnungen darauf hin, dass sie während des glazialen-interglazialen Übergangs vor etwa 12.000 Jahren verschwanden, der zu viel wärmeren Bedingungen führte und den Beginn des heutigen Holozän markiert.
Mit topografischen Daten und Meeresspiegelmodellen simulierte Franklin die Auswirkungen dieses Übergangs und zeigte, wie ein Anstieg des Meeresspiegels um 121 Meter die Bahamas beeinflusste, wobei deren Landfläche sich um mehr als das Zehnfache verringerte. Klimamodelle zeigten, dass das kühlere, trockenere Wetter auf den Bahamas gute Bedingungen für diese Arten geliefert hätte.
„Wir wissen aufgrund der Untersuchung dieser Vögel, dass ihre Lebensräume Kieferngrasländer sind, die in kühleren, trockeneren Regionen vorkommen. Diese Lebensräume gingen verloren, als die Bahamas tropischer wurden“, sagte Franklin. Franklin sagte, die Forschungsarbeit unterstreiche, was zukünftig mit bedrohten Arten bei einem raschen Klimawandel geschehen könnte, der sich in Zeitskalen von Jahrzehnten und nicht in Jahrtausenden abspielt.
„In den kommenden Jahrzehnten werden der moderne Klimawandel und andere menschliche Aktivitäten einen grundlegenden Einfluss auf unser Ökosystem haben. Anthropogener Klimawandel und ein resultierender Anstieg des Meeresspiegels vollziehen sich jetzt viel schneller als beim Übergang der letzten Eiszeit zum aktuellen globalen Klima. Spezies und Ökosysteme haben nicht die Zeit, um sich anzupassen, insbesondere wenn der Klimawandel in einer Welt geschieht, in der Menschen das Gesicht der Erde auf andere Weise verändert haben, etwa durch Abholzung und so weiter.“
(THK)
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