Weil diese Website erfreulicherweise auch viele Astronomie-Einsteiger zu ihren Lesern zählen kann und weil doch hier und da mal Fragen zur Orientierung am Himmel per Email oder über die Social-Media-Accounts eintreffen, ist es an der Zeit, eine kleine Artikelserie zum Thema zu starten. Unter dem Titel „Sternbilder für Einsteiger“ werden in unregelmäßigen Abständen (heißt je nach Wetterlage und Jahreszeit) die jeweiligen Sternbilder vorgestellt. Der Schwerpunkt dabei liegt auf Beobachtungen und der Orientierung mit dem bloßen Auge, da nicht jeder ein Fernglas oder gar ein Teleskop besitzt.
Den Anfang der sporadischen Artikelserie bilden zwei markante Sternbilder des Winterhimmels auf der nördlichen Hemisphäre: Orion und Stier. Auf dem unten eingebundenen Bild sind die Verbindungslinien eingezeichnet und die Sternnamen, sowie auffällige Objekte beschriftet (für die große Version bitte auf das Bild klicken, oder hier auf Flickr schauen).
Dazu muss man erwähnen, dass von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) lediglich die Grenzen der Sternbilder festgelegt wurden, nicht das Aussehen der Sternbilder selbst. Normalerweise werden die Verbindungslinien zwischen den hellsten Sternen eines Sternbildes gezogen, aber es kann sein, dass andere Darstellungen von der hier gezeigten Version geringfügig abweichen. Das Sternbild insgesamt bleibt von solchen kleineren Abweichungen jedoch unberührt, so dass es für die allgemeine Orientierung keinen Unterschied macht.
Orion
Das Sternbild Orion springt auch ungeübten Beobachtern förmlich ins Auge, allein schon wegen der drei Sterne, die den Gürtel des mystischen Jägers bilden. Lässt man seinen Blick vom mittleren Gürtelstern Alnilam aus nach unten wandern, gelangt man zu einem der bekanntesten Deepsky-Objekte überhaupt. M42 (das hier übrigens nicht für eine Gewindebezeichnung steht, sondern für das 42. Objekt im Messier-Katalog) ist auch besser bekannt als der Orionnebel. Dabei handelt es sich um eine ausgedehnte Sternentstehungsregion, die für Astronomen sehr interessant ist. Aufgrund ihrer Größe und Nähe können sie die komplexen Interaktionen aus Gas, Staub, Schockwellen, Magnetfeldern, Gravitation und Strahlung dort besonders gut untersuchen.
Aus denselben Gründen ist der Orionnebel aber auch für Hobby-Sterngucker und Astrofotografen ein lohnenswertes Ziel (siehe beispielsweise hier). Beobachtungen mit dem bloßen Auge, worauf diese Artikelserie ja abzielt, zeigen ihn als helles, verwaschenes Fleckchen.
Erwähnenswert ist außerdem der Stern Beteigeuze, der linke Schulterstern des Orion. Er hebt sich durch sein orangefarbenes Licht von den anderen Sternen des Sternbildes ab. Beteigeuze ist ein Roter Überriese und mindestens 950 Mal größer als unsere Sonne. Er wird in naher Zukunft (in kosmischen Maßstäben bedeutet das wahrscheinlich innerhalb der nächsten 100.000 Jahre) als Supernova explodieren und seinen Betrachtern ein einzigartiges Schauspiel bieten.
Stier (Taurus)
Auch Aldebaran, der Hauptstern des Sternbildes Stier, leuchtet erkennbar rötlich. Als Roter Riese ist er zwar deutlich größer als die Sonne (ca. 44-facher Durchmesser), aber nicht so groß und so massereich wie Beteigeuze. Um Aldebaran und das Sternbild Stier zu finden, kann man grob die Gürtelsterne des Orion nutzen: Man verlängert die Verbindungslinien zwischen den Gürtelsternen in Gedanken und folgt dieser gedachten Linie. Die Linie zeigt nicht direkt auf Aldebaran, aber sie führt nah an ihm vorbei, so dass er direkt auffällt – damit hat man das Sternbild Stier gefunden.
Im Sternbild Stier lassen sich zwei schöne Deepspace-Objekte mit dem bloßen Auge erkennen. Zum einen der offene Sternhaufen M45 (wieder kein Gewinde!), besser bekannt als die Plejaden oder das Siebengestirn, manchmal auch die Sieben Schwestern genannt. Zu ihnen gelangt man, wenn man der oben erwähnten Linie über den nahen Aldebaran hinaus noch ein Stück weiter folgt. Mit dem bloßen Auge kann man den Sternhaufen bereits in Einzelsterne auflösen, wobei Einsteigern das mit indirektem Sehen (also knapp dran vorbeigucken) meistens besser gelingt. Mit größeren Optiken sind detailreichere Beobachtungen oder Aufnahmen möglich.
Das andere Deepsky-Objekt ist ebenfalls ein offener Sternhaufen, die sogenannten Hyaden. Dieser Sternhaufen ist nicht ganz so auffällig wie die eng begrenzten Plejaden. Er liegt in direkter Nähe zum Hauptstern Aldebaran, ist aber nicht mit ihm assoziiert. Das heißt, die Hyaden-Sterne befinden sich nur zufällig in der gleichen Richtung am Himmel. Dennoch bilden sie zusammen mit dem rötlichen Aldebaran einen schönen Kontrast, der für interessierte Einsteiger immer einen Blick wert ist.
Dies war der erste Teil der Serie „Sternbilder für Einsteiger“. Welche Sternbilder in den kommenden Teilen das Thema sein werden (und wann die Teile folgen werden), hängt im Wesentlichen vom Wetter ab.
Allen Lesern Clear Skies, wie man so schön sagt
(THK)
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